Kirchheim

Diebe scheitern auf dem Friedhof

Denkmal Mehrere Bronzeplatten waren aus der Mauer des Mahnmals in Kirchheim herausgebrochen und wohl bereits zum Abtransport vorbereitet worden. Jetzt sollen sie sicherer verankert werden. Von Andreas Volz

Von den zwölf Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs sind derzeit nur fünf zu sehen.Foto: Markus Brändl
Von den zwölf Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs sind derzeit nur fünf zu sehen.Foto: Markus Brändli

Gut 90 Jahre lang hat das Kriegerdenkmal auf dem Alten Friedhof unbehelligt an die jungen Kirchheimer erinnert, die ihr Leben im Ersten Weltkrieg lassen mussten. Die Namen derjenigen, die als Soldaten gefallen waren, fanden sich auf zwölf schweren Bronzeplatten verewigt. Die Platten waren an der Wand angebracht, die hinter dem eigentlichen Kriegerdenkmal steht. Das Denkmal selbst zeigt die idealisierte Figur eines sterbenden jungen Mannes.

Weil dieser Jüngling in klassisch-antiker Weise nackt dargestellt ist, handelt es sich nur sinnbildlich um einen sterbenden Krieger. Uniform und Stahlhelm als realistische Ausstattung für den Ersten Weltkrieg fehlen ihm ebenso wie die Waffen, die vor hundert Jahren eine neue Dimension des Tötens im Krieg eröffnet hatten. Einziges Requisit des Denkmal-Soldaten ist ein Schwert - das in den Schützengräben nun wirklich nichts verloren hatte.

Seit Anfang Juni präsentiert sich aber nicht nur der sterbende Soldat nackt, sondern auch ein Großteil der Gedenkwand hinter ihm: Von den zwölf Bronzeplatten fehlen sieben. Die Lücken sind so unregelmäßig, dass sich die Betrachter völlig zurecht fragen, was da wohl vorgefallen ist.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Die Platten werden restauriert - oder aber es waren Metalldiebe am Werk. Wie war es nun in Kirchheim? Hier ist beides der Fall, wie der städtische Pressesprecher Dennis Koep auf Nachfrage des Teckboten mitteilt: „Tatsächlich wurde versucht, die Platten zu entwenden.“ Unbekannte hatten sich an der Denkmalwand zu schaffen gemacht, wohl schon in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni.

Sie schafften es, vier Bronzeplatten aus der Mauer zu entfernen. „Dann wurden sie vermutlich gestört, oder die Platten waren ihnen zu schwer zum Abtransportieren“, sagt Dennis Koep. Geschätzt wird das Gewicht einer einzelnen Bronzetafel auf rund 25 Kilogramm. Was auch immer der Grund für den Abbruch des Diebstahls war: Für Kirchheim ist es ein Glück, dass alle vier Platten noch auf dem Friedhof sichergestellt werden konnten - ebenso ein Brecheisen als Tatwerkzeug.

Die Stadt hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, und zwar wegen Sachbeschädigung. Dass sich die verhinderten Diebe aber jemals für ihre Tat verantworten müssen, ist eher unwahrscheinlich. Dazu müsste man sie erst einmal finden und dann auch noch überführen können.

Warum aber fehlen die Platten immer noch, und warum fehlen nicht vier, sondern gleich sieben Platten? Die vier herausgebrochenen Bronzetafeln fehlen vor allem deswegen, weil sie beschädigt wurden. Die Stadt Kirchheim lässt sie jetzt reparieren, was noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Die anderen drei Platten wurden vorsorglich entfernt. Ihre Befestigung war bereits so sehr gelockert, dass sie bei künftigen Diebstahlversuchen stark gefährdet gewesen wären.

Alle sieben Platten sollen baldmöglichst wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren - sicher verankert. Schließlich hat die Stadt ein großes Interesse daran, dass sich das Mahnmal für die Gefallenen nicht noch einmal eine ähnliche Blöße geben muss.

Was kostet Bronze?

Der Metallwert dürfte der Grund für den Diebstahlversuch auf dem Alten Friedhof gewesen sein. Für hundert Kilogramm Bronzeschrott liegt er bei über 400 Euro. Der ideelle Wert der Namenstafeln lässt sich dagegen nicht beziffern. Aber auf den hatten es die Diebe sicher nicht abgesehen.vol