Kirchheim
Doschler: Wer repariert die Brücke?

Streit Eine gesperrte Holzbrücke, die normalerweise Parkplatz und „CJD-Kita im Doschler“ verbindet, sorgt für Ärger. Die Stadt will sich nicht an den Sanierungskosten beteiligen. Eltern und Anwohner sind sauer. Von Antje Dörr

Die „CJD-Kita im Doschler“ liegt am Ende einer Sackgasse, idyllisch im Grünen am Fuß der Plochinger Steige. Auf dem Hof vor der Kita rasen Kleinkinder in dicken Winterjacken und Matschhosen auf Laufrädern herum. Nach und nach treffen Eltern ein. Es ist 16 Uhr, Abholzeit. Normalerweise parken Eltern, die mit dem Auto unterwegs sind, auf einem Schotterparkplatz jenseits der Lauter, gehen über die Fußgängerbrücke und stehen auf dem Hof der Kita. Doch seit vergangenem Jahr ist die Brücke aus Sicherheitsgründen gesperrt. Seitdem müssen Eltern morgens und abends einen Umweg durchs Wohngebiet nehmen. Der führt über eine Lauterbrücke, und dann immer die Straße „Im Doschler“ entlang. Die Straße ist schmal, an der Seite parken Autos. Einen Fußgängerweg gibt es nicht. 

Mareike Wandel, Leiterin der „Kita im Doschler“, ist mit der Situation überhaupt nicht glücklich. „Wenn wir Spaziergänge mit den Kindern machen und uns ein Riesen-Lkw entgegenkommt oder ein Müllauto, ist das richtig gefährlich“, sagt sie. Auch für die Eltern sei die Situation nicht tragbar, sagt Elternbeirätin Verena Müller. Viele hätten sich zwar mittlerweile umgestellt und würden die Kinder mit dem Fahrrad abholen oder den Fußweg durchs Viertel in Kauf nehmen. Doch einige könnten sich den Umweg durchs Wohngebiet zeitlich nicht leisten und würden aus der Not heraus ins Wohngebiet hineinfahren – entgegen der Vereinbarung mit der Kita. Allerdings seien es nicht nur Eltern. Auch junge Erwachsene, die im Wohnheim leben, oder Sprachschüler, die beim CVJM Deutsch lernen, würden bis nach vorne durchfahren. Dadurch entstünden viele neue Gefahrenstellen, die von den Eltern – aber nicht nur den Eltern – mit verschuldet würden. Und an den Tagen, an denen die Grünschnitt-Sammelstelle geöffnet ist, komme der Verkehr in der Saarstraße noch obendrauf. „Der Weg ist mit kleinen wuselnden Kindern gefährlich. Man ist fix und alle, bis man am Auto ist“, lautet Müllers Fazit.

Auch den Doschler-Bewohnern ist die Situation ein Dorn im Auge. Seit die Brücke gesperrt ist, habe der Verkehr extrem zugenommen, sagt Anwohnerin Annegret Schwarz. Frühmorgens und gegen 16 Uhr sei es am extremsten, aber auch zwischendurch würden immer wieder Autos in die Straße hineinfahren. „Für die Bewohner mit kleinen Kindern ist das besonders ärgerlich“, sagt Schwarz. „Die waren von etwas ganz anderem ausgegangen, als sie das Haus gekauft haben.“ Bevor die Brücke geschlossen worden sei, sei in der Straße praktisch kein Verkehr gewesen. Für Annegret Schwarz, die sagt, sie spreche auch für andere Anwohner, ist klar: „So kann es nicht bleiben.“

Ob es so bleibt oder nicht, darüber streitet aktuell der Träger der „Kita im Doschler“, das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD), mit der Stadt Kirchheim. Der Träger fordert, dass sich die Stadt an den Kosten beteiligt, weil diese allein nicht zu stemmen seien. Rund 75000 Euro soll die Sanierung kosten. Die Brücke werde nicht nur von Anliegern des CJD benutzt, sondern auch von der Öffentlichkeit sowie von Besuchern des CVJM. Die Stadt lehnt eine Beteiligung jedoch ab. „Die Sanierung der Brücke ist über die derzeitigen Verträge mit der Stadt Kirchheim nicht abgedeckt und würde einen freiwilligen Zuschuss der Stadtverwaltung darstellen. Aufgrund der derzeitigen Haushaltssituation sind derartige freiwillige Zuschüsse derzeit nicht möglich“, sagt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Die Wiederherstellung der Brücke sei aus städtischer Sicht für den Betrieb der Kindertageseinrichtung nicht zwingend erforderlich, da die Kita über einen alternativen Weg, nämlich durchs Wohngebiet, erreichbar sei. Im Rahmen einer Verkehrsschau sei am Dienstag, 28. Februar, die Verkehrssituation vor Ort begutachtet und bewertet worden. „Als Ergebnis wurde festgestellt, dass der Fußgängerverkehr auf der Alternativstrecke über die nahegelegene Pkw-/Fußgängerbrücke und in der Anliegerstraße gut sichtbar ist“, so die Sprecherin. „Zur Verbesserung wird aber zusätzlich noch das Warnzeichen ‚Achtung, Fußgänger‘ im Brückenbereich angebracht.“ Die Ausweisung von Halteverbotszonen werde nicht als notwendig oder zielführend erachtet.

Eltern kritisieren, dass die Verkehrsschau um 9 Uhr stattgefunden hat – zu einer Zeit, in der die Kinder längst im Kindergarten sind und faktisch keinerlei Verkehr rund um die Kita herrscht. 

Dass die Stadt eine Beteiligung an den Kosten der Sanierung verweigert, ist für Inge Starzmann, die beim CJD für den Standort Kirchheim zuständig ist, inakzeptabel. Sie hat um ein weiteres Gespräch gebeten, das laut Stadt zeitnah stattfinden wird. In der Zwischenzeit denkt die Kita im Doschler über die Installation einer Hilfsbrücke nach.