Kirchheim

Die Resonanz der Eltern ist positiv

Corona Die Musikschulen in Kirchheim und Lenningen sind seit der Schließung wie die Schulen auf digitales Unterrichten umgestiegen. Um zu überleben, benötigen sie die Gebühren. Anke Kirsammer

Gitarrenunterricht in der Coronakrise: Kommuniziert wird über den Bildschirm.Foto: Carsten Riedl
Gitarrenunterricht in der Coronakrise: Kommuniziert wird über den Bildschirm. Foto: Carsten Riedl

Not macht erfinderisch. Das gilt in der Coronakrise auch für die Musikschulen in Kirchheim und Umgebung. Die Lehrer unterrichten per Skype oder über Zoom und andere Kanäle, sie scannen Notensätze ein und schicken Fingersätze, damit die Schüler am Ball bleiben. Denn verstaubt das Instrument über Wochen oder gar Monate in der Ecke, bedeutet das nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Das alles kann den normalen Unterricht nicht ersetzen - genauso wenig wie das Home-Schooling den Unterricht an den Schulen ersetzt. Doch ist es der Versuch, die Musikschüler weiterhin zum Üben zu animieren. „Wir haben von den Eltern tolle Rückmeldungen bekommen“, sagt der Leiter der Kirchheimer Musikschule Hans-Peter Weyhmüller. „Viele sind gottfroh, dass die Kinder gefüttert werden.“

Allerdings lässt sich der Unterricht via Bildschirm längst nicht mit allen Schülern umsetzen. Dazu sind die technischen Voraussetzungen in den Familien zu unterschiedlich, und manche Gruppenangebote gestalten sich digital nicht so einfach.

Seitdem die Schulen geschlossen sind, haben sich auch die Türen im Kirchheimer „Schlössle“ für die Gesangs- und Instrumentalschüler nicht mehr geöffnet. 900 E-Mails mussten verschickt werden, um alle Familien zu informieren. Für 47 Mitarbeiter, dazu gehören neben den Musikschullehrern auch Angestellte der Verwaltung, hat Hans-Peter Weyhmüller inzwischen Kurzarbeit angemeldet. 70 Prozent des Etats spielt die Musikschule über Gebühren ein. Der Rest sind Zuschüsse und Gel­der der öffentlichen Hand. Bleiben die Beiträge der Eltern aus, reicht schon ein Monat, um die Institution in Schieflage zu bringen. Die Musikschule bittet deshalb die Eltern, die aus der Not geborenen Alternativangebote anzuerkennen und die Gebühren weiterhin zu bezahlen. „Wir wissen sonst nicht, wie es weitergeht, vor allem wenn wir lange schließen müssen“, sagt Weyhmüller. Das baden-württembergische Kultusministerium hat inzwischen beschlossen, dass die Gelder für die Singen-Bewegen-Sprechen (SBS)-Kurse, die die Musikschulen an den Kindergärten anbieten, weiter fließen. „Das war die erste positive Meldung“, so der Leiter.

Wie die Musikschullehrer in Kirchheim setzen auch die Lehrkräfte der Lenninger Musikschule beim Musizieren neuerdings auf die digitalen Möglichkeiten. „Das ist zwar nicht wie Eins-zu-eins-Unterricht, aber es klappt sehr gut“, sagt der Leiter Reiner Leu. Selbst Sprösslinge im Kindergarten­alter, die die Musikalische Früherziehung besuchen, wurden mit eingesungenen Liedern und Bastelanleitungen versorgt. Auch Reiner Leu berichtet von einem überwiegend positiven Feedback der Eltern. Viele wären dankbar, dass ihre Kinder beschäftigt sind. Wie Hans-Peter Weyhmüller atmet er auf, weil sich die allermeisten mit den Lehrern solidarisieren und die Gebühren bezahlen. Anders als an der Kirchheimer Musikschule, die überwiegend fest angestellte Lehrer beschäftigt hat, arbeitet die Lenninger Institution ausschließlich mit sogenannten Honorarkräften. Sie bekommen ihr Geld nur für die Stunden, die auch gegeben werden. „Wenn Gebühren wegfallen würden, könnte ich den Lehrern auch nichts ausbezahlen“, macht Reiner Leu klar. Die Situation könnte auch deshalb für viele Musikschullehrer prekär werden, weil das Unterrichten oft nur ein Standbein ist, das andere die Mitwirkung bei Konzerten. Die aber fallen auf unbestimmte Zeit ebenfalls flach.

1400 Schüler werden in Kirchheim unterrichtet

Die Musikschule Kirchheim hat insgesamt 51 Lehrkräfte, davon zehn auf Honorarbasis. Das heißt, sie rechnen ihre Stunden ab, die sie geben. Die Verwaltung hat sechs Mitarbeiter. Für insgesamt 47 Mitarbeiter konnte der Schulleiter Peter Weyhmüller Kurzarbeit anmelden. In der Kirchheimer Musikschule werden 1400 Schüler unterrichtet. Die Musikschule Lenningen hat 21 Lehrkräfte, die alle auf Honorarbasis bezahlt werden.ank