Kirchheim

Die Zeitung öffnet sich für blinde Menschen

Digitalisierung Die elektronische Version des Teckboten bietet sehbehinderten Menschen Chancen. Mitarbeiter des Verlags stehen Interessenten auch über den Infonachmittag hinaus mit Rat und Tat zur Seite. Von Anke Kirsammer

E-paper Teckbote Blinde Sehbehinderte
Foto: Carsten Riedl

Es war ein Nachmittag der Aha-Effekte: Mitarbeiter des GO Verlags lernten beispielsweise, dass manch sehbehinderter Mensch Texte erst dann entziffern kann, wenn der Kontrast verändert wird - also die Schrift weiß und der Hintergrund schwarz ist. Blinde wiederum erfuhren, dass ihnen technische Geräte wie Notebooks ermöglichen, sich selbstständig Infos aus der Zeitung zu holen. Anderthalb Stunden nahmen sich der Verleger Ulrich Gottlieb sowie der Chef der Verlagsvorstufe, Steffen Maier, und der Abteilungsleiter des Vertriebs, Andreas Teicher, Zeit, um Mitgliedern der Bezirksgruppe Nürtingen-Kirchheim des Blinden- und Sehbehindertenverbands die eZeitung des Teckboten zu präsentieren. „Wir wollen Ihnen Lösungsansätze vorstellen“, kündigte Ulrich Gottlieb an.

So unterschiedlich wie die Augenerkrankungen der Seminarteilnehmer, so vielfältig sind auch die Hilfsmittel, die sie benutzen. Während manche mit großen elektronischen Lupen oder Bildschirmlesegeräten arbeiten und Einzelne Programme benutzen, mit deren Hilfe sie sich Inhalte vorlesen lassen, navigieren andere bereits ganz selbstverständlich auf dem iPad oder dem Notebook durch das ePaper des Teckboten. „Es ist ein bisschen Übungssache“, meint der Bezirksgruppenleiter Ewald Löw, der seit einem Unfall sehbehindert ist. Das Eingeben von Befehlen über die Tastatur stellt für ihn kein Problem dar. „Das machst du ein paar Mal, dann kannst du es“, so ermutigt der Bruckener die Teilnehmer der Runde. Der Teckbote in seiner elektronischen Version ist für ihn das Fenster zur Region. Auch Altersblinde und Leute mit Berührungsängsten will Ewald Löw dazu bringen, sich an Tablet und Co. zu wagen.

Aus verschiedenen Gründen haben sich einzelne Teilnehmer des Infonachmittags noch nicht mit den modernen Geräten beziehungsweise dem ePaper vertraut gemacht: Eine Kirchheimerin beispielsweise, die vor ihrer Erkrankung „computermäßig gut drauf war“, hat den Umgang mit der digitalen Technik durch ihre zunehmende Sehschwäche vernachlässigt. Eine Frau aus Lenningen, die aufgrund der Ablösung ihrer Netzhaut fast nichts mehr sieht, benötigt eine Eingabehilfe wie „VoiceOver“, um allein schon die gesuchte Schaltfläche auf dem Bildschirm zu finden.

Steffen Maier hat für die Sehbehinderten und blinden Menschen hilfreiche Tipps: So lässt sich die Teckboten-App mit intelligenten Sprachassistenten wie Siri öffnen. Es gibt nicht nur ein Inhaltsverzeichnis für die gesamte Ausgabe, sondern auch für jede Seite. Artikel lassen sich sehr stark vergrößern und man kann sie sich vorlesen lassen.

Durch den Austausch mit den Nutzern ging auch den Verlagsmitarbeitern das ein oder andere Licht auf: „Ich habe gelernt, dass wir als Sehende das Thema ganz anders angehen als ein sehbehinderter Mensch oder ein Blinder“, so das Resümee von Steffen Maier. Einzelne Funktionen sind momentan noch stark abhängig vom technischen Gerät, das für das Lesen des ePaper genutzt wird. Hier sieht der Leiter der Verlagsvorstufe Verbesserungspotenzial.

Vorzüge bietet die elektronische Zeitung auch für Sehende: Im Gegensatz zur Homepage kann man so den kompletten Teckboten lesen. Zudem ist die elektronische Variante an manchen Tagen aktueller als die gedruckte Version. Es lassen sich 30 Ausgaben abrufen, und Nachtschwärmer haben den Vorteil, dass sie spätestens um 24 Uhr bereits die Zeitung lesen können, die bei anderen erst morgens im Briefkasten steckt.

Wer Hilfe bei der Einrichtung der eZeitung benötigt, kann sich telefonisch unter 0 70 21/97 50 40 oder per E-Mail unter andreas.teicher@teckbote.de an Andreas Teicher wenden. Unter der Telefonnummer 0 70 21/9 75 05 94 beziehungsweise unter steffen.maier@teckbote.de gibt Steffen Maier Auskunft. Hilfe bei der Einrichtung des Kontos für die eZeitung können selbstverständlich auch Leser in Anspruch nehmen, die keine Sehbehinderung haben.