Im Pavillon am Kirchheimer Rambouillet-Platz geht es quietschebunt und fröhlich zu. Zum offenen Treff des Brückenhauses sind wieder viele Kinder und Jugendliche gekommen. Heute werden Knusperhäuschen für zu Hause hergestellt. Dazu braucht es neben Keksen auch unterschiedliche Lebensmittelfarben - und vor allem Puderzucker als süßen Mörtel zwischen den Keks-Platten. „Wir werden die halbe Nacht putzen“, ist sich Anika Landthaler vom Brückenhaus bewusst. Das tut der guten Laune der Schulsozialarbeiterin an der Teckrealschule keinen Abbruch. Geduldig erklärt sie den Kindern, wie die Zucker-Farben-Pampe am besten angerührt wird, hilft, wenn sie gerufen wird, und lässt ansonsten alle in ihrem Tempo werkeln. So entstehen akkurate Plattenbauten mit und ohne Tür und Schornstein, windschiefe Hexenhäuschen und voluminöse Prachtbauten mit Waffelröllchen-Halle. Ganz Pfiffige denken sogar an die Inneneinrichtung, und so werden aus süßen Dominosteinen ruckzuck Sofas.
Die zehnjährige Hana ist schon sehr verantwortungsbewusst. Das albanische Mädchen ist Muslima und deshalb müssen ihre Gummibärchen und rosaroten Gummielefanten vegan sein. Damit ja keine Verwechslung passieren kann, legt sie die Tüte extra unter die ausgeschütteten Elefanten-Köpfe.
Unterstützt wird Anika Land-thaler von Laura, die regelmäßig freitagnachmittags beim Offenen Treff mitarbeitet. Sie überlegt, ob sie beruflich in die sozialpädagogische Richtung gehen will, so gut gefällt ihr die Arbeit beim Brückenhaus. Dafür hat sich schon Sophia entschieden, die ebenfalls ehrenamtlich als Praktikantin arbeitet. Sie studiert Kindheitspädagogik im fünften Semester. „Wenn man mal hier beim Brückenhaus gearbeitet hat, will man nicht mehr weg. Das ist ein sehr offenes und lockeres Team mit super Pädagogen. Man kann hier seine eigene Persönlichkeit entfalten, und man wird wertgeschätzt“, sagt die junge Wernauerin, die ihre Begeisterung für die Arbeit und die Kinder nicht verbergen kann. Die Sympathie ist gegenseitig. „Das ist Sophia“, schreien die Kinder im Chor, als die Studentin als Nikolaus verkleidet mit einem Jute- sack auf dem Rücken zur Tür hereinkommt und Mandarinen und große Schoko-Nikläuse verteilt. Ob das prompte Erkennen wohl auch an den rotlackierten Fingernägeln lag?
Anika Landthaler ist die Hauptamtliche im Team, es ist ihre Gruppe. Sie plant die Aktionen. Die „Freitagsgruppe“ hat sie von Jessica Villamar Ruiz übernommen. Die Geschäftsführerin hat dem Brückenhaus den Rücken gekehrt, da sie mit ihrer Familie nach Teneriffa ausgewandert ist. „Freitags sind die Klassen eins bis sieben da. Das hat sich so ergeben“, erzählt Anika Landthaler. Mittwochnachmittags kommen die 14- bis 17-Jährigen zu ihr in den Pavillon und dabei hat sich eine Kochgruppe etabliert. „Á la Kochduell geht es dann hier zu“, verrät sie. Viele leckere Gerichte wurden schon in der Küche im Pavillon gezaubert, beispielsweise Flammkuchen und Minipizzen. „Es gab auch schon Gnocchi mit verschiedenen Soßen. Ein italienischer Junge hat sich sehr für die Tomatensoße verantwortlich gefühlt - und an Halloween gab‘s was Grusliges“, erzählt Anika Landthaler.
„Ab Klasse sieben wird nicht mehr gebastelt, da wird auf dem Sofa in der hinteren Ecke gechillt“, sagt Anika Landthaler. Je später es am Nachmittag wird, desto mehr finden sich dort Jugendliche ein und die Knusperhäuschen gehen ihrer Vollendung entgegen. Gemütlich lümmeln die jugendlichen Zuschauer mit einem Getränk in der Hand in ihrer Nische, erzählen sich bei Getränken den neuesten Tratsch und machen ein bisschen Quatsch. Die aktiven Kids, die sich nicht in der Feinmotorik des Häuschenbauens üben wollen, kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Sie toben auf dem Hof der Teckschule umher, wärmen sich kurz im Pavillon bei Punsch auf und drehen die nächste Runde.