Kirchheim

„Der Umgang mit den Polizisten ist ruppiger geworden“

Bundestagswahl Der Grünen-Politiker Matthias Gastel steht regelmäßig im Dialog mit der Polizei.

Symbolbild

Region. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne) hatte während seiner bislang vierjährigen Parlamentszugehörigkeit mehrfach Polizeireviere besucht und sich über die Arbeit der Polizistinnen und Polizisten informiert. Um auch interessierten Bürgern Einblicke zu ermöglichen, lud Matthias Gastel zur Veranstaltung „Aus dem Alltag eines Polizisten“ nach Weilheim ein. Es ging um die Attraktivität des Polizeidienstes, um den gesellschaftlichen Respekt den Polizisten gegenüber, um den Einsatz beim G20-Gipfel in Hamburg sowie die Ausstattung der Polizei.

„Wir müssen sehen, dass offene und demokratische Gesellschaften wie die unsere immer verwundbar sein werden. Sicherheit und Freiheit müssen immer wieder aufs Neue abgewogen werden. Aktionismus ohne Nutzen für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger lehnen wir ab“, sagte Matthias Gastel in seiner Begrüßung. Er kritisierte, dass in den letzten Jahren über 1 000 Stellen bei der Bundespolizei abgebaut wurden. Seine Partei fordere, diesen Fehler rückgängig zu machen. Die Terrorismusbekämpfung soll verbessert werden, indem Defizite bei der Identitätsfeststellung von Einreisenden behoben werden und in der EU der automatische Datenabtausch besser organisiert wird.

Gesprächspartner war Frank-Ulrich Seeman, Polizist und Kriminalhauptkommissar. In seinen 40 Dienstjahren hat er reichlich Erfahrungen sammeln können: im Großstadtrevier genauso wie auf dem Land, bei der Bekämpfung der Drogen- wie auch der Rockerkriminalität und vielem mehr. Dabei hat er feststellen können, dass der Umgang insbesondere bestimmter großstädtischer Milieus gegenüber den Polizisten ruppiger geworden ist.

Auf Gastels Frage, wie es beim G20-Gipfel in Hamburg zu derart heftigen Ausschreitungen mit vielen Verletzten auf beiden Seiten kommen konnte, antwortete Seemann, dass es zu polizeilichen Fehleinschätzungen und womöglich auch nicht hilfreichen politischen Einflussnahmen gekommen sei. Immer wieder komme es vor, dass die Politik von der Polizei erwarte, dass die Staatsgäste möglichst nichts von den Protesten mitbekommen. Umso größer wird der Aufwand, die Veranstaltung abzusichern.

Der Gipfel hätte aber auch nie in Hamburg stattfinden dürfen, warf ein im Publikum anwesender Polizist ein. Gewaltbereiten Personen würden ihre Aktionen viel zu leicht gemacht. Die Ausstattung der Polizei (zumindest in Baden-Württemberg) ist aus Seemanns Sicht gut. Woran es hapere, sei ein guter Digitalfunk. Auch wäre es gut, wenn es das Berufsbild eines „Polizeifachangestellten“ für die Erledigung von Schreibarbeiten geben würde, sodass die Polizei mehr Präsenz „draußen“ zeigen könnte. Vorteilhaft ist auch die Aufnahme von Menschen mit Migrationshintergrund bei der Polizei. Sie könnten sich besser in Menschen aus anderen Kulturkreisen hineindenken und sich häufig besser mit ihnen verständigen.

Was es mit „PolizeiGrün e. V.“, in dem Seemann Mitglied ist, auf sich hat, wollte Matthias Gastel zum Ende der Veranstaltung erfahren. „PolizeiGrün“, so Seemann, sei ein Verein von den Grünen nahestehenden Polizeiangehörigen, die sich über ihre Vorstellungen von Polizeiarbeit austauschen. Zu den Aufgaben zählten die Beratung politischer Entscheidungsträger sowie die Mitwirkung bei der Ausgestaltung einer noch moderneren und bürgerfreundlicheren Polizei.

Dass aus dem Publikum der Wunsch kam, dieses neue, Einblicke ermöglichende Veranstaltungsformat an einem anderen Ort zu wiederholen, freute Matthias Gastel besonders, und er sagte dies gleich zu.pm