Kirchheim

Die Sibylle zieht wieder eine Spur

Namensfindung Die Kirchheimer Tunnelbohrmaschine wurde nach der weisen Frau von der Teck benannt. Die Wendlinger wird den Namen Wanda tragen. Von Iris Häfner

Die Bohrmaschine mit der Seriennummer S-1025 und dem aufgesprühten Logo der Baufirma Implenia, heißt künftig Sibylle. Foto: Herr
Die Bohrmaschine mit der Seriennummer S-1025 und dem aufgesprühten Logo der Baufirma Implenia, heißt künftig Sibylle. Foto: Herrenknecht

Die Namen sind gefunden: Sibylle und Wanda heißen die Bohrmaschinen für den Albvorlandtunnel. Rund acht Kilometer müssen sich die beiden schweren Damen durch Schwarzen Jura quälen, ehe der Durchbruch in Wendlingen geschafft ist.

Ausschlaggebend für die Suche nach einem Namen für die Maschinen sind die Mineure. Die Bindung zum tonnenschweren Arbeitsgerät ist unter Tage intensiv, statt technokratisch über die S-1025 zu sprechen, arbeiten sie lieber mit einem Käthchen oder einer Suse zusammen - weibliche Namen sind in dem Fall bevorzugt. Dazu kommt, dass es nicht so häufig vorkommt, gleich für zwei Tunnelbohrmaschinen einen Namen zu finden. In der Regel sind sie solo unterwegs.

Prominent besetzte Jury

Die Jury hat es sich nicht einfach gemacht. Ihr gehörten an Landrat Heinz Eininger, Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, die Bürgermeister Steffen Weigel aus Wendlingen und Rainer Haußmann aus Dettingen - ein Teil der Ostportal-Baustelle liegt auf Dettinger Markung -, Jens Hallfeldt, Abschnittsleiter für das Albvorland der neuen ICE-Strecke, und Dr. Andreas Groten von der Baufirma Implenia. Ebenfalls an der Namensfindung beteiligt waren Vertreterinnen vom Teckboten und der Nürtinger Zeitung als Stellvertreterinnen für die zahlreichen Leser, die Vorschläge eingereicht haben. Mit zwei Nachzüglern, die nicht in die Wertung eingeflossen sind, haben sich exakt 300 Leserinnen und Leser des Teckboten an der Aktion beteiligt, bei der Nürtinger Zeitung waren es 268.

158 von 300 sind Sibyllen-Fans

Noch ein paar Zahlen: 158 Leser des Teckboten haben sich für Sibylle ausgesprochen, 22 nannten Henriette als ihre Favoritin. Noch heute ist die Herzogswitwe als Namenspatronin des Kirchheimer Henriettenstift präsent. Über 45 Jahre lebte Herzogin Henriette von Württemberg (1780-1857) im Kirchheimer Schloss und setzte sich nachhaltig für die Entwicklung der Infrastruktur in der Teckstadt ein: Kindergärten, Krankenhaus und Freiwillige Feuerwehr gehen auf ihre Initiative zurück. Das Logo der Firma Implenia, eine blühende Margerite, inspirierte 18 Leser zu unterschiedlichen Variationen wie beispielsweise Gretchen, Gretel, Maggie oder Margretle. Aus einem bunten Strauß konnte die Jury also auswählen. Weitere Favoriten von Teckbotenseite waren unter anderem auch Teckla, Albohra, Blümchen, Bohrista Maxima oder Serafina - die Erdverbundene.

Öffentliche Suche ist eine Ausnahme

57 Leser der Nürtinger Zeitung entschieden sich ebenfalls für Sibylle und 32 für die Flotte Lotte. Betty Geröllheimer - von der US-Comicserie The Flintstone inspiriert -, Jura-Lisa, Lauterle, Wendy und Zerbera, Höllenhündin der griechischen Mythologie, fanden ihren Widerhall in der Jury.

„Ich finde es toll, dass soviele Leser ihre Vorschläge eingesandt haben“, freut sich Jens Hallfeldt. Es ist eher die Ausnahme, Namen für die Tunnelbohrmaschinen öffentlich zu suchen. Das Käthchen, das sich durch den Bosslertunnel buddelt, war eines Tages einfach das Kätchen - basta. Anders verhielt es sich bei Suse, der Bohrmaschine für den Fildertunnel. Suse steht für „Stuttgart-Ulm schnell erreicht“ und wurde ebenfalls über eine Leseraktion gefunden. Wie Suse hat auch Wanda ihren Ursprung in einer bewussten Abkürzung: Wendlingen am Neckar durchs Albvorland.

Sibylle von der Teck

Die Sibylle ist unter der Teck allgegenwärtig. Jedes Kind kennt die Sage über diese schöne und weise Frau, die viel Gutes getan hat. Sie lebte einst unterhalb der Burg Teck in ihrem unterirdischen Schloss. Die Höhle ist heute noch als Sibyllenloch bekannt. Vor Gram über ihre missratenen Söhne - einer wohnte auf dem Rauber - floh sie aus dem Land. Ihr feuriger Wagen wurde von zwei großen Katzen durch die Lüfte gezogenen. Nur an den Stellen, wo der Wagen den Boden berührte, ist eine Spur zu erkennen, auf der bis heute das Korn üppiger wächst - als letzter Segen für die Menschen im Tal.

Der Limes ist für die fruchtbare Doppelspur verantwortlich. Wissenschaftler stellten fest, dass zwei parallele Gräben zur Römerzeit das Tal durchzogen. Im Lauf der Zeit füllten sie sich mit Kalksteinen und fruchtbarer Erde.

Die Höhle und die Doppelspur waren für viele Leser ausschlaggebend für die Namensfindung für die Tunnelbohrmaschine S-1025.ih