Kirchheim

Die Wahrheit über bemalte Körper und geschenkte Zeit

Alle Beteiligten, die am kommenden Montag ab 22 Uhr bei „Sag die Wahrheit“ im Dritten zu sehen sind, auf einen Blick. Der Kirchh
Alle Beteiligten, die am kommenden Montag ab 22 Uhr bei „Sag die Wahrheit“ im Dritten zu sehen sind, auf einen Blick. Der Kirchheimer Thomas Oßwald steht in der hinteren Reihe ganz rechts.Foto: SWR/Peter A. Schmidt

Kirchheim scheint derzeit prominent vertreten zu sein im Fernsehen – einerseits durch Landtagsabgeordnete, andererseits durch die Parksanduhr. War die

Andreas Volz

Kirchheimer Erfindung zum praktischen Nachweis des Kurzzeitparkens bereits Anfang April Gegenstand bei „Frag doch mal die Maus“ im ARD-Programm, geht es jetzt weiter: Die Parksanduhr wird vorgestellt in der Quiz-Sendung „Sag die Wahrheit“ – am Montag, 6. Juni, zwischen 22 Uhr und 22.30 Uhr im SWR-Fernsehen.

Genauer gesagt: Als Erfinder der Parksanduhr darf sich Thomas Oßwald bei Moderator Michael Antwerpes vorstellen. Unter dem Motto „Ich schenke Ihnen Zeit“ erzählt er dem Rateteammitglied Pierre M. Krause die Geschichte der Kirchheimer Parksanduhr – und sagt dabei nichts als die reine, lautere Wahrheit. Zuvor allerdings muss er, gemäß dem Prinzip der Sendung, dicke Lügen auftischen. Er gibt sich als der Bodypainter Johannes Stötter aus – und das auch noch so überzeugend, dass ihm Kim Fisher aus dem Rateteam auf den Leim geht: Sie hält Thomas Oßwald für den wirklichen Künstler, der menschliche Körper bemalt.

Seine Mitwirkung bei der Produktion der nächsten „Sag die Wahrheit“-Folge hält Thomas Oßwald im Rückblick für eine „wichtige Lebenserfahrung“. Es sei mehr als interessant gewesen, im Studio in Baden-Baden mitzuerleben, „wie so was funktioniert“. So hätten die Mitarbeiter der Produktionsfirma genau darauf geachtet, dass Thomas Oßwald und die anderen „Geschichtenerzähler“ niemandem aus dem Rateteam im Vorfeld über den Weg laufen. Schließlich würde man sich dann ja unterhalten, kennenlernen und womöglich aus Versehen zu viel über sich selbst preisgeben.

Er und seine Mitstreiter – allesamt Laien in der Quizshow – seien auch gewissenhaft auf die Konfrontation mit den „Profis“ vom Rateteam vorbereitet worden: Zu den Ratefüchsen zählen außer Kim ­Fisher und Pierre M. Krause auch Ursula Cantieni und Smudo. Alle vier haben große Erfahrung, wenn es darum geht, die Wahrheit herauszufinden. Folglich wurde Thomas Oßwald auf sämtliche Tricks und Kniffe des Rateteams vorbereitet – Psychologie und Rhetorik inklusive.

Eine ganz wichtige Vorbereitung war aber auch der Vorabend in Baden-Baden: Die drei Bodypainter – der echte und die beiden vermeintlichen – waren von Anfang an ein gut harmonierendes Trio. Nicht zuletzt kommt es auch darauf an, von der Person, in dessen Rolle man schlüpft, so einiges über deren Alltag zu erfahren. Ausbildung, Ausstellungen, Internetauftritt, Arbeitszeiten, Auftraggeber, Preise, Reaktionen aus dem Umfeld – das alles kann schließlich Gegenstand der Fragen sein, auf die man überzeugende Antworten geben sollte. Schon durch falsches Betonen eines „ich“ oder durch unpassende Reaktionen auf die direkte, namentliche Ansprache kann man alles verpatzen in diesem Spiel um Sein und Schein, um Lüge und Wahrheit, um Tarnen und Täuschen.

In der Schlussrunde – in der eben die Kirchheimer Parksanduhr zum Thema wurde – ging es für Thomas Oßwald um ein ganz anderes Ziel: Da wollte er nicht mehr vortäuschen, ein anderer zu sein. Vielmehr wollte er vortäuschen, nur eine erfundene Geschichte über die geschenkte Zeit zu erzählen. Und auch in diesem Fall war er erfolgreich, denn Pierre M. Krause wollte ihm die Geschichte nicht abkaufen.

Dabei hat es sich wirklich so abgespielt: Bei den regelmäßigen Treffen von BDS, City Ring und Stadtverwaltung war es einmal um die Möglichkeiten zum Kurzzeitparken in Kirchheim gegangen. Und Thomas Oßwald – als BDS-Vorstandsmitglied an dem Treffen beteiligt – entwickelte spontan die Idee mit der Sanduhr. Gemeinsam wurde das weitergesponnen. Und inzwischen ist die Parksanduhr ein Kirchheimer Exportschlager. Etliche andere Städte im ganzen Bundesgebiet sind daran interessiert oder haben die Sache schon selbst umgesetzt.

Die Idee: Wer „nur kurz“ was erledigen muss, kann die Sanduhr am Seitenfenster seines Autos anbringen – und schon rieselt acht Minuten lang feiner blauer Sand. Diese acht Minuten sind die freie Parkzeit, die die Nutzer der Sanduhr in Kirchheim geschenkt bekommen, und zwar auf allen öffentlichen oberirdischen Parkplätzen der Stadt. Erhältlich ist die Sanduhr nach Auskunft von Thomas Oßwald im Max-Eyth-Haus, bei City-Ring- und BDS-Mitgliedern.

Dem Teckboten gegenüber berichtet Thomas Oßwald noch von einem weiteren Erfolg: Er hat nicht nur mit seinen beiden Geschichten zunächst erfolgreich Verwirrung gestiftet. Er hat anschließend auch das ganze Rateteam für die Parksanduhr begeistert – restlos.