Kirchheim

Ein Hauch von großem Kino weht durch Kirchheim

Benefiz Im Central präsentieren Barbara und Hartmut Ibsch „Kurze Filme zart besaitet“ mit passender Musik.

Kirchheim. Barbara Ibsch freut sich – eigene Filme in einem richtigen Kino und ein begeistertes Publikum. Das ist ganz nach dem Geschmack der passionierten Filmemacherin und ihres engagierten Mannes Hartmut. Das Ehepaar stellt im Kirchheimer „Central“ eine Art spezielles „Best of“ vor; und das für einen guten Zweck: Der Kirchheimer Verein „buefet“ teilt sich die Spenden der Besucher mit der Teckboten-Weihnachtsspenden-Aktion.

Es ist kein Pflichtprogramm nach dem Motto: ganz egal was, Hauptsache wir tun was Gutes. Es ist Genuss, die Filme sind feinfühlig ausgewählt. Ein zentrales Thema gibt es nicht, was aber bei den preisgekrönten Filmern sowieso nicht geht. Barbara Ibsch: „Wir sind keine Genre-Filmer. Wir haben ständig neue Ideen, neue Themen.“ Ihre Vergangenheit als Journalistin ist da zweifellos hilfreich. „Man sieht viele Dinge anders, man geht an Themen heran, an die sich andere nicht trauen“, bestätigt sie. Man merkt das den Texten an, die Barbara Ibsch macht und auch selbst spricht: verständlich, dichte Sprache, keine Worthülsen.

„Kurze Filme zart besaitet“ heißt der Filmabend, eine schöne Doppeldeutigkeit. Einerseits gilt das für die Filme, aber eben auch für die Musik zwischendurch. Das Gitarrenduo „zwei!“, Raphael Lindeke und Jörg Weigele, sorgt immer wieder für die richtigen „Verschnaufpausen“. Akustische Musik vom Feinsten mit Oldies und neuen Pop-Hits, glänzend arrangiert. Die Stimmung der Filme und die Musik passen perfekt zusammen – eine runde Geschichte.

Eine Liste der Filme aufzuzählen, ist müßig. Wer sie nicht sieht, kann sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Einen allerdings kann man herausgreifen, den persönlichsten Film des Abends: „. . . zulassen“, die Rückschau „eines Sohnes auf die Beziehung zu seinem Vater“ – so die Filmbeschreibung. Nur: Es ist nicht irgendein Sohn, es ist Hartmut Ibsch selbst (Jahrgang 1941), der im Film sehr offen dieses Verhältnis reflektiert. „Ich hatte noch alte Filme aus meiner Kindheit, das war der perfekte Aufhänger“, erzählt er von den ersten Überlegungen. Die Sequenzen zeigen Unbeschwertheit und Familien-Idylle. Die Realität ist in Hartmut Ibschs Erinnerung eine andere: extreme Härte in der Erziehung, an Nazi-Idealen orientiert, keine menschliche Wärme. „Ich kann mich nicht erinnern, dass mich mein Vater auch nur ein Mal in den Arm genommen hat“, schildert er ein Defizit, das viele Menschen dieser Generation fühlen. Der Bruch mit dem Vater war unvermeidlich und hielt fast ein Leben lang. Die Versöhnung in sehr späten Jahren war Hartmut Ibsch dann doch wichtig, und er hat es „zugelassen“. Der Film ist die jüngste Produktion des Ehepaars und führt bei Filmabenden zu den meisten Gesprächen, wie Hartmut Ibsch erzählt. Ganz sicher ein Thema, das nicht nur in der Kriegsgeneration den Nerv trifft und in vielen Familien längst nicht abgehakt ist.

Zum guten Schluss gibt es noch einmal riesen Applaus und ein dickes Dankeschön vom Zweiten Vorsitzenden von „buefet“ Tilman Walther an die Beteiligten.Günter Kahlert