Kirchheim

Ein großer Auftrag fürs Fünferteam

Kirche Im Evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim gibt es 23,25 Pfarrstellen. Den Mitgliedern der Bezirkssynode gefällt, dass es weniger werden.Von Peter Dietrich

Marie-Luise Heck (links) erhält von Dekanin Renate Kath und Pfarrer Gottfried Settgast die Johannes-Brenz-Medaille überreicht, s
Marie-Luise Heck (links) erhält von Dekanin Renate Kath und Pfarrer Gottfried Settgast die Johannes-Brenz-Medaille überreicht, sie ist die höchste Auszeichnung der Württembergischen Landeskirche. Heck bekam die Auszeichnung für ihr mehr als 30-jähriges Engagement in kirchlichen Gremien und der Gemeindearbeit.Foto: Peter Dietrich

Mehr Taufen als Todesfälle, das hat im vergangenen Kirchenjahr nur Jesingen geschafft. Sonst werden die Gemeindemitglieder allgemein weniger, mit ihnen schwinden Pfarrstellen. Die neuen Zahlen werden im März 2017 erwartet. Danach soll ein Pfarrplan-Sonderausschuss Vorschläge für die Umsetzung der Kürzungen erarbeiten. Schon jetzt sollte die Bezirkssynode diesen Ausschuss einsetzen, doch das Kirchenparlament weigerte sich.

Das hängt damit zusammen, dass sich die Begründung für die Kürzungen geändert hat. Lange Zeit kam der Druck durch sinkende Kirchensteuereinnahmen, doch derzeit sprudeln diese wie lange nicht mehr. Das ist zwar absehbar nicht von Dauer, dennoch hat die Pfarrerknappheit hauptsächlich einen anderen Grund: Es gibt zu wenige Bewerber. Kirchheim gehört, so Dekanin Renate Kath, „zu den wenigen Glücklichen“, bei denen alle Stellen besetzt sind oder deren Besetzung abzusehen ist. Je weiter weg vom Ballungsraum, desto schwieriger wird das. Damit Kirchenbezirke wie Weikersheim und Sulz am Neckar noch Chancen auf Pfarrer haben, müssen also aus Solidarität überall Stellen weg.

Pfarrer Roland Conzelmann aus Kirchheim-Jesingen wehrte sich gegen diese Alternativlosigkeit. Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, riet dazu, die Struktur des Pfarrberufs zu überdenken, außerdem vermisst er die Kirche auf Berufsmessen. Pfarrer Jochen Maier aus Kirchheim kennt die Angst junger Menschen vor dem Vikariat, wenn sie alleine viel Verantwortung tragen müssen. Es rumort unüberhörbar, evangelische Pfarrer befürchten „katholische Verhältnisse“, dass sie in Zukunft auch für drei Gemeinden zuständig sind und den direkten Kontakt zu den Menschen verlieren.

Zehn oder 15 Nachwuchskräfte mehr pro Jahr würden der Evangelischen Landeskirche schon sehr helfen. „Müssen wir alle im Talar bei einem Fest auf dem Stuttgarter Schlossplatz auftreten und erzählen, was toll ist an diesem Beruf?“, fragte Kath. Sie ließ die Forderung, dass sich da irgendjemand mal Gedanken machen sollte, nicht im Raum schweben: „Der ‚ebber‘ muss einen Namen haben.“ Doch welcher gut beschäftigte Pfarrer lädt sich freiwillig ein weiteres Gremium auf? Pfarrer Dirk Schmidt aus Oberlenningen schlug deshalb eine Befristung vor: Ein Gremium, das die Frühjahrssynode 2017 des Kirchenbezirks vorbereitet, die sich dann um die Zukunft des Pfarrberufs dreht. „Da bin ich dabei.“ Conzelmann, Maier, Pfarrer Christoph Schweikle aus Kirchheim und der Synodale Klaas König aus Ochsenwang schlossen sich schnell an. Die Fünf wollen auch die Erfahrungen anderer Kirchenbezirke sammeln, nach der Frühjahrssynode gehen die Vorschläge an die Landessy­node und die Kirchenleitung.

In ihrem Jahresbericht ging Kath auf die Flüchtlingsarbeit ein. Die Landeskirche gebe jedem Kirchenbezirk das Geld für eine 50-Prozent-Stelle zur Koordination. Die vier Kirchenbezirke im Landkreis, also Kirchheim, Bernhausen, Esslingen und Nürtingen, kochen kein eigenes Süppchen, sondern leiten das Geld weiter und konzentrieren ihre Stellen gut vernetzt im Kreisdiakonieverband. „Mitten zwischen den Straßen wurde ein diakonischer Ort gestaltet“, freute sich Kath über den renovierten Kiosk am Gaiserplatz mit wieder geöffneten Toiletten. „Gibt es andere Orte, an denen Menschen unsere Hilfe brauchen?“ Wolfram Keppler vom Diakonischen Werk machte in seiner Vorstellung des „Aktionsplans Inklusion“ Mut zu kleinen Schritten. „Inklusion verändert, im Gottesdienst ist es plötzlich nicht mehr ruhig.“ Denn ein Mensch mit Handicap sage beim Abendmahl auch mal „prost“. „Inklusion macht reicher, die Gottesdienste werden herzlicher und wärmer.“ Er stellte einen neuen kirchlichen Fonds vor, „damit Geld zur Begegnung, zu Engagement und Teilhabe wird, in kleinen und großen Projekten“.

Zahlen des evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim

419 So viele Stunden evangelische Religion werden wöchentlich im Kirchenbezirk unterrichtet. Sieben Grundschulen unterrichten teilweise schon konfessionell-kooperativ. Dabei unterrichten eine katholische und eine evangelische Lehrkraft im Wechsel

23,70 Euro pro Gemeindemitglied müssen die Kirchengemeinden im Jahr 2017 an den Kirchenbezirk abgeben. Diese erhöhte Umlage ergibt sich aus vergangenen Beschlüssen der Bezirkssynode. So wurde eine neue Stelle für die schulbezogene Jugendarbeit geschaffen.

1,4 Prozent So viel hat im Jahr 2015 die Zahl der Gemeindemitglieder im Bissinger Ortsteil Ochsenwang zugenommen – um drei auf 223. Den höchsten Verlust musste die Kirchengemeinde Schopfloch-Gutenberg verbuchen, um 3,5 Prozent auf nun 914 Mitglieder.pd