Kirchheim

Die Ehe auf dem Prüfstand

„Dein Theater“ gastiert mit „Die Ehe ein Traum“ in der Naberner Zehntscheuer

Kirchheim. „So isch‘s !“ lässt sich eine Zuschauerin während der Vorstellung vernehmen. Auf der Bühne ziehen Ehepartner Bilanz ihres Zusammenlebens. Die Ehebilanz fand

Ulrich Staehle

in der Naberner Zehntscheuer statt. Eingeladen war „Dein Theater“. Zweimal war dieses „Theater auf Bestellung“ schon da mit Texten von Poeten. Diesmal nahm es sich ein allgemeinmenschliches Thema vor: „Die Ehe ein Traum. Dispute und Gespräche.“

Nach der launigen Begrüßung des Publikums durch den Gastgeber Eckard Brosig, die wie immer eine familiäre Atmosphäre schafft, legten die Ehepartner los. Zuerst erzählt Karlheinz in einem langen Solo, wie er zu seiner Frau gekommen ist. Liebe auf den ersten Blick war es nicht, doch die Zuneigung durchaus vorhanden. So ist er unversehens in der Ehe gelandet. Dann ist Helene dran mit ihrer Erzählung. Sie hatte ein Liebesverhältnis mit einem wesentlich älteren Mann. Das hatte keine Perspektive und deshalb ließ sie sich auf den jungen Karlheinz ein, nicht schlagartig, sondern ganz allmählich.

Wie sieht es nun mit der Beziehung nach zehn Jahren aus? Die Ehe hat gehalten. Das ist in der heutigen Zeit angesichts der hohen Scheidungsrate schon mal bemerkenswert. Doch Abnutzungserscheinungen sind nach dieser Zeit nicht zu übersehen. Nach zehn Jahren ist der Lack ab und man sagt sich die Wahrheit. Man geht sich mit den Eigenheiten und Angewohnheiten auf die Nerven und haut auch mal ab. Karlheinz kommt nicht darüber hinweg, dass Helene immer noch der ehemalige Geliebte im Traum erscheint und fühlt sich als Mann nur nützlich für den Alltag. Doch sie kriegen beide die Kurve und bleiben zusammen. Im Schlussdialog heißt es: „Karlheinz,/sag mir eins:/Liebst du mich noch?“/Ja, Helene, ja doch./ Dass ich mich für dich entschieden,/hab ich bis heut/nicht bereut/.“

Die Kostprobe belegt: Es reimt sich nicht nur die Ehe zusammen, sondern der gesamte Text ist vom Hausdichter des „Dein Theater“, Hans Rasch, in Reimen verfasst. Das hat seine Vorteile. Dieser Theaterabend besteht im Wesentlichen aus der Präsentation von Sprache. Das verlangt vom Publikum ein hohes Maß an Konzentration. Belohnt wird es durch Pointen, die gerade durch den Reim geschärft werden, wie etwa bei Wilhelm Busch. Hans Rasch dichtet beispielsweise: „Manchmal führt ein lauter Streit/ zu größerer Gemeinsamkeit.“ Doch der durchgehende Reim wirkt auf die Dauer einschnürend: er bremst das Dialogtempo und wirkt deshalb passagenweise ermüdend und eintönig. Manchmal müssen auch Notreime aushelfen. Vor allem in den Passagen vor der Pause, in denen über Gott und die Welt philosophiert wird, stellt sich diese Wirkung ein. Kürzungen hätten da geholfen.

Doch die Trefferquote an Bonmots und die beiden souveränen, textsicheren Darsteller Ella Werner und Stefan Österle hielten die erfreulich zahlreich erschienenen Zuschauer in Nabern bei Laune.

Auflockerung bieten auch die musikalischen Einlagen. Sie spielt Oboe, er ziemlich gut Cello. Es gibt aber kein musikalisches Zusammenspiel, sondern am Schluss eine Bettszene. Eine Bettdecke wird als einziges Requisit auf die nur mit zwei Stühlen bestückte kleine Bühne befördert, in die sich das Ehepaar hi­neinkuschelt und den oben zitierten Dialog führt. Na also. Die Ehe ist weder Traum noch Albtraum. Wenn man den anderen akzeptiert, wie er ist, auch mit seinen Fehlern und Schwächen, kann sie gelingen.