Kirchheim

Ein Heiliger gegen den Husten

Blasiussegen Um 300 rettet ein gefangener Arzt einen Jungen vor dem Erstickungstod und schafft eine katholische Tradition. Diese Woche wird er gefeiert. Von Peter Dietrich

Pfarrer Winfried Hierlemann in der Kirche Maria Königin mit den Kerzen für den Blasiussegen
Pfarrer Winfried Hierlemann in der Kirche Maria Königin mit den Kerzen für den Blasiussegen

Mitten in der „hustigen“ Jahreszeit, am 3. Februar oder dem Sonntag danach, wird in der katholischen Kirche der Blasiussegen gespendet, mit zwei gekreuzten brennenden Kerzen. Die Kerzen werden an den Hals gehalten, wobei Pfarrer Winfried Hierlemann des womöglich tropfenden Wachses wegen lieber etwas Abstand hält. „Für die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“, lautet der Segensspruch. Der Bewahrende und Segnende ist also Gott, nicht Sankt Blasius, dieser aber der Fürsprecher.

Denn während die Protestanten Heilige nur als Vorbilder betrachten, haben sie bei den Katholiken eine weitere Funktion: Sie leben in der Ewigkeit bei Gott und können für die Menschen ein gutes Wort einlegen. Bleibt die eine Frage: Wer ist dieser Blasius überhaupt, und wie kam er zu seiner Aufgabe? Blasius war Anfang des vierten Jahrhunderts Bischof von Sebaste in der römischen Provinz Armenien. Heute liegt die Stadt in der Türkei und heißt Sivas.

Während im Westen im Jahr 313 nach Christus das Toleranzedikt von Kaiser Konstantin für die Gläubigen ein Ende der langen und schweren Verfolgung brachte, sah es im Osten unter Kaiser Licinius und Kaiser Diokletian noch dunkel aus. Gläubige wurden ins Gefängnis geworfen oder zum Tode verurteilt. Auch Blasius wurde gefoltert und in Sebaste enthauptet, als Jahresangaben sind genauso „um 316“ wie „um 324“ zu finden. Vor seiner Hinrichtung betete er, dass alle, die um Hilfe in einem Hals- oder anderen Leiden bitten, Erhörung finden.

Als Blasius im Gefängnis saß, soll er der Legende nach einen Jungen, der sich an einer Fischgräte verschluckt hatte, vor dem Erstickungstod gerettet haben. Ebenfalls der Legende nach kam eine Frau in den Kerker und brachte Blasius als Dank eine Kerze: Er hatte ihr ein vom Wolf geraubtes Schwein wiederbeschafft. Blasius versprach ihr Wohlergehen, wenn sie jedes Jahr in einer Kirche, die seinen Namen trage, eine Kerze opfere. Die gelte auch für alle anderen, die dies täten.

„Vor seiner Entdeckung und Festnahme lebte Blasius zurückgezogen in einer Höhle“, sagt Hierlemann. Er habe der Legende nach wilde Tiere gezähmt. Sie hätten seine Höhle bewacht, aber die Christen, die zu Besuch zu Blasius kamen, durchgelassen. „Die Vögel brachten ihm Speise, wie bei Elia in der Bibel die Raben.“

Alle Christen dürfen segnen

Bevor er Bischof wurde, war Blasius von Beruf Arzt. Bei den Griechen war er schon im 6. Jahrhundert als Patron für Halsleiden bekannt. Die Praxis des Blasiussegens sei seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen, sagt Winfried Hierlemann, die über Kreuz gehaltenen Kerzen kämen aus der orthodoxen Kirche. Das Kreuz erinnere an das Kreuz Jesu, aus dem das Heil komme. „Es geht nicht nur um den Hals, sondern um Wohlergehen für den ganzen Menschen.“

Jemanden segnen, lateinisch benedicere, bedeute, über jemandem etwas Gutes auszusprechen. „Das dürfen alle Christen, nicht nur der Priester“, betont Hierlemann. Deshalb können sich die Gläubigen in Maria Königin für den persönlichen Blasiussegen in mehreren Reihen anstellen, es geht etwas schneller. „An diesem Sonntag kommen die Leute, die in der Kirche sind, alle.“

Dann erzählt Hierlemann noch von dem Versehen, als der Blasiussegen einmal im Gemeindebrief doppelt angekündigt wurde, an einem späteren Sonntag nochmals. So kam eine Gläubige, um den Segen, den sie noch nicht erhalten hatte, zu bekommen. Und war dann ganz enttäuscht.

Erhörung für Menschen, die ein Leiden haben - dafür betete Blasius vor seiner Hinrichtung. Der Blasiussegen, der diese Woche ert
Erhörung für Menschen, die ein Leiden haben - dafür betete Blasius vor seiner Hinrichtung. Der Blasiussegen, der diese Woche erteilt wird, soll helfen.Fotos: Jean-Luc Jacques und Peter Dietrich