Kirchheim

Der Wein macht Kirchheim zum Dorf

Rollschuhplatz Zwischen Bastion, Vogthaus und Alleenring ist in den letzten Tagen wieder eine Laubenstadt entstanden. Eröffnet wird das Weindorf am heutigen Donnerstag. Von Andreas Volz

Auf guten Besuch hoffen die Wirte auch bei der 29. Auflage des Kirchheimer Weindorfs.Archiv-Foto: Markus Brändli
Auf guten Besuch hoffen die Wirte auch bei der 29. Auflage des Kirchheimer Weindorfs.Archiv-Foto: Markus Brändli

Auf dem Rollschuhplatz herrscht geschäftiges Treiben - und das schon viele Tage, bevor Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker am heutigen Donnerstag um 18 Uhr das 29. Kirchheimer Weindorf offiziell eröffnet.

Das Pressegespräch mit den Weindorfwirten gestaltet sich während der Aufbauphase jedenfalls schwierig: Walter Brackenhammer hat einen Termin außerhalb Kirchheims und ist dort unabkömmlich. Michael Holz und Robert Ruthenberg sind zwar beide auf dem Rollschuhplatz. Aber auch sie sind eigentlich unabkömmlich, denn in schöner Regelmäßigkeit klingelt immer bei einem von beiden gerade das Telefon.

Alles andere wäre verwunderlich. Beim Aufbau gibt es viele Detailfragen, die innerhalb kürzester Zeit geklärt werden müssen. Für so etwas wie Durchschnaufen bleibt da keine Zeit. Trotzdem gibt es auch noch Wichtigeres, und das wird natürlich zuerst besprochen: Der Unfall vom vergangenen Samstag bewegt die Gemüter, weil viele den Hubschrauber gehört und gesehen haben. Was war da eigentlich genau passiert?

Kräftig anpacken heißt es im Vorfeld des Weindorfs auch für Michael Holz (links) und Robert Ruthenberg.Foto: Carsten Riedl
Kräftig anpacken heißt es im Vorfeld des Weindorfs auch für Michael Holz (links) und Robert Ruthenberg.Foto: Carsten Riedl

Robert Ruthenberg berichtet, dass jemand von der Leiter gestürzt sei: „Für kurze Zeit war er bewusstlos, deswegen musste der Rettungshubschrauber angefordert werden.“ Zum Glück habe der Mann sich keine größeren Verletzungen zugezogen. „Er hat eine Gehirnerschütterung, zwei gebrochene Rippen und einen ausgekugelten Finger.“ Das ist sicher alles andere als angenehm, aber Robert Ruthenberg fügt beruhigend hinzu, dass nicht mit bleibenden Schäden zu rechnen ist.

„Da war natürlich was los am Samstag“, sagt er rückblickend, um danach endgültig vorauszublicken auf 18 Tage Weindorf mit vielen Angeboten - auch mit speziellen Ereignissen wie Gourmettage oder Grillen mit dem deutschen Meister. Gerade das Grillen passt für ihn perfekt zum edleren Ambiente des Weindorfs: „Gegrillt wird inzwischen auch auf Sterneküchenniveau. Das passt zum Wein.“ Unter anderem bietet er gegrillten Octopus an. „Das ist frischer Octopus“, betont er, „der wird nicht monatelang tiefgekühlt.“

Außer Wein stehen mitunter auch andere edle Tropfen im Mittelpunkt: An beiden Weindorf-Montagen gibt es jeweils ein „Whiskey- und Zigarrentasting“, wobei weder dem gedruckten noch dem digitalen Programm eindeutig zu entnehmen ist, ob statt Whiskey (aus Irland oder den USA) nicht vielleicht doch ­Whisky (aus Schottland) kredenzt wird.

Wem das gälisch-keltische Wasser des Lebens oder die dicken Zigarren aus Mittelamerika nicht ernährungsbewusst genug sind, der kann auch vermehrt vegane Speisen ordern. Michael Holz erwähnt, dass auf seiner Speisekarte „Tofu in Kräutern“ und „Seitan­steak“ zu finden ist. Bei ihm ist der Weiße Ochsen für die Küche zuständig: „Ich habe ja keinen Restaurantbetrieb mehr.“ Bei Walter Brackenhammer kocht Enzo, der in Kirchheim bestens bekannt ist. Robert Ruthenberg geht mit seinem eigenen Team an den Start.

Wichtigstes Thema ist aber der Wein. Robert Ruthenberg und Michael Holz geben gleich reihenweise Empfehlungen ab und schwärmen von zahlreichen Weinbaugegenden. Die wiederum liegen nicht nur in Württemberg oder Baden. Viele Herkunftsgebiete sorgen bei den daheimgebliebenen Weindorfbesuchern für Urlaubsstimmung, seien es nun der Gardasee, Frankreich, Spanien, die Südsteiermark oder gar Argentinien.

Wichtige Trends gibt es auch bei der Darreichungsform: Der Wein wird nicht zu warm serviert: der rote bei 18 Grad Celsius, die weißen und die Rosé-Weine dagegen nahe am Gefrierpunkt. Michael Holz: „Die Leute wollen das richtig kalt - kälter, als es ein Winzer empfehlen würde.“ Außerdem wird der Wein gleich in Flaschen bestellt, bei größeren Gruppen durchaus auch in größeren Flaschen. Die Magnum-Angebote reichen von drei bis hin zu zwölf Litern. Außer dem möglichen Preisvorteil sieht Robert Ruthen­berg für diesen Trend noch weitere Gründe: „Das sieht gut aus und macht auch viel mehr Spaß.“

Besondere Programmpunkte auf dem Weindorf

Das Weindorf auf dem Kirchheimer Rollschuhplatz hat vom heutigen Donnerstag bis Sonntag, 20. August, täglich ab 17 Uhr geöffnet. Offiziell eröffnet wird es heute um 18 Uhr durch Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker.

Axel und Siggi sind donnerstags und freitags mit Gitarre und Ziehharmonika unterwegs. Sie spielen Lieder zum Schunkeln und Mitsingen.

Zum Gourmettag in der Waldhorn-Laube am Sonntag, 6. August, kocht Marcus Krietsch, ehemals jüngster Sternekoch Deutschlands.

Jeweils montags gibt es eine besondere Weinverkostung mit der „cantina adornetto“ sowie ein Whiskey- und Zigarrentasting.

Grillen mit dem Deutschen Meister Florian Knecht steht am Sonntag, 13. August, an.

„Best Bottle“ heißt es am Donnerstag, 17. August. Jeder kann nach Voranmeldung die beste Flasche aus dem eigenen Weinkeller mitbringen, um sie im Kreis von Kennern zu teilen und zu bewerten.

Eine historische Weinführung mit dem Stadtrat und Landtagsabgeordneten Andreas Kenner leitet um 16.30 Uhr den Abschlusssonntag des Weindorfs am 20. August ein.vol