Kirchheim

Die Jugend diskutiert heiß

Debatte. Die zweite Jugendkonferenz von „BePart!“ hat auf dem Rollschuhplatz in Kirchheim, mit anschließendem „Jugendhearing“ stattgefunden. Von Cara Döhlemann

Das dritte Zelt zum Thema Freizeitgestaltung war am Beliebtesten. Fotos: Markus Brändli

Auf dem Rollschuhplatz in Kirchheim diskutieren Jugendliche intensiv über ihre Wünsche. Veranstalter der zweiten Jugendkonferenz waren das kommunale Kinder- und Jugendreferat der Stadtverwaltung in Kirchheim und das Jugendbeteiligungsformat „BePart!“, das auch für die Moderation gesorgt hat. „BePart!“ gibt es seit 2017 in Kirchheim. Es ist aus dem Jugendgemeinderat und aus dem Projekt „Jugend beWegt“ in Baden-Württemberg entstanden und wurde in enger Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Mehrgenerationenhaus Linde entwickelt. Die beiden Partner betreuen das Projekt.

„BePart!“ setzt sich für mehr Jugendbeteiligung im kommunalen Bereich ein und steht im Gegensatz zum Jugendgemeinderat für Flexibilität. „Jugendliche gehen keine langjährigen Verpflichtungen ein und müssen auch nicht an regelmäßigen Sitzungen teilnehmen. Es geht mehr um das Mitwirken und Umsetzen bei einzelnen Projekten“, erklärt Eva Küssner. Sie und Veronika Hildebrand sind die Hauptansprechpartnerinnen.

 

„Be Part!“ will jede Stimme hören – auch Kinder mit Behinderung.
Eva Küssner, Hauptansprechpartnerin von „BePart!“


Die Jugendlichen hatten bei der Open-Air-Konferenz die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen in vier verschiedenen Themenzelten auszutauschen. Danach wurden die Themen, Ideen und Lösungsvorschläge beim digitalen Jugendhearing mit Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader und Vertretern des Gemeinderats vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Hauptthemen waren „Jugendpolitik und Mitwirkung“, „Klima und Umwelt“, „Freizeitgestaltung“ sowie „Verkehr und Radwege“ – sie sind bei der digitalen Jugendumfrage im Mai entstanden. „Aus den vier Blöcken sollen nach dem Jugendhearing einzelne Projektgruppen entstehen, bei denen die Jugendlichen mitmachen können“, erklärt Veronika Hildebrand. Bei der Jugendkonferenz waren über 35 Jugendliche im Alter von 12 bis 20 Jahren aus allen Kirchheimer Schulen vertreten.

Tatjana Stemmler, Gemeinschaftskunde-Lehrerin an der Alleenschule, hat ihren Unterricht verschoben, um ihren Schülern der siebten Klasse die Chance zu geben, an der Jugendkonferenz teilzunehmen. „Das ist gelebte Gemeinschaftskunde“, betont sie.

Die jungen Kirchheimerinnen und Kirchheimer haben mit viel Engagement lange über das debattiert, was ihnen am Herzen liegt. „BePart!“ war es dabei wichtig, dass die Jugendlichen ungestört unter sich diskutieren können. Deshalb wurde erst im anschließenden Hearing preisgegeben, worüber die jungen Leute sprechen wollen und wo ihre Interessen liegen. Der Bereich Freizeitgestaltung drängte sich als wichtigster Punkt nach vorne. „Für dieses Themenzelt haben sich die meisten angemeldet“, berichtet Veronika Hildebrand. Eine interessantere Gestaltung des Freibads steht auf der Wunschliste ganz oben. Im Allgemeinen ist das Bedürfnis nach mehr sportlichen Angeboten groß. Weitere Ideen und Vorschläge sind ein Sportparcours, eine Mountainbikestrecke, Spielhallen für Paintball und Lasertag. Pascal Bader und die Gemeinderäte zeigten sich dafür offen und freuten sich über die hohe Sportaffinität der jungen Menschen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, über den diskutiert wurde, ist das Verlangen nach mehr Jugendzentren. „Dieser Wunsch entsteht vor allem aus der derzeitigen Corona-Pandemie, da sich die jungen Erwachsenen nach Kontakten sehnen“, erklärt Jutta Ziller, Leiterin der Linde. Weitere Anliegen: alles rund ums Thema Geldverdienen. „Uns, den unter 16-Jährigen fehlt es an Jobauswahl. Außer Zeitungsaustragen gibt es hier nichts“, bemängelt Eric Ziller, Achtklässler am Ludwig-Uhland-Gymnasium und Mitglied bei „BePart!“. Ein Vorschlag ist, eine Jobbörse an zentraler Stelle einzurichten.

Grundsätzlich hat das Jugendhearing gezeigt, dass sich die Jugendlichen mehr Zugang zur Kommunalpolitik und zum Gemeinderat wünschen, ebenso soll mehr über die sozialen Medien wie zum Beispiel „Posts“ bei „Instagram“ mitgeteilt werden. „Die Jugendlichen wollen sich beteiligen und mitwirken können“, verdeutlicht Eva Küssner und Eric Ziller bestätigt: „Wir wollen gehört und über das Neueste in unserer Stadt informiert werden.“

 

 

,,BePart!" hat auf dem Rollschuhplatz vier Themenzelte aufgebaut.
Das Jugendbeteiligungsformat "BePart!" ist Hauptveranstalter und Moderator der zweiten Jugendkonferenz.
Die Lehrerin der Alleenschule verdeutlicht ihren Schülern gelebte Gemeinschaftskunde.
"BePart!" steht für: Flexibilität, Mitreden und Mitwirken. Jeder Jugendliche wird mitgenommen.