Kirchheim

Die Volksbank sucht mehr als nur Bankkaufleute

Bilanz Trotz geplanter Fusion wird bei der Volksbank Mittlerer Neckar kein Personal abgebaut, im Gegenteil. Nach einem „ordentlichen Jahr“ zeigt man sich auch für 2023 zuversichtlich. Von Thomas Zapp

Der Vorstand der Volksbank Mittlerer Neckar (v. l.): Eberhard Gras, Sprecher Heinz Fohrer, Markus Schaaf und Martin Winkler. Foto: pr

Auf ein „ordentliches Jahr“ blickt Vorstandssprecher Heinz Fohrer auf der Jahrespressekonferenz in schwäbischer Zurückhaltung zurück – trotz Pandemie, Krieg, Liefer­engpässen, Energiekrise und Inflation. Unter schwierigen Bedingungen kann die Volksbank Mittlerer Neckar bei den Kundenkrediten ein Wachstum von 7,5 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro verzeichnen. Insgesamt vergab sie im vergangenen Jahr 731 Millionen Euro an Neukrediten. „Mehr als 500 Millionen Euro geleistete Tilgungen sprechen für die gute Bonität der Kunden“, freut sich Fohrer. Auch wenn das Krisenumfeld 2023 bleibt, ist er daher zuversichtlich für die Region und damit auch für die Bank. „Die Unternehmen sind robust aufgestellt.“ 

Das Gesamtkundenvolumen liegt erstmals über zehn Milliarden Euro, was einem Plus von 1,6 Prozent entspricht, die Bilanzsumme nahm um 1,2 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro ab. Im Einlagengeschäft verzeichnete das Kreditinstitut 2,3 Prozent Wachstum auf insgesamt 3,5 Milliarden Euro. Durch gestiegene Zinsen könne die Bank derzeit rund zwei Prozent auf Festgeld anbieten, sagt Vorstandsmitglied Markus Schaaf, allerdings seien die Kunden zurückhaltend, was längere Laufzeiten betreffe. Das liege sicher auch noch an der Differenz zur Inflation, die derzeit bei acht Prozent liege. Entsprechend hoch sei der Beratungsbedarf generell bei der Vermögensanlage. „Wir legen in der Beratung großen Wert darauf, dass unsere Kunden ihr Vermögen breit streuen und bei Wertpapieren eine längerfristige Planung berücksichtigen“, sagt Heinz Fohrer.

Dass die EZB 2022 die Zinswende und die Abkehr von der Niedrigzinspolitik eingeläutet hat, begrüßt die Bank grundsätzlich, kritisiert aber das „Wie“. „Zu schnell und viel zu heftig“, betont Fohrer. Unmittelbare Auswirkungen hat das auf den Immobiliensektor, denn die hohen Zinsen würden die Immobilienfinanzierung drei bis vier Mal so teuer machen, wie der Vorstandssprecher betont: „Das hinterlässt Spuren.“ Dass sich der Immobilienboom abgeschwächt habe und die Preise sich „normalisieren“, sei aber positiv. 

Im laufenden Jahr steht für die Bank mit ihren 547 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor allem die geplante Fusion mit der VR Bank Hohenneuffen-Teck im Fokus. Die finale Entscheidung werden die Mitglieder auf der Vertreterversammlung am 2. Mai in Kirchheim treffen und dort auch über die geplante Dividende in Höhe von drei Prozent abstimmen. Der Umzug in den Neubau nach Wendlingen ist nach wie vor bis Ende 2024. Auch der Kostenrahmen von 70 Millionen wird nach derzeitigem Stand eingehalten.

Dass mit der Fusion Arbeitsplätze gestrichen werden, schließen die Vorstandsmitglieder unisono aus. Im Gegenteil: „Wir sind froh um jeden Mitarbeiter und haben offene Stellen“, betont Vorstandsmitglied Martin Winkler. Aktuell habe man mit 18 Auszubildenden deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Dabei gehe es nicht nur um die klassischen Bankkaufleute. „Wir bilden auch in anderen Berufsfeldern aus“, ergänzt Markus Schaaf und nennt IT-Kaufmann oder Experten im Dialog-Management und Digitalisierung. „Die brauchen wir für die Zukunft.“​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​