Kirchheim
Die Nöte einer ungeimpften Pflegekraft

Stellenanzeigen Eine Frau aus dem Kreis Esslingen erklärt, warum sie eine Stelle außerhalb des Gesundheitswesens sucht.

Kirchheim. Die Frage, ob die Anzeigen von Pflegekräften, die zum 16. März neue Stellen suchen, ernst gemeint sind oder nicht, treibt viele Menschen um. Auf den Teckboten-Artikel vom Montag hin hat sich nun eine der Pflegekräfte aus dem Kreis Esslingen gemeldet. Sie hatte sowohl im Teckboten als auch in der Nürtinger Zeitung inseriert, aber nur eine einzige Antwort erhalten: Obwohl sie geschrieben hatte, dass sie nicht mehr im Gesundheitswesen arbeiten kann, wurde ihr eine Stelle in einer Dialysepraxis angeboten.

„Ich habe mich dort gemeldet, aber gleich darauf hingewiesen, dass ich nicht geimpft bin und dass ich mich auch nicht impfen lassen werde“, erzählt sie. Dabei war ihr selbst schon klar, dass das ein Ausschlusskriterium sein muss. Genau deswegen hätte sie sich ja eine Stelle außerhalb des Gesundheitswesens gesucht.

Große Angst vor Nebenwirkungen

Die Frau lässt sich aus Überzeugung nicht impfen: Sie hat keine Angst vor einer Corona-Infektion. Stattdessen hat sie aber große Angst vor Nebenwirkungen einer Impfung. Die Frage, ob der neue Impfstoff Novavax eine Alternative für sie darstellen könnte, verneint sie nach reiflicher Überlegung und mit ausführlicher Begründung: „Ich bin Allergikerin, und deswegen fürchte ich, dass ich auch mit diesem Impfstoff Probleme bekommen kann.“ Sie ist auf der Suche nach einem Arzt, der die Bestandteile von Novavax auf deren allergische Wirkstoffe untersucht und das Ergebnis mit ihren spezifischen Allergien abgleicht. „Es ist aber nicht ganz so leicht, jemanden zu finden, der das macht.“

Bei Novavax dürfte es für sie also nicht viel anders laufen als bei den anderen Corona-Impfstoffen: „Ich könnte mich jetzt wohl gar nicht mehr impfen lassen, weil ich viel zu große Angst vor Nebenwirkungen habe.“ Sie glaubt fest daran, dass diese Nebenwirkungen bei ihr auch eintreten würden. Deswegen bleibt für sie das Problem, dass sie ab 16. März nur mit ungutem Gefühl weiterhin zu ihrer bisherigen Arbeit gehen kann: „Ich weiß ja nie, wann ich dann mit einem Bußgeldbescheid rechnen muss, weil ich trotz der Impfpflicht für meinen Berufsstand eben nicht geimpft bin.“

Eine große Schwierigkeit sieht sie auch in der Gesellschaft: „In meiner Familie ist niemand geimpft. Es wird für uns deshalb immer schwieriger, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Kontakte brechen ab, weil uns Themen wie Corona und Impfpflicht auseinandertreiben.“ Die Frau hofft, dass sich diese Gräben in der Gesellschaft irgendwann wieder überwinden lassen. Sie selbst ist im Gespräch durchaus bereit, unterschiedliche Standpunkte stehen zu lassen.   Andreas Volz