Kirchheim

Ein musikalischer Friseurbesuch

Hobby und Beruf vereint: Friseurmeister Thomas Alt hat einen Flügel im Salon stehen

Wer in Thomas Alts Friseursalon kommt, darf sich freuen: Der Chef ist nicht nur ein Meister seines Fachs, er begeistert seine Kunden auch am Flügel.

Der Mann am Klavier ist Thomas Alt. In seinem Salon schneidet er nicht nur Haare, sondern unterhält auch seine Kunden musikalisc
Der Mann am Klavier ist Thomas Alt. In seinem Salon schneidet er nicht nur Haare, sondern unterhält auch seine Kunden musikalisch.Foto: Katja Eisenhardt

Kirchheim. „Ich bin schon öfter in den Genuss gekommen, ihn spielen zu hören. Der Besuch im Salon hier ist ohnehin schon immer wie Wellness. Mit der Musik dazu natürlich erst recht“, zeigt sich Kundin Monika Müller begeistert. Dem kann sich Thomas Alts Mitarbeiterin Gudrun Kiefer nur anschließen: „Ein Flügel spielender Chef, das ist doch toll, einfach etwas Besonderes.“ Die Idee, das musikalische Hobby mit der Arbeit im Friseursalon zu verbinden, hat er schon längere Zeit gehabt, erzählt Thomas Alt. „Den Salon hier habe ich seit Januar letzten Jahres, im August habe ich die Idee dann in die Tat umgesetzt.“ Seitdem spielt er seinen Kunden am Digital-Flügel – ein Steinway-Konzertflügel wäre dann doch etwas zu raumfüllend gewesen – zwischendurch gerne etwas vor. Ob nun Jazz, Blues, Klassik oder Pop – Thomas Alt will sich nicht auf ein einziges Genre festlegen, sein Repertoire umfasst viele Bereiche. „Immer wieder kommt auch ein Musikwunsch von den Kunden, der wird dann natürlich erfüllt“, sagt Alt, der sich auch auf seinen Reisen gerne mal spontan ans Bar-Piano setzt und als Folge schon das ein oder andere Mal direkt ein Engagement angeboten bekam.

Noten sucht man am Flügel vergeblich, Thomas Alt spielt frei: „Wenn ich eine Melodie höre, kann ich sie schnell nachspielen. Alle zwei Wochen kommt mein Klavierlehrer in den Salon, da wird dann mit Noten gespielt und an Feinheiten gearbeitet“, fügt der 51-Jährige hinzu. Die Musik begleitet ihn seit seiner Kindheit. Mit sieben Jahren fing der Kirchheimer zunächst mit dem Gitarrespielen an. „Klavier zu spielen, hat mich aber immer schon gereizt. Meine Eltern sind auch beide sehr musikalisch, sie haben mich immer gefördert.“ Die Familie teilt allerdings nicht nur die Leidenschaft für die Musik, auch die Eltern hatten ein Friseurgeschäft in Kirchheim, in der Eichendorffstraße, unweit des heutigen Salons ihres Sohnes.

Thomas Alt selbst ist mehrfacher nationaler und internationaler Preis- und Titelträger im Friseurhandwerk und zudem ehemaliger Cheftrainer einer Meister-Akademie und vom Ausbildungszentrum für Friseure am Bodensee. Dort hatte er ebenfalls einen eigenen Salon. Auch in München haben Alt und seine Frau Renata, eine Chemieingenieurin, bereits gelebt und gearbeitet. Bevor er seinen heutigen Salon im Januar 2015 öffnete, hat er mehrere Jahre noch im elterlichen Geschäft mitgearbeitet. Das Faible für Stil und Ästhetik, für Kunst und Kultur teilt Alt mit seiner Frau: „Wir reisen beide sehr gern und sind schon eher Großstadtmenschen. Wenn wir unterwegs sind, kommen wir immer mit vielen neuen Inspirationen und Ideen zurück. Das hat auch bei der Neugestaltung des Salons sehr geholfen“, erzählt der Chef. Er interessiert sich unter anderem sehr für Architektur und möchte das Flair der Metropolen ein Stück weit nach Kirchheim bringen. Thomas Alt hatte auch schon die Idee, in London einen Salon zu eröffnen, bevor es ihn zurück in die Heimat verschlug. Der Beruf ist ein weiteres Hobby für ihn: „Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit, und solange das so bleibt, mache ich auch weiter.“

Seinem Job kommen seine Kreativität und die stetige Neugier für Neues zugute. Die Branche sei stets in Bewegung, „da muss man immer dranbleiben“. Seinen Kunden, die aus der ganzen Region Stuttgart in den Kirchheimer Salon kommen, möchte der Meister „immer mehr als eine Friseurdienstleistung bieten“. Dazu gehöre dann eben das Ambiente des Salons und in seinem Falle auch die Musik. Das Klavierspielen ist für ihren Mann die ideale Entspannung und Kraftquelle, sagt Renata Alt: „Wenn er müde nach Hause kommt, spielt er teils mehrere Stunden am Stück, danach ist die Müdigkeit verflogen.“ Auch vierhändig spielt das Ehepaar ab und an zusammen. „Mein Genre ist die Klassik, ich muss im Gegensatz zu meinem Mann allerdings mit Noten spielen. Zu Hause haben wir zwei Pianos. Besonders toll ist es, wenn es einmal die Gelegenheit gibt, dass er gemeinsam mit meinem Vater spielt“, erzählt Renata Alt.