Kirchheim

Die erste „Toilette für alle“ in Kirchheim hat eröffnet

Inklusion Das Café Mittendrin gibt ein Beispiel, wie mehr Teilhabe am Alltagsleben möglich ist.

Eine Mitarbeiterin vom „Café Mittendrin“ stellte sich zur Verfügung, damit Jutta Pagel-Steidl (Mitte) und ihre Mitarbeiterin Beate Gärtner die Funktion vom Patientenlifter zum Umsetzen vom Rollstuhl auf die höhenverstellbare Pflegeliege zeigen konnten. Foto: pr

Kirchheim. Die offizielle Eröffnung einer „Toilette für alle“ im Café Mittendrin ist nicht nur für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen im Rollstuhl und deren Angehörige eine Erleichterung im Alltagsleben, sondern für alle Menschen mit Windelbedarf. Wer unter Inkontinenz leidet, einen künstlichen Darmausgang hat oder aus anderen Gründen auf regelmäßigen Windelwechsel angewiesen ist, benötigt mehr als eine herkömmliche Toilette oder ein „Rolli-WC“. Eine „Toilette für alle“ wie jetzt im „Café Mittendrin“ verfügt über die erforderliche Zusatzausstattung mit Pflegeliege, Patientenlifter und einem luftdicht verschließbaren, großen Windeleimer.

Ohne diese Einrichtung muss ein Windelwechsel oft unter menschenunwürdigen Voraussetzungen stattfinden wie auf dem Boden einer öffentlichen Toilette, dem Rücksitz oder Kofferraum eines Autos oder hinter einem Busch in freier Natur. Darum bleiben Personen mit Windelbedarf oft daheim und verzichten auf Veranstaltungen, Einkaufsbummel, Ausflüge oder auch einfach nur ein Treffen in einem Café.

„Mit vollen Hosen kann man nicht teilhaben“, sagt die Geschäftsführerin vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung| Baden-Württemberg (LVKM), Jutta Pagel-Steidl, mit deutlichen Worten zu einem Thema, über das niemand gerne spricht. Es ist aber einer der Gründe, dass viele Menschen mit Behinderungen nicht am Alltagsleben teilhaben können.

Für Volker Ditzinger, Geschäftsführer der Werkstätten Esslingen-Kirchheim (WEK), Träger des „Café Mittendrin“ in der Otto-Mörike-Straße 4 im Steingauquartier, und Markus Pelkmann vom WEK-Verwaltungsrat, waren von Anfang eine „Toilette für Alle“ im neuen „Café Mittendrin“ eingeplant. Sie freuen sich über die Förderung vom Land mit rund 3600 Euro für die Zusatzausstattung. „Unsere Cafés sind ein wichtiger Bestandteil zur Inklusion“, wiesen beide auf die Bedeutung von inklusiven Freizeitmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung hin.

„Jede weitere Toilette für Alle macht es ein Stück weiter möglich, am öffentlichen Leben teilzunehmen – ein Recht, das jeder hat“, sagt Petra Riegler, Mutter einer schwerstbehinderten, erwachsenen Tochter im Rollstuhl. msa

Info: Online-Wegweiser mit allen derzeit 80 Standorten im Land sind unter www.toiletten-fuer-alle-bw.de zu finden.