Kirchheim

Der Wille ist da, es fehlt nur am Bescheid

Sanierung An der Freihof-Realschule stehen Umbauten im Fachklassentrakt an. Die Stadt Kirchheim muss aber noch auf Zuschusszusagen warten. Von Andreas Volz

Seit 1984 hat sich hier nicht viel geändert. Zur Sanierung des Fachraums wird es wohl auch dieses Jahr nicht mehr kommen.Fotos:
Seit 1984 hat sich hier nicht viel geändert. Zur Sanierung des Fachraums wird es wohl auch dieses Jahr nicht mehr kommen.Fotos: Carsten Riedl

Hören und Sehen sind ja schon mal ganz gut. Am meisten lernt man aber immer noch beim Selbermachen und Ausprobieren: Zeitgemäßer Unterricht erfordert andere Räume für die Naturwissenschaften. Statt hörsaalartigem Aufbau, der nach vorne ausgerichtet ist, wo die Lehrkräfte ihre Versuche vorführen, braucht es jetzt viele einzelne Experimentierfelder. Die Schüler sollen selbst mit Strom und Gas hantieren können.

Viele Kirchheimer Schulen haben ihre NWT-Räume - die einstigen Physik-, Chemie- oder Biologiesäle also - nach und nach umgerüstet bekommen. An der Freihof-Realschule aber wartet man immer noch darauf, so sehnsüchtig wie vergebens. Immer wieder war der dringend erforderliche Umbau der Fachräume verschoben worden. Jetzt will die Stadt Kirchheim das Geld immerhin in die Hand nehmen: Eine Million Euro soll es kosten, den Physik- und den Chemiesaal umzurüsten, einschließlich neuer Bestuhlung und Leitungen für Strom, Gas und Medien in den Zimmerdecken.

Im gleichen Zug will die Stadt auch noch zusätzlich rund 500 000 Euro verbauen, um den Brandschutz im Fachklassentrakt zu verbessern. So soll das Treppenhaus eingehaust werden. Außerdem ist angedacht, auch das Obergeschoss über einen Steg mit dem Altbau zu verbinden. Dadurch gäbe es einen zweiten Fluchtweg, und außerdem wären dann alle Räume in der Freihof-Realschule barrierefrei erreichbar.

Umbau bis Schuljahresbeginn?

Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Bauarbeiten bereits Anfang Mai beginnen. Dann wären die Abschlussklassen nicht mehr vom Umbau betroffen. Viereinhalb Monate später könnte die Schule - gleich zu Beginn des neuen Schuljahrs - ihren neugestalteten Fachklassentrakt schon in Betrieb nehmen. So zumindest ist es gedacht, und so ist es auch mit der Schule abgesprochen.

Nur gibt es dabei zwei Probleme, die diese Planung zum reinen Wunschdenken degradieren dürften. Die Lieferfristen sind das erste Problem: „Bei der Ausstattung von NWT-Räumen gibt es schon fast monopolistische Strukturen“, erklärte Bürgermeister Günter Riemer im Ausschuss für Technik und Umwelt. Von zwei denkbaren Lieferanten habe der eine Lieferzeiten von 14 Wochen. Beim anderen seien es sogar 30 Wochen.

Die andere Schwierigkeit stellt der Zuschuss dar, den die Stadt Kirchheim vom Land erhalten kann. Augenblicklich rechnet man im Rathaus mit gut 280 000 Euro. Allerdings ist diese Rechnung bislang ohne den Wirt gemacht. Die tatsächliche Höhe des Zuschusses ist dabei das geringste Problem: Es steht noch nicht einmal fest, ob es überhaupt einen Zuschuss gibt, geschweige denn, wann.

Nur so viel ist sicher: Falls die Stadt zu bauen beginnt, ohne einen Zuschussbescheid abzuwarten, hat sie ihren möglichen Anspruch auf Zuschuss auf jeden Fall verwirkt. Der Bau beginnt aber nicht etwa mit dem Rausreißen der alten Einrichtung, sondern mit der Ausschreibung. Nun kommt das Zeitproblem: Weil die Zuschussanträge bis Ende März abgegeben werden können, wird das Regierungspräsidium vorher keinerlei Entscheidung treffen. Und auch danach wird es lange dauern, weil die Stadt Kirchheim nicht die einzige Kommune ist, die solche Anträge stellt. Anfang Mai, wenn planmäßig schon gebaut werden sollte, dürfte also noch nicht einmal der Zuschussbescheid im Rathaus eingetroffen sein.

Den Zeitplan einzuhalten, ist demnach ein schwierigeres Unterfangen als die Quadratur des Kreises. Einzige Möglichkeit: Die Kommunalverbände drängen auf eine politische Lösung. Die sähe so aus, dass es erlaubt sein soll, auszuschreiben und anzufangen, ohne dass der positive Bescheid aus dem Regierungspräsidium vorliegt. Aber auch diese politische Lösung braucht Zeit - Zeit, die angesichts der Lieferfristen ohnehin schon fast komplett davongelaufen ist.

Auf den Zuschuss zu verzichten, kommt aber auch nicht in Frage: „Nach der Gemeindehaushaltsverordnung sind wir verpflichtet, alle Zuschussmöglichkeiten voll auszuschöpfen“, erläutert Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker die Rechtslage. Was tut die Stadt folglich? Abwarten. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht: Der Ausschuss hat nicht nur der Planung zugestimmt, sondern auch einer Verschiebung um ein Jahr - falls dies notwendig sein sollte.

Die NWT-Räume an der Freihof-Realschule warten darauf, endlich auf den neuesten pädagogischen Stand gebracht zu werden.
Die NWT-Räume an der Freihof-Realschule warten darauf, endlich auf den neuesten pädagogischen Stand gebracht zu werden. Foto: Carsten Riedl