Kirchheim

Die Leichtigkeit des Seins

Konzert Die facettenreiche Pop-Künstlerin und Multiinstrumentalistin Sarah Straub gastiert mit ihrer Band zum ersten Mal in der Bastion. Von Brigitte Gerstenberger

Multiinstrumentalistin mit außergewöhnlicher Stimme: Sarah Straub in der Bastion.Foto: Markus Brändli
Multiinstrumentalistin mit außergewöhnlicher Stimme: Sarah Straub in der Bastion.Foto: Markus Brändli

Astreiner Pop präsentiert von einer sympathischen Frau, die ihre Songs am Klavier komponiert. Ein „beflügelter Seelenblick“ sind ihre in englischer Sprache gesungenen Songs, in denen Sarah Straub die Liebe in all ihren Facetten, Freundschaft, aber auch das Alleinsein und den Verlust, besingt. Aus einer Musikerfamilie stammend, begann die Sängerin im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel, Klarinette und Saxofon kamen hinzu und mit zwölf Jahren schrieb sie ihre ersten Songs. Im bürgerlichen Leben arbeitet die promovierte Psychologin aus dem bayrischen Gundelfingen in Teilzeit in der neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Ulm. Die Multiinstrumentalistin mit außergewöhnlicher Stimme wurde begleitet von einer perfekt aufspielenden Band: Andi Schmidt, Gitarre, Florian Hirle, Bass und Dominik Scherer, Schlagzeug. Lionel Richie, Joe Cocker, Spandau Ballett - sie alle holten Sarah Straub und ihre Band als Support zu ihren Konzerten.

Die Sängerin, die untrennbar mit ihrem Piano verbunden ist und somit ihren Songs „tastenergreifend“ eine tragende Rolle gibt, schaffte es von Anbeginn, eine Wohlfühlatmosphäre im Publikum herzustellen. Witzige, spritzige Plaudereien über das Bastionsgemäuer mit Balustrade. „Endlich sitzen die Leute mal über mir und können mir nicht unter den Rock schauen“, begeisterten die Zuhörer ebenso wie der Titel „Ballon“ aus ihrem Debüt-Album „Red“, für das sie den deutschen Rock & Pop-Preis 2014 in der Kategorie „Bestes Pop-Album“ und „Beste neue Künstlerin“ erhielt. Bei diesem Lied sehnt die Sängerin die Leichtigkeit des Seins herbei. Mit ihrer stimmlichen Bandbreite, die sowohl Soul, Blues oder Jazz- Elemente spielend hervorbringt, überrascht sie das Publikum mit dem Jazz Standard „Summertime“. Dabei wechselte der bravourös und figurenreich aufspielende Schlagzeuger Dominik Scherer kurzerhand das Instrument und verblüffte mit einem großartigen Trompetensolo. Die Band, nicht nur stützendes Element bei den eingängigen Arrangements, sondern auch bestens aufgestellte Instrumentalisten und Sänger, die einmal mehr bewiesen, dass Popularität Originalität nicht ausschließt.

Die Popmusik à la Sarah Staub mit dem Ohrwurm-Titel „Taking My Chances“ und „One by One“ vermeidet stilistische Extreme ebenso wie den exklusiven Bezug auf bestimmte Subkulturen. Die Charts zu erobern ist das erklärte Ziel der ambitionierten Künstlerin, die sich durchaus vorstellen kann, einmal von ihrer Musik leben zu können. Geht man einmal davon aus, dass die Marschrichtung des Mainstream die Charts vorgeben und damit die Masse an Käufern und Käuferinnen, die beim CD-Dealer ihre Stimmen abgeben, dann ist Sarah Straub auf einem guten Weg; ihre mitgebrachten CDs wurden allesamt verkauft. Das Thema Subkultur spielte dann doch noch eine Rolle im Konzert. Aufgewachsen mit Songs von Bob Dylan und Creedence Clearwater Revival ließ ihre Affinität zur englischen Sprache entstehen. Aber auch das Deutschsprachige kam nicht zu kurz, mit einer Hommage an den sozialkritischen Liedermacher Hannes Wader, „heute hier morgen dort“ und mit „Junimond“ von Rio Reiser zeigte die Sängerin, dass „Stücke deutscher Zeitgeschichte nicht in Vergessenheit geraten dürfen“. Und zum Grande Finale A-cappella-Gesang vom Feinsten ohne Mikrofon und inmitten des rhythmisch klatschenden Publikums.