Kirchheim

„Die Einschränkungen sind sehr hart“

Verwaltung Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader hat sein Amt Anfang März übernommen, als die Corona-Pandemie Fahrt aufgenommen hat. Mittelpunkt seiner Arbeit ist jetzt das Krisenmanagement. Von Andreas Volz

Pascal Bader muss die Stadt Kirchheim durch die Coronakrise steuern. Weniger Wichtiges wird zurückgestellt. Foto: Jean-Luc Jacqu
Pascal Bader muss die Stadt Kirchheim durch die Coronakrise steuern. Weniger Wichtiges wird zurückgestellt. Foto: Jean-Luc Jacques

Er war angetreten, um die Bürgerbeteiligung in Kirchheim zu verbessern. Nun war es eine der ersten Amtshandlungen von Oberbürgermeister Pascal Bader, das Rathaus zu schließen und einen Großteil seiner Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. „Den Einstieg hätte ich mir anders vorgestellt“, sagt Kirchheims oberster Krisenmanager. „Aber die Coronagefahr ist als unerwartetes Ereignis über uns hereingebrochen. Da muss man reagieren und andere, weniger wichtige Dinge zurückstellen.“

Anfang März hat Pascal Bader gleich nach der Amtsübernahme noch planmäßig eine Reihe von Ämtern besucht, um sich über deren Arbeit zu informieren: „Das geht jetzt nicht mehr. Wenn keine drei Leute mehr gemeinsam auf der Straße sein dürfen, kann auch bei uns das Personal nicht mehr in größerem Rahmen zusammenkommen. Da geht es darum, die Mitarbeiter zu schützen - und mich selbst natürlich auch.“

Der Krisenstab, den Pascal Bader gleich an seinem zweiten Arbeitstag ins Leben gerufen hat, tagt längst per Videokonferenz - täglich und teilweise sogar an den Wochenenden. Die Krise hält sich nicht an die Dienstzeiten im Rathaus. Pascal Bader versucht aber, auch diesen ungewöhnlichen Zeiten noch etwas Positives abzugewinnen: „Ich gehe davon aus, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt einen enormen Schub erhält - auch für die Zeit danach.“

Wann genau diese „Zeit danach“ anbrechen kann, wüsste auch der Oberbürgermeister gerne: „Ich bin mir nicht sicher, wann wieder größere Veranstaltungen stattfinden können.“ Momentan hält er es für besser, alles noch stärker herunterzufahren: „Dann kommen wir vielleicht auch schneller aus dem Loch wieder raus, als wenn wir jetzt noch alles am Laufen halten.“

Auf diese Art hat die Stadt Kirchheim schnell reagiert, mit ihrer Allgemeinverfügung, die das öffentliche Leben stark eingeschränkt hat: „Da waren wir in Kirchheim sogar schneller als das Land.“ Pascal Bader sieht aber durchaus auch die Kehrseite: „Ich habe mit vielen Betroffenen gesprochen, seien es Ladenbesitzer oder Gastronomen. Die Einschränkungen sind sehr hart für sie.“

Die Mehrheit zeigt sich einsichtig

Überwiegend seien die Menschen einsichtig und vernünftig - nicht nur die Geschäftsleute, sondern auch deren Kundschaft. Das Personal des Ordnungsamts ist aufgestockt. Es arbeitet auch eng mit der Polizei zusammen, um die Uneinsichtigen von „Corona-Partys“ abzuhalten. „Bis jetzt gibt es da aber keine größeren Probleme.“ Bleibt zu hoffen, dass das auch wirklich an der Einsicht liegt und nicht nur an der aktuellen Kälte.

Einsicht an anderer Stelle hätte sich der Oberbürgermeister schon früher gewünscht: „Ich verstehe zum Beispiel nicht, dass das VfB-Spiel gegen Bielefeld nicht abgesagt wurde.“ Seine eigene Amtseinsetzung zwei Tage zuvor hatte er auf unbestimmte Zeit verschoben: „Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Das Risiko wäre zu hoch gewesen.“

Für mehr Einsicht wirbt Kirchheims Stadtoberhaupt auch mit neuen Methoden: Auf der Homepage der Stadt finden sich unter der Adresse www.kirchheim-teck.de/corona alle wichtigen Informationen der Stadt, darunter auch mehrere Videobotschaften, mit denen sich der Oberbürgermeister persönlich an seine Mitbürger wendet und sie um Verständnis für die Einschränkungen bittet. Zu den Informationen auf der Homepage zählen auch die wichtigsten Telefonnummern - etwa die allgemeine Coronahotline unter 0 70 21/5 02-3 42 oder die Versorgungshotline, bei der man sich unter 0 70 21/5 02-3 58 melden kann, wenn man Hol- und Bringdienste benötigt oder sich ehrenamtlich dazu bereiterklärt.

Das Telefon ist auch das entscheidende Stichwort angesichts der Rathausschließung: „Das ist eine Gratwanderung. Wir müssen einerseits den Publikumsverkehr in den Ämtern vermeiden. Andererseits wollen wir aber trotzdem vermitteln, dass wir da sind und uns um die Bürger kümmern.“ Und das funktioniert: per Telefon, per E-Mail, per Internet und eben auch per Videobotschaft.