Rund 20 Hektar Fläche in der südlichen Bohnau sollen zum Gewerbegebiet umgewandelt werden. Es handelt sich bei diesem Gebiet um ein Dreieck, das westlich vom Jauchertbach, östlich von der Tannenbergstraße und südlich von der Autobahn begrenzt ist. Im Übergang zum Wohngebiet im Norden und Westen sind gewisse Puffer vorgesehen: einerseits ein 15 Meter breiter Grünstreifen und andererseits ein 100 Meter breites „beschränktes Gewerbegebiet“. Dort können sich nur solche Betriebe ansiedeln, die auch in einem Mischgebiet zulässig wären.
Während Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) die Grundstücke an dieser Stelle als „gut geeignet für den gewerblichen Bereich“ einstuft, fragte Heinrich Brinker (Linke) im Gemeinderat nach dem konkreten Bedarf für Gewerbeflächen und nach dem Ausgleich für die landwirtschaftliche Fläche, die durch das Gewerbegebiet verloren gehe.
Grenzen des Wachstums
Auch Max Blon (Grüne), der sich „prinzipiell ein Gewerbegebiet an dieser Stelle vorstellen kann“, vermisst konkrete Aussagen über den Bedarf: „Überwiegend handelt es sich doch um Prognosen und Berechnungen, aber nicht um konkrete Anfragen.“ Er stellte die Frage, wie weit Kirchheim überhaupt noch wachsen wolle. „Wir müssen irgendwann zur Netto-Null kommen beim Flächenbedarf.“ Außerdem fordert er zur „ökologischen Optimierung möglichst nachhaltige Gebäude mit Begrünung und PV-Anlagen“.
Zum Bedarf stellte Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer fest: „Wir haben ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept, das insgesamt 40 Hektar vorsieht.“ Konkrete Anfragen gebe es regelmäßig. „Und wenn so eine Anfrage kommt, dann brauchen wir was in der Schublade. Wir haben bei so einem Gebiet eine lange Vorplanung. Die ist viel länger als die zwei Jahre, in denen ein Unternehmen nach der ersten Anfrage in die Produktion gehen will.“
Auch Oberbürgermeister Pascal Bader konstatierte: „Wir kriegen immer wieder konkrete Anfragen nach Gewerbeflächen, die wir nicht bedienen können. Kirchheim ist einfach ein guter Standort.“ Ein neues Gewerbegebiet bringe immer einen Eingriff in die Fläche mit sich. „Ich habe deswegen auch schon mit den Grundstückspächtern gesprochen und bin auf viel Verständnis gestoßen.“ Wer hier Landwirtschaft betreibe, müsse immer damit rechnen, dass die Flächen geringer werden. „Zum Ausgleich können wir keine neuen Flächen herzaubern. Aber wir schauen trotzdem, dass betroffene Landwirte Ersatzflächen bekommen können.“
Erschließung über Dettingen
Noch nicht abschließend geklärt ist die Erschließung des neuen Gewerbegebiets Bohnau-Süd. Gedacht ist an eine Zufahrt, die von der B 465 südlich und östlich an der Autobahnmeisterei über eine eigene Autobahnbrücke führt und dann schließlich in einem neuen Kreisel an der Einmündung der Einsteinstraße in die Tannenbergstraße endet. Marc Eisenmann (SPD) fragte deshalb nach einer klaren Zusage, ob und wann diese Erschließung, die über Dettinger Gemarkung führt, auch tatsächlich erfolgt. „Wenn das nicht kommt, sind die bestehenden Straßen schnell überlastet.“
Zur Erschließung für den Radverkehr bemerkte Kirchheims Stadtplaner Gernot Pohl, dass auch dafür bereits Streckenführungen vorgesehen sind. Auch die künftige ÖPNV-Anbindung sei noch zu klären - „aber nicht im Rahmen des Bebauungsplans“. Auf die Dachbegrünung lasse sich gar nicht verzichten: „Die brauchen wir ohnehin wegen dem Niederschlagswasser.“ Eine PV-Verpflichtung werde sowieso kommen. Weil das Gebiet „Bohnau-Süd“ bislang schon als Siedlungsfläche vorgesehen sei, gebe es kein großes Problem damit, es nun anderweitig zu nutzen - eben als Gewerbegebiet.
Der Gemeinderat zeigte sich insgesamt überzeugt vom neuen Gewerbegebiet: Er hat den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan bei fünf Enthaltungen abgesegnet.