Kirchheim

Die grüne „Powerfrau“ will ins Kanzleramt

Politik Die vier Bundestagsabgeordneten im Kreis kommentieren die Entscheidung für Annalena Baerbock.

Bundestag Grüne Baerbock
Annalena Baerbock.
Matthias Gastel
Matthias Gastel. Foto: pr

Kreis. „Mich hat die Einigung zwischen den beiden Vorsitzenden nicht überrascht. Mich hätte aber auch eine Verständigung auf Robert Habeck nicht überrascht. Denn beide sind zwar sehr verschiedene Persönlichkeiten, aber gleichermaßen für dieses Amt geeignet“, sagt der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Matthias Gastel. „Die Powerfrau Anna­lena Baerbock schätze ich für ihre Zielstrebigkeit und dafür, dass sie in so vielen Themenfeldern faktensicher unterwegs ist. Sie bringt viel Schwung in alles, was sie anpackt.“ Robert Habeck wird Baerbock im Wahlkampf und auch danach mit seinen Stärken, seinem eher grundsätzlichen Blick auf die Dinge, aktiv unterstützen. Mit Blick auf die CDU meint er: „Die Verständigung der beiden Bundesvorsitzenden auf Baerbock als Kandidatin fürs Kanzleramt fiel harmonisch und findet in der Partei eine breite Unterstützung. Wir sind sehr froh, dass uns dies so reibungslos gelungen ist und wir uns durchweg unseren Konzepten für die Bewältigung der Krisen, von der Pandemie bis zur Klimakrise, widmen können. Auch bei anderen Parteien wünsche ich mir, dass sie sich weniger mit sich selber und mehr mit dem, was die Menschen bewegt, beschäftigen.“

Michael Hennrich
Michael Hennrich

Bei der CDU reagiert der Kirchheimer Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich gelassen. „Baerbock und Habeck sind beides ernst zu nehmende Kandidaten für politische Spitzenämter, da war es egal, wer es wird. Ich hatte tatsächlich aber auch eher mit Baerbock gerechnet“, sagt er. Im Hinblick auf einen künftigen Partner in der Regierung rät der Gesundheitsexperte zur Prioritätensetzung. „Für uns ist es nun wichtig, dass wir uns auf unseren Wahlkampf konzentrieren und diesen erfolgreich bestreiten. Erst danach sollten wir unseren Blick auf mögliche Koalitionsverhandlungen richten. Denn es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass die CDU die Wahl gewinnt“, glaubt der 56-Jährige. Dass seiner Partei die Kandidatenkür nicht so gelingt wie den Grünen, dafür hat der langjährige Abgeordnete eine Erklärung. „Bei uns steht nach einer langen Amtszeit mit hoher Stabilität ein grundlegender Wechsel an. Das war schon nach der Ära Helmut Kohl so und ist gerade für eine Volkspartei ein nicht immer einfacher Prozess“, sagt er. Die Art und Weise des Kampfes um die Kanzlerkandidatur gefällt ihm allerdings nicht: „Ich hätte mir das auch ein bisschen anders vorgestellt. Wir haben zwei sehr gute Kandidaten mit unterschiedlichem Profil, die beide erfolgreiche Ministerpräsidenten sind und damit auch das Rüstzeug für eine Kanzlerkandidatur mitbringen.“

Renata Alt
Renata Alt. Foto: pr

„Für mich ist wichtig, dass Deutschland von einer Persönlichkeit geführt wird, die bei den Bürgerinnen und Bürgern Akzeptanz erfährt und Deutschland auf der internationalen Bühne selbstsicher und souverän vertreten kann. Das ist eine Frage, die völlig losgelöst ist vom Geschlecht des Kandidaten oder der Kandidatin“, sagt die FDP-Abgeordnete Renata Alt. Wir haben in den vergangenen Monaten gesehen, dass wir eine starke Persönlichkeit im Kanzleramt brauchen, wenn wir den USA, Russland und China auf Augenhöhe begegnen wollen. Klar ist, dass die fehlende Einigkeit der Union in der Kanzlerfrage nicht zu ihrem Vorteil sein wird. Andere Parteien werden von ihrer Geschlossenheit in jedem Fall profitieren. Die Wählerinnen und Wähler erwarten in der Pandemie Handlungsfähigkeit, damit sie endlich wieder die ihnen zustehenden Bürger- und Freiheitsrechte wahrnehmen, die Kinder beste Bildung bekommen können und dass Wirtschaft, Kulturbetrieb sowie das gesamte Land baldmöglichst zur Normalität zurückkehren können. Eine zerstrittene Partei, die nur mit sich selbst beschäftigt ist, kann hier kaum überzeugen.“

Nils Schmid
Nils Schmid. Foto: pr

„Die Nominierung von Frau Baerbock kommt für mich nicht überraschend. Dass sich die SPD frühzeitig auf Olaf Scholz festgelegt hat, war in jedem Fall richtig“, meint der SPD-Abgeordnete Nils Schmid. Scholz sei bekannt, erfahren und verlässlich. Er habe auch einen klaren Gestaltungsanspruch für ein zukunftsfähiges und gerechtes Land. Zur CDU meint er: „Der Streit in der Union bereitet mir große Sorge, weil wir gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit alle Kräfte auf die Bewältigung der Corona-Pandemie richten müssen. Die SPD im Bundestag kämpft zum Beispiel gerade dafür, dass die Zahl der Kinderkrankentage für Eltern erhöht und eine Testangebotspflicht für Unternehmen zum Schutz der Arbeitnehmer festgelegt wird. Es wäre gut, wenn sich auch andere wieder verstärkt um die anstehenden Probleme kümmern würden.“ Thomas Zapp

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