Kirchheim

Die Landschaft in schwingenden Linien

Gedenken Der Kirchheimer Künstler Konrad Raum wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sich einen Namen als sensibler Interpret des wirtschaftlichen Aufschwungs. Von Wolfgang Dick

Winter am Römerstein: Dieses Aquarell malte Konrad Raum im Jahr 1997 - elf Jahre vor seinem Tod. Fotos: Wolfgang Dick/privat
Winter am Römerstein: Dieses Aquarell malte Konrad Raum im Jahr 1997 - elf Jahre vor seinem Tod. Foto: Wolfgang Dick

Der am 20. August 1917 in Bayreuth geborene Künstler Konrad Raum prägte das künstlerische Bild Kirchheims und der Region fast ein Leben lang mit seinen expressiven Aquarellen und Zeichnungen. Am kommenden Sonntag wäre sein 100. Geburtstag. Schon die letzte Ausstellung seiner Werke im Kornhaus in Kirchheim, die er noch selbst mit konzipierte, konnte erst kurz nach seinem Tod im Jahr 2008 eröffnet werden.

Konrad Raum. Foto: privat

Die Stadt Kirchheim nimmt das runde Jubiläum zum Anlass, im November in der Städtischen Galerie im Kornhaus erneut einen vertieften Blick in das Werk Konrad Raums zu ermöglichen. Die Ausstellung wird neben den bekannten, fast choreografisch anmutenden Liniengeflechten und mitunter aufs Elementare reduzierten Stadtporträts des manischen Grafikers auch frühere, einem präzise beobachtenden Realismus verpflichtete Bilder präsentieren. Mit spontanen figurativen Studienblättern der 1940er-Jahre und fast abstrakten Farb- und Linienskizzen der späten Jahre wird sie auch weniger bekannte Facetten des künstlerischen Werks wieder zugänglich machen.

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Foto: Wolfgang Dick

Raum studiert 1934 bis 1938 an der Akademie in Stuttgart bei den Professoren Waldschmidt, Kissling und Schober, um danach als Meisterschüler bei Mayrhofer-Passau abzuschließen. Im Zweiten Weltkrieg ist er lange Zeit als Besatzungssoldat in Frankreich, dessen Landschaften ihn so nachhaltig in den Bann ziehen sollten, dass er auch später immer wieder zum Zeichnen dorthin zurückkehrt. Im Jahr 1943 erhält er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg.

Ab 1945 wohnt er mit seiner Familie in Kirchheim und erweist sich als „Merian des Wiederaufbaus“. Mit dem Motorrad erkundet er das Nachkriegsdeutschland und zeichnet als sensibler Interpret den wirtschaftlichen Aufbruch, den er in einer zwischen Impressionismus und Expressionismus schwingenden Linienrhythmik aufs Papier bannt. Mit seiner realistisch geprägten Kunst gerät jedoch auch er ins Abseits der international auf abstrakte Tendenzen setzenden Kunstwelt. Seine Ansichten von Kirchheim erreichen dennoch weite Verbreitung. Vor allem, um den Unterhalt für die Familie zu sichern, entstehen so unzählige Motive, die auch heute noch in vielen Kirchheimer Häusern zu finden sind.

Arbeitsreisen durch Europa

Eher in der Stille entwickelt er parallel dazu seine unverwechselbare Choreografie der Landschaft mit beschwingt tanzenden Linien. Sie kommt in den frei atmenden Blättern von seinen zahlreichen Arbeitsreisen nach Frankreich, Italien und in die Schweiz am reinsten zum Ausdruck.

Im vergangenen Jahr wurde Konrad Raum mit einer Künstlertafel an der Kirchheimer Stadtbibliothek im Kreise seiner Generationskollegen Franz Frank, Carl Weber und Friedrich Rommel gewürdigt.

Info Zu Ehren Konrad Raums zeigt das Städtische Museum im Kirchheimer Kornhaus ab dem 12. November Konrad Raums Werke für neue Begegnungen und Entdeckungen. Die Jubiläumsausstellung ist bis zum 7. Januar zu sehen.