Kirchheim
Die Deula soll wieder glänzen

Fortbildung Die Deula in Kirchheim braucht Geld: Eine FDP-Delegation aus dem Landtag hat sich daher das Bildungszentrum für Agrar- und Umwelttechnik, Garten- und Landschaftsbau genauer angesehen. Von Thomas Zapp

Eine Delegation der Grünen-Fraktion im Landtag war schon da, nun haben auch Vertreter der Landes-FDP der Kirchheimer „Deutschen Lehranstalt für Agrartechnik“ – kurz: Deula – einen Besuch abgestattet. Der Anlass für die politische Beziehungsarbeit ist auch für unkundige Besucher offensichtlich: Die Einrichtung ist in die Jahre gekommen, aber für dringend notwendige Sanierungsarbeiten fehlt derzeit das Geld.
 

 

Aber alleine können wir das nicht schaffen.
Reiner Bierig
Der Geschäftsführer des Verbands für Garten- und Landschaftsbau will die Politik in die Pflicht nehmen.

 

1,9 Millionen Euro müssten es sein, doch in Krisenzeiten gibt es um öffentliche Mittel viel Konkurrenz. Die Delegation der Liberalen um ihren Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Ulrich Rülke will der Deula und ihrem Geschäftsführer Marco Riley unter die Arme greifen. Das hat auch mit persönlicher Verbundenheit zu tun. „Ich hoffe, da stehen nicht dieselben Maschinen, die vor 30 Jahren noch neu waren“, scherzt der Landtagsabgeordnete Klaus Hoher, der als selbstständiger Land- und Forstwirt früher selbst an der Deula gelernt hat. Der Maschinenpark ist tatsächlich aber ziemlich neu. „Für die Hersteller ist es interessant, ihre Produkte hier einzusetzen. Das ist ja Werbung für genau die richtige Zielgruppe“, sagt Andreas Haupert vom Landesverband für Garten- und Landschaftsbau. Der Verband ist neben der Stadt Kirchheim mit 85 Prozent Gesellschafter der Deula. 

Doch moderne Geräte sind nur die halbe Miete für einen erfolgreichen Lehrbetrieb. Geschäftsführer Marco Riley bringt die Situation auf den Punkt: „Jeder in der Region Stuttgart, der mit Landwirtschaft oder Gartenbau zu tun hat, kennt die Deula. Jeder! Aber sie lag in einem Dornröschenschlaf, jetzt muss man ihr Potenzial besser nutzten.“ 

80 000 Euro für Heizöl

Die digitale Lernwerkstatt liegt dem Geschäftsführer besonders am Herzen, denn Landwirtschaft bedeutet heute auch viel IT-Technik. „Die Schülerinnen und Schüler können jeden Schritt der Bedienung auf dem Beamer mitverfolgen“, erklärt er in Halle fünf, wo Bagger und Traktoren stehen, die vollgestopft mit Elektronik und IT sind. „Wenn Sie die Software nicht beherrschen, hocken Sie auf dem Traktor und fahren keinen Meter“, sagt Klaus Hoher.

In der großen Halle erklärt Marco Riley die Dimensionen: 80 000 Euro werden im Jahr derzeit für Heizöl ausgegeben, die Stromkosten sind von 30 000 auf 40 000 Euro gestiegen. Die „Bodenhalle“, wo angehende Landwirte bei jedem Wetter mit Pflug und Spurführungssystemen üben können, wird derzeit nicht beheizt. Aber sie muss belüftet werden, vor allem wenn Kleinmotoren von Motorsägen oder Ähnlichem laufen, auch das kostet. 

Im Gewächshaus zeigt der Kirchheimer Kreisrat Albert Kahle, auf dessen Initiative der FDP-Besuch stattfindet, woran es noch hapert: „Der Regenautomat ist Schrott, die Technik veraltet, die Heizungsanlage ist undicht.“ Auf der anderen Seite setzt die Deula auf die „Digitale Baustelle“ im Gartenbau, einen Kurs, der für neue Zielgruppen interessant werden soll. Doch neben Software für 3-D-Geländemodelle müssen eben auch die alten Geräte und die Einrichtung als Ganzes in Schuss gebracht werden, um als Seminar- und Fortbildungsort interessant zu sein. „Wir müssen dem Juwel wieder zu altem Glanz verhelfen“, sagt Reiner Bierig, Geschäftsführer des GaLaBau-Landesverbands. Sein Verband investiere jedes Jahr durch Fortbildungsmaßnahmen in der Deula 600 000 Euro. „Die Regierung hat auch einen Bildungsauftrag für zukunftsweisende Arbeitsplätze“, sagt er. Denn es geht weit über die Landwirtschaft hinaus, was die Deula anbietet, Stichworte „Fassaden- und Dachbegrünung“ in Städten. „Wir haben erkannt, dass es sinnvoll ist“, sagt Hans-Ulrich Rülke zum Abschluss der Visite. Mit den Regierungsparteien wollen sie informelle Gespräche suchen und sich von den Ministerien berichten lassen, wie sie die Lage einschätzen. „Das ist besser, als wenn wir als Opposition einen Antrag einbringen, der dann aus Prinzip abgelehnt wird.“