Kirchheim

Der Schlüssel zur Selbstbestimmung

Hilfsorganisation Der Kirchheimer Verein „Hilfe für Guasmo“ setzt sich für die Bildung und Ausbildung der Armen in Ecuador ein. Jetzt wird eine rechtskräftige Tochterorganisation vor Ort gegründet. Von Katja Eisenhardt

Ursula Hauser, Ehrenvorsitzende des Vereins „Hilfe für Guasmo“, mit Ordensschwestern der Schule Colegio Mazarello und Schülerinn
Ursula Hauser, Ehrenvorsitzende des Vereins „Hilfe für Guasmo“, mit Ordensschwestern der Schule Colegio Mazarello und Schülerinnen, die durch das Stipendium des Vereins dort ausgebildet werden. Foto: Ursula Hauser

Im nunmehr 31. Jahr engagieren sich die Mitglieder des Kirchheimer Vereins „Hilfe für Guasmo“ unermüdlich für junge Menschen im Armenviertel der ecuadorianischen Millionenstadt Guayaquil, dem davon nördlich gelegenen kleinen Dorf La Aurora, in Puerto Napo/Tena im Regenwald sowie in Salasaca, einem kleinen Ort in den Anden. „Es geht dabei nicht um das Verteilen von Almosen“, betont die langjährige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende Ursula Hauser.

Vielfach ist sie selbst nach Ecuador gereist, kennt die schwierigen Lebensumstände in den Armenvierteln aus ihren eigenen Erfahrungen. 1986 war sie erstmals dort und reiste mit der klaren Vorstellung wieder ab, dass etwas getan werden kann und muss. „Der Fokus unserer Arbeit liegt von Anfang an auf den Themen Bildung und Ausbildung - besonders jene junger Mädchen und Frauen, denen so ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben ermöglicht werden soll.“ Wissen ist Befreiung - so der passende Wahlspruch, den sich der Verein auf die Fahnen geschrieben hat. Die Bildungsarbeit funktioniere bei den widrigen Lebensumständen der Familien vor Ort nicht ohne Sozialarbeit, weiß Ursula Hauser aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung. Sie selbst ist studierte Sozialarbeiterin, war lange in der Jugendbildungsarbeit tätig und zudem Bildungsreferentin an der katholischen und evangelischen Bildungsakademie.

Probleme wie Kriminalität, Drogen, Alkohol und Armut prägen das Leben vieler Ecuadorianer nach wie vor. „Das können wir auch nicht aus der Welt schaffen, wir können durch unsere Unterstützung aber für einige Menschen den Weg in ein besseres Leben ebnen“, betont Ursula Hauser. Etwa dadurch, dass die jungen Frauen einen eigenen Beruf erlernen - sei es jener der Friseurin oder Schneiderin - und sich bestenfalls sogar eine eigene berufliche Existenz damit aufbauen können. „Wir möchten die Frauen dazu befähigen, aus der sehr verbreiteten Abhängigkeit von ihren Männer herauszukommen, ihnen zu ihrer Würde verhelfen“, ergänzt ihr Mann Werner Hauser, Kirchheims ehemaliger Oberbürgermeister. Es gehe darum, gerade den Mädchen und Frauen ein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Kindern wird der Schulbesuch ermöglicht, Älteren ein Studium oder eine Ausbildung, und den Familien so dabei geholfen, gemeinsam den Weg aus der Armut zu finden. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Stichwort.

Auch eine pädagogische und psychologische Beratung wird vor Ort bei Bedarf organisiert. „Man schaut individuell, welche Bedürfnisse vorhanden sind“, so Ursula Hauser. Immer wieder investiert der Kirchheimer Verein zudem in verschiedene Bildungseinrichtungen in Ecuador, hat beispielsweise schon eine Kinderkrippe und eine Schule mit ausgebaut oder - einer der Meilensteine - ein vielseitig aufgestelltes Bildungszentrum aufgebaut. Für die Bildungs- und Ausbildungsförderung vergibt der Verein Stipendien. Die Stipendiaten - derzeit 90 in Guayaquil und 40 in Puerto Napo - sind zwischen fünf und 23 Jahre alt, gehen zur Schule, machen eine Ausbildung oder studieren. Die Sozialarbeiterinnen des Teams vor Ort wählen die Stipendiaten aus, kennen die Familien und deren Lebensumstände persönlich und prüfen genauestens die Motivation der jungen Menschen und ihrer Eltern. Denn die Leistungsbereitschaft müsse zwingend vorhanden sein, um für ein Stipendium vorgeschlagen zu werden, erklärt Ursula Hauser.

Ohne die Sozialarbeiter würde das nicht funktionieren. Die Spender und Paten in Deutschland oder die Lehrer vor Ort könnten die Motivation und das notwendige Durchhaltevermögen für ein besseres Leben allein nicht vermitteln.