Kirchheim
Doppelkonzert in der Bastion: Handgemacht mit Doppel-Wumms

Doppelkonzert Konkurrenzfrei im beseelten Miteinander feierten die Bastion-Besucher die astreinen Bands „Gracefire“ und „Sally Grayson – Black Swift“ – ein stimmgewaltiger Abend. Von Sabine Ackermann

Runde Kugel, weißer Schimmel oder tote Leiche: Mit der umgangssprachlichen Wendung „doppelt gemoppelt“ wird gemeinhin etwas bezeichnet, das unnötigerweise zweifach ausgedrückt wird – so lernt man es in der Deutschstunde. Doppelt gemoppelt kann aber auch, wie jetzt in der Bastion, seine Berechtigung haben – indem man zwei Vierer-Bands aus dem Großraum Stuttgart einlädt, die im ähnlich anmutenden Musikgenre unterwegs sind. Beide sind laut, rockig, energiegeladen – professionelle Musiker und Sängerinnen, die jeweils als Singer-Songwriterinnen mit Leidenschaft auf ihre Art gekonnt ihren Job machen.

Als erstes präsentierte sich „Gracefire“, die ihren Frauenüberschuss keinesfalls gekünstelt zur Schau stellt oder ausnutzt, sondern mit den „vier Frauen, eine mit Bart“, wie die Fans verlauten lassen, als homogenes Team agiert.

Der einzige Mann ist Simon Jokschas, beindruckend wie tiefenentspannt er als standfester Ruhepol, umringt von energiegeladenen Mädels, sich seinem Bass widmet. Frontfrau ist Nicole Zeyda, die ausschließlich singt und dazwischen kleine Geschichten erzählt oder mit ihren Fans kommuniziert: „Ich sag Grace…und ihr sagt Fire!“ Annika Allinger am Schlagzeug und Gitarristin Diana Höttermann machen das Quartett komplett.

Mit ihren rhythmusbetonten Rock-Titeln wie „Black Bull“, „These Boots“, „Wild Cherry“ oder „Danger Zone“, im letzteren, von Diana getexteten Song, verarbeitet sie ihre Flucht von Ost nach West, sorgt Nicole Zeyda für reichlich Dampf und muss ungeachtet ihrer kraftvollen Stimme vereinzelt gegen den explosiven Beat der Musiker ankämpfen. Juckt aber ihre zahlreichen Fans nicht die Bohne, im Gegenteil, die singen lautstark mit.

Schneller Bühnen-Umbau in der Pause, die Stimmung unter den Besuchern ist immer noch top. Jetzt ist Sally Grayson dran, die Frontfrau der Stuttgarter Independent-Rock-Band „Black Swift“, die immer noch auf ihre Teilnahme 2016 bei „The Voice of Germany“ angesprochen wird. Ganz in Schwarz gekleidet, mit Hut, langem Mantel und Gitarre ist sie eine Erscheinung, lächelt. Gleich zu Beginn haut sie den rockigen Titel „The Darkness in Me“ raus, bei dem sie Stimmfarbe und Rhythmus ändert, was durch den Hall-Echo-Effekt wie beim geschmeidigeren „Melt into your Arms“ noch verstärkt wird.

Ein ganz eigener Sound

Ihr Musikstil aus Americana, Desert-Rock und Post-Punk ist eigen, und das macht die US-Amerikanerin, die in der Region Ludwigsburg lebt, irgendwie besonders. Wenn man hört, wie sie in „Tame the Wild Horse“ gesanglich die wilden Pferde zähmt, erinnert ein Hauch an Country an die guten alten Wildwestfilme. Ob „Downpour“ oder „Called to Love“, Sally Graysons bluesige und warme Stimme, nimmt einen von Anfang an mit.

Es sind aber auch ihre tiefgründigen Texte, die aufhorchen lassen. Wie beispielsweise beim Stück „Downpour“ (Platzregen), in dem darum geht, dass man nicht alleine ist und es schaffen kann, innere Stärke zu entwickeln. „Will you come and walk with me today? Will you come beside me in the rain?“.

Doch wer steckt eigentlich hinter „Black Swift“? Großartige Musiker! Dass sind Jeffrey Appiah aus Adelberg, der sowohl am Kontrabass als auch an der Bassgitarre überzeugt, Schlagzeuger Stephan Kappler aus Stuttgart sowie Felix „Simon“ Kübler aus Wäschenbeuren, der von der Gitarre zwischendurch zum Keyboard wechselt.

Zusammengefasst war es ein genialer und harmonischer Abend, bei dem Konkurrenzkampf außen vor war. Zwei Bands, die neben ihrer Musikalität nicht zuletzt mit ihrer offenen und sympathischen Art punkteten – was will man mehr?