Kirchheim
Deutsche Post: Und noch ein Angebot fällt weg

Wirtschaft Mit der Schließung der Postagentur Bohnet in der Ziegelstraße verlieren Kundinnen und Kunden in rund einer Woche eine wichtige Anlaufstelle. Doch es kommt noch dicker: Auch die Postfächer fallen weg. Von Antje Dörr

Immer werktags gegen 9 Uhr parkt Teckboten-Fahrerin Gaby Flegel ihren Wagen in der Kirchheimer Ziegelstraße. Ihr Ziel: die Postfachanlage, die aktuell noch von Familie Bohnet befüllt und verwaltet wird. Doch damit ist bald Schluss: Martin und Ursula Bohnet geben ihren Kiosk mit Pos­tagentur zum 30. Januar auf. Die Deutsche Post hat bislang keinen Nachfolger gefunden, und auch die Postfachanlage kann nicht in den Räumen bleiben. Deshalb hat das Unternehmen seinen 130 Kundinnen und Kunden, die in Kirchheim aktuell ein Postfach gemietet haben, schriftlich mitgeteilt, dass Sendungen ab dem 31. Januar in Wendlingen abgeholt werden müssen. Der Umzug sei „vorübergehend“, sagt ein Sprecher. „Sobald geeignete Räumlichkeiten in Kirchheim gefunden sind, wird die Postfachanlage wieder in Kirchheim betrieben.“

 

Wir wollen versuchen, die Deutsche Post künftig so weit es geht zu meiden.
Bettina Basche, Unternehmerin aus Kirchheim

 

„Dann muss ich ab jetzt wahrscheinlich früher anfangen, zu arbeiten“, sagt Gaby Flegel konsterniert. Der Weg nach Wendlingen kostet die Teckboten-Fahrerin – je nach Verkehr – mindestens 30 Minuten extra, eher mehr. Vorerst wird ihr nichts anderes übrig bleiben, doch Flegels Arbeitgeber denkt bereits über einen Plan B nach, der vermutlich lauten wird: Kündigung des Postfachs. Allerdings sehen die Alternativen nicht gerade rosig aus. „Wenn wir uns die Post direkt zustellen lassen, ist sie irgendwann zwischen 8 und 17 Uhr da“, sagt Melanie Frommer, Assistentin der Geschäftsführung bei GO Verlag. Eine Unwägbarkeit, mit der das Unternehmen nicht leben kann. Neben der direkten Zustellung bietet die Deutsche Post den Service „HIN + WEG“ an, bei dem die Post gegen Aufpreis in einem bestimmten Zeitfenster geliefert wird. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. „Aktuell wird geprüft, ob wir überhaupt auf der Route liegen“, sagt Frommer. In diesem Fall wäre die Post morgens zwischen 9 und 10.30 Uhr im Haus. 

Lieber würde Frommer ins Postfach der Dettinger Filiale „umziehen“, doch auch das ist nicht ohne Weiteres möglich. „In diesem Fall müsste ich unser altes Postfach kündigen und würde eine neue Nummer bekommen“, sagt Melanie Frommer. Natürlich ist auch das keine Option.

Andere Postfachkunden haben bereits gekündigt. Einer davon ist Arwato Plastic, ein Unternehmen, das seinen Sitz in der Alten Plochinger Steige in Kirchheim hat und Hörgeräte-Ohrstücke für 50 Akustiker deutschlandweit herstellt. Die Aufträge gehen mittlerweile ohnehin nicht mehr per Post, sondern digital ein, und die zehn bis 15 Briefe, die Geschäftsführerin Bettina Basche morgens aus dem Postfach holt, sollen künftig direkt im Briefkasten landen. „Wir haben großes Glück mit unserer Zustellerin“, sagt Basche. In der Regel sei die Post bis 9 Uhr da.

Bleibt das Problem mit dem Postausgangsversand. „Die Ohrstücke können wir leider nicht digital versenden“, sagt Basche. Der Service der Post habe in den vergangenen zwei bis drei Jahren extrem nachgelassen. „Bei einer normalen Briefpost, die eigentlich am nächsten Werktag zugestellt sein sollte, rechnen wir inzwischen in der Regel mit mindestens zwei Tagen“, klagt Basche. Zu geballten Zeiten wie um Weihnachten seien es sogar häufig drei bis vier Tage. Arwato Plastic schaut sich deshalb bei anderen Dienstleistern um. „Wir wollen versuchen, die Deutsche Post künftig so weit es geht zu meiden“, sagt Basche.