Kirchheim

„Die Schule muss sich neuen Herausforderungen stellen“

Schuljubiläum Seit 50 Jahren gibt es in Kirchheim zwei Gymnasien. Beide Schulen feiern sich in der Stadthalle gegenseitig in einem dreistündigen Festakt. Von Cornelia Wahl

Die Big Band des LUG unter der Leitung von Daniel Bucher spielte Musikstücke aus dem Geburtsjahr der Schule.Fotos: Markus Brändl
Die Big Band des LUG unter der Leitung von Daniel Bucher spielte Musikstücke aus dem Geburtsjahr der Schule.Fotos: Markus Brändli

Monatelang haben sich Schüler und Lehrer beider Kirchheimer Gymnasien zusammen mit ihren Organisatoren Hans-Joachim Brenner (Ludwig-Uhland-Gymnasium, LUG) und Karin Ecker (Schlossgymnasium) – beide führten charmant durch das Programm – auf den großen Abend vorbereitet und geprobt. Neben dem Schulalltag haben sie Tänze einstudiert, Filme gedreht, Texte geschrieben und Seminararbeiten recherchiert. Die Big Band des LUG unter der Leitung von Daniel Bucher rockte die Stadthalle an diesem Abend nicht nur mit Musikstücken aus dem Geburtsjahr des LUG. Und in moderner literarischer Form erzählten die Schüler auf diplomatische Weise von ihren Erlebnissen und Träumen im Unterricht. Ja sogar eine Festschrift anlässlich des 50-jährigen LUG-Bestehens arbeiteten sie zusammen mit Hans-Joachim Brenner aus. Gefeiert wurden gleich zwei Jubiläen: 50 Jahre Ludwig-Uhland-Gymnasium und 50 Jahre zwei Gymnasien am Standort Kirchheim. Und wie es sich für einen solchen Abend gehört, wurde nicht nur gefeiert. Es wurde auch geredet.

Den Anfang bei den Rednern machte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Die Stadtoberin nahm die gut 600 geladenen Gäste mit auf eine Reise durch die Schullandschaft Kirchheims mit Beginn am 4. März 1249, der ersten urkundlichen Erwähnung der Lateinschule. Die „als eine der ältesten in Baden-Württemberg gilt“. 1833 kam eine Realschule dazu, die 1909 mit der Lateinschule zum Realprogymnasium verschmolz und 1920 zum Gymnasium wurde. Im Jahr 1966 folgte dann die Aufteilung in zwei Gymnasien mit dem LUG auf dem Milcherberg und dem Schlossgymnasium noch an der Alleenstraße, „ein Meilenstein in der Schulentwicklung“ wie Matt-Heidecker die Schulteilung bezeichnet.

In der 50-jährigen Geschichte des LUG ging nicht immer alles ohne Protest ab. So herrschte wegen einer schulischen Baumaßnahme im Jahr 1981 Aufregung. Am LUG sollte eine Sporthalle für sechs Millionen Mark errichtet werde. Dazu mussten Bäume und die Jugendkneipe Lohrmannskeller weichen. Neun Schüler und Studenten schliefen aus Protest auf den Bäumen vor der Kneipe. Mit einem Großaufgebot rückten am 1. Dezember 1981 die Polizei aus Esslingen, ein Sondereinsatzkommando aus Göppingen und die Abrisssägen an. Die Demonstranten ergaben sich freiwillig, Bäume und Lohrmannskeller waren Geschichte. Die Sporthalle konnte gebaut werden.

Georg Braun, Schulleiter am Ludwig-Uhland-Gymnasium befasste sich in seinem Grußwort mit der Schule, die in Zeit und Geschichte verwoben sei. Sie nehme teil an deren Veränderungen, und „hat sich dadurch auch den neuen Herausforderungen zu stellen“. Es gelte, gegen den Trend der Reduktion von Schulbildung und gegen den Trend des Zurückdrängens humanistischer Bildung einzutreten. „Die Kenntnis der klassischen Bildungssprache beziehungsweise des klassischen Bildungsguts insgesamt eröffnet uns den Zugang zur europäischen Geistesgeschichte. Wir sollten unseren Schülern diesen Bildungszugang nicht verbauen.“ Er habe keine Zweifel, wenn sich gelebte Weltoffenheit und Bereitschaft zur Erneuerung verbinden, ließen sich viele Aufgaben bewältigen. „Und ich habe auch keinen Zweifel, das allgemeinbildende Gymnasium ist auch heute noch ein gute Schulform und ein bedeutender Bestandteil der Kirchheimer Schullandschaft.“

Die Schulleiterin des Schlossgymnasiums, Lucia Heffner, wurde gefragt, warum beide Gymnasien gemeinsam feiern. Ihre Antwort sorgte für Erheiterung. Sei doch das Schlossgymnasium quasi die Mutter des Ludwig-Uhland-Gymnasiums. Und in einer Familie feiere man den Geburtstag der einzelnen Familienmitglieder zusammen. Zum anderen feiere man 50 Jahre Namensgebung.

„Der natürliche Wettstreit und die Zusammenarbeit unserer beiden Gymnasien sind ein wirklich starker Motor für die Entwicklung und das vielfältige Bildungsangebot der Kirchheimer Gymnasien“, sagte Heffner. Wie in den besten Familien gebe es die eine oder andere Meinungsverschiedenheit, der eine schaut auf die andere oder nach der anderen, beide buhlen um die Unterstützung. „Doch wie in den besten Familien halten wir aber auch bei den wichtigen Dingen wirklich zusammen.“

Schwierige Namensfindung

Mit dem zweiten Gymnasium brauchte nicht nur das neue, sondern auch das schon bestehende einen Namen. Zunächst kam die Idee auf, das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium nach dem Holzmadener Fossilienforscher Bernhard Hauff zu benennen. Dies stieß aber wegen der Befürchtung der Verballhornung zu BH-Gymnasium auf Ablehnung. Im Kollegium wurden die Namen Zähringer-Gymnasium, Schlossgymnasium und Milcherberggymnasium favorisiert. Das Gymnasium auf dem Milcherberg sollte Zähringer-Gymnasium und jenes in der Jahnstraße Schlossgymnasium heißen. Nach einer lebhaften Diskussion um den Namen des Gymnasiums auf dem Milcherberg im Gemeinderat, einigte man sich schließlich auf Ludwig-Uhland-Gymnasium. Auch der Name für das Schlossgymnasium war nicht umstritten, seine Herkunft ist aber nicht zweifelsfrei erklärbar.cw