Kirchheim

Die Pracht königlicher Klänge

Musik Die Stadtkapelle Kirchheim und der Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker geben ein Kirchenkonzert in „Maria Königin“ zugunsten der Arbeitsgemeinschaft Hospiz. Von Hans-Günther Driess

Die Stadtkapelle Kirchheim
Die Stadtkapelle Kirchheim. Foto: Hans-Günther Driess

Die Stadtkapelle Kirchheim unter Leitung von Stadtmusikdirektor Marc Lange hat zusammen mit dem Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker die zahlreichen Zuhörer im Kirchenkonzert in „Maria Königin“ begeistert. In seiner Begrüßung dankte Pfarrer Winfried Hierlemann allen Mitwirkenden für ihr musikalisches und soziales Engagement. Der Erlös kommt der „Arbeitsgemeinschaft Hospiz“ zugute, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

Wie ein prachtvolles Eingangsportal ertönt der „Grand Choeur Dialogué“ für Blechbläserensemble, Pauken und Orgel von Eugène Gigout. Die Königin der Instrumente erzeugt unter den Händen des Organisten Thomas Specker majestätische Klänge, die im Wechselspiel mit den sauber intonierenden Blechbläsern der Stadtkapelle den Kirchenraum erfüllen.

Ein Bläsernonett bietet einen kammermusikalischen Kontrast mit zwei Sätzen aus der „Petite Symphony“ von Charles Gounod. Das Adagio fließt ruhig dahin, mit weit ausschwingenden Spannungsbögen und fein austarierten Änderungen der Lautstärke. Im tänzerischen Allegretto sorgt das umsichtige Dirigat Marc Langes für exakte Einsätze und spürbare Spielfreude.

Im Klagelied „Threnody“ des zeitgenössischen Komponisten James Barnes beeindruckt ein erhabener sensitiver Klang, ausgefeilt bis ins Detail mit schönen Ritartandi bei den Übergängen. Vielfältige Klangfarben entstehen nicht zuletzt durch den Einsatz der versierten Schlagwerker an Vibraphon, Glockenspiel und Röhrenglocken. Die hervorragenden Solisten am Englisch Horn und am Sopransaxofon unterstreichen den klagenden Charakter der Komposition.

Im modernen Werk „La Vita“ des Japaners Yasuhide Ito demonstriert das Orchester eine große Palette des Ausdrucks und perfektes Zusammenspiel. Dem bedrohlichen Beginn mit dissonant dröhnenden Klangausbrüchen folgt eine versöhnliche choralartige Passage, deren Ruhe sogleich wieder zerstört wird, wenn die wilden neutönerischen Akkorde aus dem Riesenorchester ins Publikum geschleudert werden. Marc Lange evoziert durch sein Dirigat geradezu diese Wildheit und Rohheit, die teilweise an Igor Strawinskys Skandalstück „Le Sacre du Printemps“ erinnert. Der finale Donnerschlag des ersten Satzes auf der Großen Trommel lässt einem fast den Atem stocken. Wie hätte Johann Sebastian Bach reagiert, wenn er seine für Orgel komponierte Fantasie und Fuge a-Moll in der Interpretation eines Saxofonquartetts hätte hören können? Der feine weiche Klang hätte ihm sicher gefallen, aber ein Stirnrunzeln hätte sich der Altmeister wohl trotzdem nicht verkneifen können.

Die Virtuosität von Thomas Specker in „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne versetzt die Zuhörer in Erstaunen. Durch farbenreiche Registrierung, häufige Manualwechsel, dem passend eingestreuten Einsatz von Crescendi und Decrescendi mit dem Schwellwerk und technischer Brillanz stellt der Hausorganist von „Maria Königin“ großes Können unter Beweis - Chapeau.

Die Stadtkapelle interpretiert die Arie „Bist du bei mir“ von Johann Sebastian Bach im Duktus des mühsamen Schleppens und Flehens, der zum Textinhalt „Sterben und Geborgenheit bei Gott“ passt. Darin liegt auch der Bezug zur verdienstvollen Arbeit der „Arbeitsgemeinschaft Hospiz“ und zum Volkstrauertag.

Den grandiosen Schlusspunkt des Konzerts bildet mit hymnischem Glanz und russischem Kolorit „Das Große von Tor von Kiew“ aus dem Zyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky. Zur musikalischen Darstellung des monumentalen Bauwerks verwendet der Komponist die ehrwürdige alte Zarenhymne. Satter Tutti-Sound mit Dominanz von Blechbläsern und Schlagwerk durchflutet die Kirche. Im Kontrast dazu werden die sakralen Elemente wie Ikonendarstellungen in der Rosette des Großen Tors mit einem russisch-orthodoxen Choral auf der Orgel verdeutlicht. Am Ende gibt es viel Applaus für den gelungenen Konzertabend mit großartigen Leistungen.

 

Info: Beim Benefizkonzert zugunsten der Arbeitsgemeinschaft Hospiz wurde eine Spendensumme in Höhe von 1500 Euro eingespielt.