Kirchheim

Ein Quantum Fleiß und Glück

Bezirkskammer der IHK ehrt die 91 besten Absolventen der Winterprüfung

Insgesamt 721 Auszubildende haben an der Winterprüfung der IHK Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen teilgenommen. Die besten unter ihnen haben 73 Belobigungen erhalten und die allerbesten Absolventen 18  Preise. Sie wurden gemeinsam in der Schlossberghalle in Dettingen geehrt.

Die besten Auszubildenden der IHK Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen.Foto: Peter Dietrich
Die besten Auszubildenden der IHK Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen.Foto: Peter Dietrich

Region. Wer eine Belobigung bekommt, hat seine Prüfung mit der Note 1,5 bis 1,9 bestanden, für einen Preis muss es die Note 1,4 oder besser sein. Damit das gelingt, sind viele Zutaten nötig: Ein schlauer und fleißiger Azubi, eine gute Ausbildungsfirma, gute Lehrer und die Unterstützung der Eltern. Der Dank ging bei der Ehrung daher in alle Richtungen.

Das duale Ausbildungssystem ist nicht so selbstverständlich, wie es manchem erscheinen mag: Neben Deutschland ist es flächendeckend nur in der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden und in Dänemark zu finden. In Schweden gibt es Pilotprojekte. Mit Argentinien, Korea, China und Indien nannte IHK-Vizepräsident Werner E. Entenmann einige Länder, die gerne ein solches Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild aufbauen möchten.

Für Entenmann besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem dualen System und einer niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. Als Erfolgsfaktoren nannte er die gute Zusammenarbeit von Betrieb, IHK und Berufsschule und die Vorbildfunktion der Ausbilder. Kurz gesagt gehe es um „das Ausbilden, nicht das Ausnutzen“. Die Inhalte der 250 Ausbildungsberufe in der Region müssen immer wieder aktualisiert werden, und es müssten möglichst viele Unternehmen mitmachen. Sonst werde es für diejenigen, die im System bleiben, immer teurer: Die ehrenamtlichen Prüfer müssten dann aus immer weniger Betrieben gewonnen werden, die Belastung pro Person und Betrieb steige. Außerdem steige dann für die Firmen das Risiko, selbst einen Auszubildenden zu verlieren und dafür keinen anderswo ausgebildeten Ersatz zu finden. Wichtig sei eine gute Werbung für die duale Ausbildung, auch durch junge Ausbildungsbotschafter. Diese Botschafter sind selbst noch im Ausbildungsalter und damit ähnlich jung wie ihre Gesprächspartner. Einer von ihnen ist der bei Eberspächer in Esslingen ausgebildete Industriekaufmann Markus Prelop. Er wolle Schülern die Angst vor der Ausbildung nehmen und ihnen den Arbeitsalltag vermitteln, sagte er im Interview. Er hat dabei nur positive Reaktionen erlebt.

In zwei weiteren Kurzinterviews ging es um Zusatzqualifikationen. Sarah Kirchenbaur, die bei IST METZ in Nürtingen zur Industriekauffrau ausgebildet wurde, hat eine Zusatzqualifikation für „Internationales Wirtschaftsmanagement mit Fremdsprachen IHK“ erlangt, sie hat während der Ausbildung zwei Wochen in London und vier Wochen in Madrid verbracht. Dario Goller, er hat bei der Maschinenfabrik Gebr. Heller in Nürtingen Mechatroniker gelernt, hat im ersten Jahrgang die neue Zusatzqualifikation „Inbetriebnahme von Produktions- und Systemanlagen IHK“ erworben. Dass der Mechatroniker die für ihn passende Ausbildung ist, hatte er bei einem Praktikum gemerkt.

Dieter Proß, Leiter das IHK-Referats „Beruf und Qualifikation“, wünschte den Absolventen neben Engagement, Kreativität und Leidenschaft auch „das notwendige Quantum an Glück“. Proß hatte ein wenig Statistik parat: 97,2 Prozent der Prüflinge haben die Winterprüfung bestanden, 12,6 Prozent gehören zu den besten. Gewerbliche und kaufmännische Berufe liegen bei den Preisen und Belobigungen fast gleichauf – mit 36 zu 37 sowie 9 zu 9. Bei den Berufen stechen der Industriekaufmann und der Mechatroniker mit 15 und 14 besten Absolventen deutlich hervor. Es sind aber auch Exoten wie der Beruf des Fluggerätmechanikers, zu lernen bei Schempp-Hirth in Kirchheim, vertreten.

Kleine Unternehmen tun sich bei der Azubisuche oft schwer. Deshalb vermittelt die IHK Bewerber, die bei den „Großen“ nicht unterkommen, an „Kleine“ weiter. Sie greift auch als Mediator ein, wenn eine Ausbildung einmal gar nicht gut läuft, das kann bis zur Vermittlung einer Fortsetzung in einem anderen Unternehmen und zum Schlichtungsausschuss gehen. Bei den Absolventen in der Schlossberghalle lief aber alles bestens. Entenmann sah sie nicht nur als Preis-, sondern auch als Hoffnungsträger: „Ihnen stehen viele Türen offen.“

Im Bild von links: IHK-Vizepräsident Werner E. Entenmann, Andreas Moosmann, Schneider Form in Dettingen; Anton Zeeb, Heller in Nürtingen; Christian Egeler, GEA Bock GmbH in Frickenhausen; Jannik Felix Hinrichs, Heller; Torben Meyer, Daimler in Esslingen; Johannes Gairing, Daimler; Timo Barth, Schempp-Hirth Fahrzeugbau in Kirchheim; Ivo Schuster, Heller; Sabine Franke, Heller; Jonas Krieger, CEVA Freight Luftfrachtzentrum in Filderstadt; Meike Wakat, TTS Tooltechnic in Wendlingen; Matixhe Haxhiu, KSK Esslingen-Nürtingen; Hans-Peter Heilemann, Horst Mosolf Spedition in Kirchheim; Valentina Zivkovic, Möbel Rieger in Esslingen; Sophia Sauser, Modehaus Kögel in Esslingen; Bianca Pfänder, Ferd. Hauber in Nürtingen; Lisa-Maria Scholl, Festo.