Kirchheim
Die Pandemie schlägt Wellen

Bilanz Obwohl die Besucherzahlen in den Freibädern von Kirchheim, Weilheim und Lenningen erwartungsgemäß weit hinter normalen Jahren liegen, ziehen die Betreiber ein positives Fazit. Von Anke Kirsammer

Online-Tickets, Schichtbetrieb und Einbahnverkehr in den Schwimmbecken: Die Wellen, die Corona für Betreiber und Besucher vor allem zu Beginn der Saison in den Freibädern ausgelöst hat, sind enorm. Später als sonst und unter strengen Auflagen öffneten die Bäder in Kirchheim, Weilheim und Lenningen. Zwar bleiben die Besucherzahlen weit hinter anderen Jahren zurück, und noch können die Kommunen die deutlich höheren Ausgaben nicht genau beziffern. Dennoch ziehen die Betreiber durchweg eine positive Bilanz, und sie atmen auf, weil die Hygienekonzepte aufgingen.

Besuchen das Kirchheimer Freibad in normalen Jahren rund 125 000 Gäste, so waren es dieses Jahr nur 40 000. Die Gründe liegen auf der Hand: Statt wie sonst am 1. Mai wurden die ersten Besucher in dieser Saison am 18. Juni, also sieben Wochen später, eingelassen. Hinzukommt: In zwei Schichten durften anfangs lediglich jeweils 480 Leute ins Bad, nach einigen Wochen 600. Spitzentag war der 21. August mit 1135 Besuchern. In anderen Jahren strömen an heißen Sommertagen bis zu 4500 Besucher ins Kirchheimer Freibad. „Wir haben morgens und mittags mit mehreren Hundert Menschen sozusagen eine Großveranstaltung organisiert, als das im Privaten noch verboten war“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Kirchheim, Martin Zimmert. „Das hat gut geklappt.“ Dass anfangs übers Ziel hinausgeschossen wurde und wegen der Abstandsregeln selbst kleine Kinder von ihren Müttern getrennt worden waren, bezeichnet er als „ungeschickt“. Gelegen habe das an einem Kommunikationsfehler. Die Stadt reagierte auch auf Kritik vor allem älterer Menschen, die sich mit dem Online-Kauf der Tickets schwer taten: Ihnen wurde deshalb angeboten, sich dienstags und freitags über Mittag vor Ort Karten zu holen. Um bei großem Andrang frei werdende Plätze wieder nutzen zu können, wurde die Software zudem so programmiert, dass für jeden Besucher, der das Bad verließ, ein anderer hereinkommen konnte.

Corona - das bedeutete in der ersten, fast vollständigen Saison im renovierten Weilheimer Bad, ebenfalls flexibel zu reagieren: Anfangs durften vormittags, nachmittags und abends jeweils nur 150 Besucher abtauchen, nachdem alles rund lief, wurden in den ersten beiden Blöcken jeweils 200 eingelassen. Die Eintrittspreise korrigierte die Stadt von 4,50 auf 3,50 Euro, verkaufte auch im Rathaus Karten und dehnte das Abendschwimmen um eine halbe Stunde aus. „Ursprünglich hatten wir fürs Desinfizieren zwischen den Schichten eine Stunde angesetzt“, sagt Elke Rendler vom Weilheimer Liegenschaftsamt. „Irgendwann saß aber jeder Handgriff, sodass unserem Personal eine halbe Stunde reichte.“ Zwar sei die Saison etwas schleppend angelaufen, doch während der Hitzewelle Ende Juli, Anfang August waren sämtliche Tickets teilweise schon Tage im Voraus ausgebucht. Insgesamt besuchten 16 000 Gäste das Weilheimer Freibad. Das entspricht wie in Kirchheim rund einem Drittel der sonst üblichen Zahl. In sehr guten Jahren knackt die Limburgstadt fast die 50 000er-Marke.

Am 6. Juli, und damit noch später als andere Bäder, startete das Oberlenninger Freibad in die Saison. Während in den vergangenen beiden Jahren 27 000 bis 28 000 Gäste das Bad am Heerweg besuchten, waren es dieses Jahr lediglich rund 7000. „Viele haben sich gefreut, dass wir überhaupt geöffnet haben“, sagt die Leiterin des Hochbauamts, Angela Spoljar. Nach ein paar Wochen sei jedoch der Druck gestiegen, mehr zuzulassen. Möglich war dann auch, im Freibad zu duschen, und die maximale Besucherzahl pro Schicht wurde von 100 auf 150 erhöht. Geplant war zudem, den Kleinkindbereich zu öffnen. Doch eine defekte Umwälzpumpe machte der Gemeinde einen Strich durch die Rechnung. „Beim Probelauf hat noch alles einwandfrei funktioniert“, erklärt Angela Spoljar. Als die Pumpe in Betrieb genommen werden sollte, ging nichts mehr. Der Defekt war auch die Ursache dafür, dass das Wasser im großen Becken streckenweise nur etwas für hartgesottene Schwimmer war, weil es sich nicht mehr aufheizen ließ. Zwar reparierte die Gemeinde die Pumpe notdürftig. „Wir wussten aber nicht, wie lange sie hält und haben uns entschieden, das Bad mit dem Ende der Sommerferien und damit eine Woche früher als sonst zu schließen“, erklärt die Hochbauamtsleiterin. Vor der nächsten Freibadsaison muss die Gemeinde also ordentlich Geld in die Technik stecken. „Wie hoch der Betrag genau ist, kann ich im Moment noch nicht sagen“, so Angela Spoljar.