Kirchheim

Die Angst schwappt über den Ärmelkanal

Klassenfahrt Kirchheimer Schulen nehmen die aktuelle Terrorgefahr in England ernst. Anstehende Reisen sollen in Absprache mit den Eltern aber trotzdem stattfinden. Von Jana Stark

Die Kirchheimer Freihof-Realschüler genießen im London Eye die Aussicht auf den Buckingham Palace. Foto:  Jens Lässig
Die Kirchheimer Freihof-Realschüler genießen im London Eye die Aussicht auf den Buckingham Palace. Foto: Jens Lässig

Seit Ende Mai herrscht in England die Terrorwarnstufe fünf. Drei Anschläge in London und Manchester hat die islamische Terroreinheit IS innerhalb von drei Monaten für sich beansprucht. Die Angst vor neuen Anschlägen spürt man nicht nur im Vereinigten Königreich. Ganz Europa ist von den Ereignissen betroffen und hat Angst vor Terror im eigenen Land. Viele überdenken nun ihre geplante Reise in das Vereinigte Königreich. Sagt eine Mehrheit sie ab? Eine Studie des „Office for National Statistics“ von 2016 sagt: Nein. Trotz Brexit-Votum und Terror-Attacken ist die Zahl der ausländischen Besucher in London weiter gestiegen. Doch nicht jeder kann die Angst vor möglichen Terroranschlägen ausschalten. Vor allem besorgten Eltern fällt das schwer, wenn es um die Sicherheit ihres Kindes geht.

Der Schulleiter Ulrich Storz von der Mörikeschule in Nürtingen hat sich genau mit dieser Angst beschäftigt. Ende Juni hat er die Genehmigung für die Abschlussfahrt der 9b nach London zurückgenommen. Zwar hat er es vorab nicht mit den Eltern geklärt, seiner „Überzeugung nach war es aber doch die richtige Entscheidung“.

Wie sieht es bei den Kirchheimer Schulen aus? Bei der Teck­real­schule in Kirchheim steht in ein paar Wochen eine Klassenfahrt nach England an. Die Beteiligten denken noch darüber nach, ob diese wirklich stattfindet. „Wir müssen alle Befürchtungen der Eltern und Lehrer ernst nehmen“, berichtet Rektor Ralf Streicher. „Bis jetzt ist jedoch noch keine Reisewarnung vom Auswärtigen Amt ausgesprochen worden.“ Eine solche würde es möglich machen, die Reise zu stornieren. Bevor Ralf Streicher über die Reise entscheidet, muss er mit dem Reiseveranstalter sprechen. Genauso mit den Eltern der Schüler. „Beim Elternabend wird dann noch mal alles diskutiert“, kündigt der Schulleiter an. Ob die Klassenfahrt stattfinden wird oder nicht, hängt von ihrem gemeinsamen Urteil ab.

"Es kann einen überall treffen."

Keine Angst vor möglichen Terroranschlägen zeigte die Freihofrealschule in Kirchheim. Ihre Klassenfahrt im Juni nach Brighton mit 50 Schülern aus der Klassenstufe 8 wurde ohne Bedenken durchgeführt. „Es kann einen überall treffen“, sagt Schulleiter Clemens Großmann bestimmt. „Klar gibt es Hotspots, aber es kann auch sein, dass morgen ein Terroranschlag in Stuttgart oder Ulm passiert.“ Die Schüler kamen alle wieder wohlbehalten nach Hause, begeistert von den Eindrücken aus Brighton und London.

Ein Abstecher nach London steht auch dem Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium bevor. Die Studienfahrt der Jahrgangsstufe 1 nach Bristol wird trotz höchster Terrorwarnstufe stattfinden. Auch der Ausflug in die Hauptstadt wackelt nicht. Angst oder Bedenken gab und gibt es bisher keine. Die langjährige Partnerschaft der beiden Big Bands aus England und Deutschland wird auch dieses Jahr durch einen Besuch der Up-Holland-Highschool gepflegt.

Das Schlossgymnasium hingegen muss sich darüber keine Gedanken machen. Sie haben generell keine Fahrten nach England geplant. Stattdessen geht’s ins sonnige Spanien und nach Italien.

Großbritannien: Erschüttert vom Terror

Ende März ist ein mutmaßlicher IS-Terrorist in London auf der Westminster Bridge mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten gerast. Anschließend stürmte er mit einem Messer bewaffnet aus dem Wagen. Sechs Menschen starben, 40 Menschen wurden bei dem Attentat verletzt.

Ende Mai hatte sich ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter am Ende eines Ariana-Grande-Konzerts in Manchester in die Luft gesprengt. 22 Menschen wurden dabei getötet, darunter waren sieben Kinder und Jugendliche sowie Eltern. 116 weitere wurden verletzt. Ariana Grande veranstaltete zwei Wochen darauf ein Benefizkonzert für die Opfer des Anschlags.

Anfang Juni töteten drei mutmaßliche Täter auf der London Bridge drei Menschen mit einem Lieferwagen. Daraufhin stiegen sie aus und erstachen vier Menschen mit einem Messer. Über 50 weitere Menschen wurden dabei verletzt. jas