Kirchheim
Die Stadt kauft das Stadtkino

Grunderwerb Kirchheim sichert sich das Grundstück in der Max-Eyth-Straße, um bestimmen zu können, was sich dort baulich entwickelt. Das Gebäude soll auf jeden Fall die nächsten fünf Jahre erhalten bleiben. Von Andreas Volz

Jetzt ist es beschlossene Sache: Die Stadt Kirchheim will das Stadtkino kaufen. Das Gebäude wird deswegen aber nicht zum „Stadt-Kino“. Die Stadt hat keinerlei Pläne, einen Eigenbetrieb Kino zu gründen. Eigentlich geht es der Verwaltung und dem Gemeinderat noch nicht einmal darum, das Gebäude als solches zu kaufen. Der Fokus liegt vielmehr auf dem Grundstück.

Dabei geht es um die europäische „Wasserrahmenrichtlinie“. Die Lauter, die neben dem Stadtkino fließt, soll eines Tages renaturiert werden. Für den Eigentümer des Grundstücks lassen sich
 

Wenn die Stadt Flagge zeigt,
zeigt das Stadtkino Friedenstaube.
Michael Holz
Pächter des Stadtkinos seit 2011

entsprechende Pläne wesentlich leichter umsetzen. Und selbst, wenn die Stadt das Gelände irgendwann weiterverkaufen sollte, könnte sie ihre eigenen Bestimmungen für den Uferbereich vertraglich festschreiben.

Das Gebäude selbst weist erhebliche Mängel und einen erheblichen Sanierungsbedarf aus, wie Silvia Oesterle, die Leiterin der Abteilung Nachhaltige Entwicklung, im Gemeinderat erläuterte. „Investitionen in das Gebäude sind nicht mehr wirtschaftlich. Es handelt sich um ein Abbruchobjekt, das vielleicht noch fünf Jahre lang nutzbar sein dürfte.“

Die aktuelle Nutzung war eines der Argumente, wegen dem die Mehrheit im Gemeinderat dem Kauf zustimmte. Natalie Pfau-Weller, die Vorsitzende der CDU-Fraktion, nannte außer der Renaturierung der Lauter und der möglichen Attraktivierung des Postplatzes vor allem den Bedarf nach einem Raum für Kultur und Veranstaltungen, den Jugendliche nutzen können.

Andreas Kenner (SPD) präzisierte: „Wir sollten von jungen Erwachsenen sprechen, zwischen 18 und 30. Jugendliche unter 18 haben bei den Samstags-Veranstaltungen keinen Zutritt. Aber ich hoffe, dass in den nächsten fünf Jahren noch einiges passiert im alten Kino.“

Ulrich Kreyscher stellte fest, dass der Antrag auf Erwerb des Stadtkinos von seiner FDP/KiBü-Fraktion kam. Auch er hofft, dass das Gebäude genutzt wird, solange es steht. Heinrich Brinker (Linke) sieht ebenfalls den Bedarf, Räume für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu haben, während Sabine Lauterwasser (Grüne) den Vorteil sieht, dass sich die Stadt alle Möglichkeiten offen hält.

Lediglich Reinhold Ambacher (Freie Wähler), kritisierte, dass die Stadt 850 000 Euro zuzüglich Nebenkosten in Höhe von 103 000 Euro in die Hand nimmt, um dieses Grundstück zu kaufen: „So alte Gebäude haben wir genügend. Aber was an dieser Stelle der Stadt passiert, ist nicht unser Hauptproblem.“

Trotzdem stimmte der Gemeinderat dem Kauf mit großer Mehrheit zu – bei lediglich drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.

Für Michael Holz – seit 2011 Pächter des Stadtkinos – ist dieser Beschluss des Gemeinderats eine sehr willkommene Nachricht: „Zwei Jahre lang konnten wir so gut wie nichts machen, wegen Corona. Wenn ich dann im Prinzip innerhalb von drei Monaten kündbar bin, kann ich auch nichts mehr auf die Beine stellen, was erst in einem halben Jahr stattfindet.“

„3K – Kunst, Kultur, Kino“

So aber freut er sich über Planungssicherheit und nennt gleich die ersten Konzerttermine im Stadtkino: 29. April sowie 6. und 13. Mai – jeweils freitags. Samstags hat er jetzt bereits geöffnet, unter strengen Corona-Auflagen: geimpft oder genesen und zusätzlich tagesaktuell getestet. Das Mindestalter 18 Jahre hat dagegen nichts mit Corona zu tun. Sein „3K“-Motto will Michael Holz fortführen. Es steht dann allerdings nicht mehr für „Dreikönig“, sondern für „Kunst, Kultur, Kino“. Klassisches Kino werde es nicht mehr geben. Aber immerhin sind Leinwand und Vorführgeräte noch vorhanden. Auch für seine Nachbarn vom Tafelladen sei es eine große Erleichterung, den Standort vorerst gesichert zu sehen.

Eine Kooperation zwischen Stadtkino und Mehrgenerationenhaus Linde ist ebenfalls immer wieder im Gespräch. Und auch mit der benachbarten Buchhandlung Zimmermann gibt es gemeinsame Aktionen wie Lesungen oder Kindertheater. Für eine erste politische Aktion hat Michael Holz den Street-Art-Künstler Daniel Geiger beauftragt: „Wenn die Stadt Flagge zeigt und so die Ukraine unterstützt, dachte ich, können wir das Stadtkino auch mit einer Friedenstaube schmücken.“