Kirchheim
Dettinger Straße: Autofrei auf Zeit – aber auf welche Zeit?

Fußgängerzone Das Versuchsstadium in der Dettinger Straße ist noch nicht beendet. Der Kirchheimer Gemeinderat hat die Entscheidung zu einem möglichen halbjährlichen Wechsel vorerst vertagt. Von Andreas Volz

Sie bleibt weiterhin umstritten – die Fußgängerzone in der Dettinger Straße. Aber de facto lohnt es sich derzeit schon längst nicht mehr, die Straße mit dem Auto anzuvisieren, zumindest in dem Teilstück zwischen Alleenstraße und Limburgstraße. Am einstigen Rössle bestünde zwar die Aussicht auf einen Parkplatz. Aber die reelle Chance, dass einer der wenigen Plätze tatsächlich frei ist, stellt sich als verschwindend gering dar.

Anzufahren ist der gesamte Platz ohnehin nur noch von Süden, also vom Gaiserplatz her oder von der Limburgstraße. Eine Zufahrt über die Ziegel- wie auch über die Stiegelstraße ist durch Pfosten verwehrt. Das scheint sich nur noch nicht bei allen Autofahrern herumgesprochen zu haben: Immer wieder wenden Fahrzeuge umständlich, weil deren Fahrer nach wie vor die gewohnte Abkürzung in Richtung Hahnweid- und Schöllkopfstraße nehmen wollen.

Vom Rössleplatz aus wäre zumindest hin und wieder die Weiterfahrt nach Norden in Richtung Walkstraße möglich: Der versenkbare Poller ist aus unterschiedlichen Gründen häufig genug im Boden verschwunden. Das liegt zum einen daran, dass „die Elektronik immer wieder nicht funktioniert“, wie Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader erklärt. Zum anderen liegt es daran, dass die Fußgängerzone zu bestimmten Uhrzeiten für den Lieferverkehr frei ist. Die Öffnung sollte freilich keiner als Einladung missverstehen, der nicht entweder Anwohner oder Lieferant ist.

Der Begriff der „temporären Fußgängerzone“ ist hier also ganz vielgestaltig zu deuten: Außerhalb der Lieferzeiten ist dieser Abschnitt der Dettinger Straße wohl tatsächlich eine Fußgängerzone. Ansonsten aber handelt es sich immer noch um ein Versuchsstadium, über das noch nicht endgültig entschieden ist. Rein theoretisch könnte also alles wieder rückgängig gemacht werden.

Die Interessen sind sehr unterschiedlich: Die Anwohner sind überwiegend zufrieden, weil die Fußgängerzonen-Regelung zu reduziertem Fahrzeugverkehr und damit zu deutlich weniger Lärm führt. Die Rückmeldungen aus den befragten Unternehmen fallen ganz anders aus. Pascal Bader zufolge sind die Benotungen „eher schlecht“ – ein Zeichen dafür, dass diejenigen, die geantwortet haben, „eher unzufrieden“ sind.

Was dagegen gut angenommen werde, seien die Schrägparkplätze in der Dettinger Straße zwischen Gaiserplatz und Limburgstraße, seitlich zum dortigen Einkaufsmarkt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die meisten Verkehrsteilnehmer an die neue Einbahnstraßenregelung gewöhnt und befahren diese Stelle nur noch in Süd-Nord-Richtung.

„Einbahnstraße“ ist das passende Stichwort für einen Antrag der Freien Wähler, den der Gemeinderat allerdings vertagt hat. Demnach soll die Dettinger Straße im Winter fünf Monate lang – von den Goldenen Oktobertagen bis zum 31. März – als Einbahnstraße nutzbar sein und im Sommer sieben Monate lang als Fußgängerzone dienen. Das wäre eine weitere Bedeutung der „temporären Fußgängerzone“, und zugleich könnte es der Gipfel der Verwirrung werden. Es bleibt also ebenso fraglich wie spannend, welche Entscheidung der Gemeinderat zu diesem Antrag treffen wird.
 

Bäume und Bänke

Eines immerhin ist beschlossene Sache, wie Oberbürgermeister Bader hinzufügt: die Attraktivierung und Aufwertung der Dettinger Straße. Bäume und Bänke sollen die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern. Auf diese Weise dürfte die Dettinger Straße also bereits im laufenden Jahr ihren Charakter ändern und tatsächlich in einem viel stärkeren Maß zur Fußgängerzone werden, als das bislang der Fall ist.

Ein Schild und ein paar Pfosten machen eben noch keine Fußgängerzone. Und bei einer Straße, auf der kein Auto unterwegs ist, handelt es sich zunächst einmal nur um eine leere oder freie Straße. Eine Fußgängerzone dagegen sollte belebt sein – und zwar von flanierenden Passanten, die sich dort hinsetzen können, wo einst Autos geparkt waren.