Kirchheim

Der Sommernachtstraum bleibt am Leben

Open-Air-Kino Am 5. Juli endet das Autokino auf dem Kirchheimer Güterbahnhofsgelände. Gut vier Wochen später, am 6. August, läuft schon der erste Film auf dem angestammten Martinskirchplatz. Von Andreas Volz

Ein Bild aus vergangenen Jahren: So voll wie hier wird es beim Sommernachtskino im August nicht werden. Die Stimmung soll aber d
Ein Bild aus vergangenen Jahren: So voll wie hier wird es beim Sommernachtskino im August nicht werden. Die Stimmung soll aber dieselbe sein wie immer. Archiv-Foto: Mirko Lehnen

In den härtesten Lockdown-Zeiten hätte wohl niemand auch nur einen Pfifferling darauf gegeben, dass das Kirchheimer Sommernachtskino im Corona-Sommer 2020 auf dem Martinskirchplatz stattfinden könnte. Lediglich Kino-Betreiber Reimund Fischer hat immer daran festgehalten und wie der alte Cato unermüdlich wiederholt, er sei der Meinung, dass diese Open-Air-Veranstaltung auf den Stammplatz in der Innenstadt gehört.

Eine mögliche Alternative wäre das Güterbahnhofsgelände gewesen - mit einem fließenden Übergang vom Auto- zum Sommernachtskino. Das ist jetzt allerdings vom Tisch: „Wir wollen dem Kirchheimer Kultursommer in der Innenstadt nicht entgegenwirken, indem wir eine Konkurrenzveranstaltung außerhalb der Innenstadt anbieten“, sagt Reimund Fischer.

Sein Kompagnon Joachim Borkowski ergänzt: „Es ist angenehmer, in der Innenstadt im Freien zu sitzen, um Filme zu schauen. Unter anderem deswegen gehen wir zurück auf unseren Stammplatz. Im Sommernachtskino ist auch die Atmosphäre viel dichter als im Autokino.“

Den Erfolg des Autokinos wollen beide Kinomacher nicht in Abrede stellen: „Das war eine gute Zeit. Wir haben viele neue Erfahrungen gemacht und viele tolle Momente erlebt“, meint Joachim Borkowski. Reimund Fischer präzisiert: „Wir waren mehrfach ausverkauft. Das zeigt mir, wie wichtig es war, dass wir in der Coronazeit den Leuchtturm der Kultur wieder zum Leuchten gebracht haben.“ Die Wetterabhängigkeit von Open-Air-Veranstaltungen hat er freilich auch auf dem Güterbahnhofsgelände erlebt: „Bei einer kompletten Regenwoche wird es da genauso schwierig wie sonst im Sommernachtskino. Die Leute haben keine große Lust, den ganzen Film über ihren Scheibenwischer laufen zu lassen.“

So oder so ist damit in Bälde Schluss: Am Sonntag, 5. Juli, läuft der letzte Film im Autokino. Am Tag danach beginnt das große Abbauen. „Nach eineinhalb Wochen übergeben wir die Fläche wieder im Originalzustand.“ Bei der Wiederherstellung des Areals können die Menschen aus Kirchheim und Umgebung behilflich sein - und davon sogar selbst profitieren: „Wir haben 90 Tonnen Sand vor der Leinwand aufschütten lassen. Fünf Tonnen sind sogar feinster Sand. Das verschenken wir jetzt alles.“ Wer also - wofür auch immer - gerade Sand benötigt, kann unter der Telefonnummer 01 60/97 21 60 56 einen Termin zum Sandschöpfen vereinbaren. Voraussetzung: Eimer oder Anhänger, Schippen und Arbeitskraft sind selbst mitzubringen.

An Arbeit wird es den Kinomachern nach dem Aufräumen an der Schöllkopfstraße nicht mangeln. Zwar soll es auf dem Martinskirchplatz ein möglichst „normales“ Sommernachtskino geben. Aber längst nicht alles wird so normal wie gewohnt. Das beginnt schon beim Zeitdruck der Vorbereitungen. Normalerweise wäre jetzt nämlich bereits das Programmheft für die 25 Kinonächte vom 6. bis zum 30. August im Druck. So aber geht es erst noch darum, die endgültige Filmauswahl festzulegen.

Ebenfalls nicht normal ist die Beschränkung auf maximal 500 Zuschauer, die nach derzeit gültiger Corona-Verordnung unumgänglich ist. Deswegen werden die Abstände zwischen den Sitzreihen vergrößert. Und immer wieder müssen Stühle freibleiben, weil höchstens 20 Personen als Gruppe zusammensitzen dürfen. „Das müssen aber feste Gruppen sein, die sich auch sonst regelmäßig treffen“, sagt Joachim Borkowski. „Wir können nicht am Einlass auf 20 zählen und sagen: ,Ihr seid für heute Abend eine Gruppe‘.“

Tickets gibt es wohl nur online

Auch der Ticketverkauf wird sich ändern. Voraussichtlich lassen sich die Kinokarten nur online bestellen - ohne Vorverkauf und ohne Abendkasse. „Kurzentschlossene können aber auch direkt am Einlass noch ein Ticket lösen, per Smartphone. Wer sich da schwer tut, dem sind wir gerne behilflich.“ Für die Abstandsregeln, die auch beim Catering einzuhalten sind, sehen die Kinomacher die Beschränkung auf 500 als Vorteil: „Dadurch entzerrt sich der Andrang hinter der Kirche.“

Ansonsten aber soll auch im Corona-Sommernachtskino gelten, was immer gilt: „Lustige Filme werden lustiger und traurige noch trauriger. Das gemeinsame emotionale Erlebnis ist das, was das Sommernachtskino ausmacht.“

Die Organisatoren der Autokonzerte auf der Hahnweide erhalten 17 000 Euro aus der Stadtkasse. Foto: Carsten Riedl
Die Organisatoren der Autokonzerte auf der Hahnweide erhalten 17 000 Euro aus der Stadtkasse. Foto: Carsten Riedl

Musik und Fernweh zum Abschluss des Autokinos

Das Abschlusswochenende des Autokinos bietet noch einmal zwei besondere Höhepunkte: Nach dem großen Erfolg am vergangenen Montag gibt Ellen Strauß-Wallisch mit ihrer Band am Samstag, 4. Juli, ein weiteres „Mitsing“-Konzert vor Filmbeginn. Tags darauf, für Sonntag, 5. Juli, hat sich eine weitere Weltreisende im Kirchheimer Autokino angesagt: Margot Flügel-Anhalt ist mit dem Motorrad von Hessen bis Zentralasien gereist. Einer der Höhepunkte ihrer Reise war der Pamir Highway, die zweithöchste Fernstraße der Welt. Zwischendurch hat sie auch ein Filmteam begleitet. Gemeinsam mit einem Team-Mitglied stellt sie am Sonntag „Über Grenzen - Der Film einer langen Reise“ in Kirchheim vor. vol