Polizei vor dem Haus - was ist passiert? Der Schreck, der einem da in die Glieder fährt, ist nachvollziehbar. Deswegen folgt schnellstmöglich die Entwarnung: „Bis jetzt ist nichts passiert, und wir sind nur deshalb da, weil das auch so bleiben soll.“ Das ist das Angenehme, was eine Präventionsstreife, die Einbrüche verhindern hilft, von der Spurensicherung unterscheidet, die erst dann zum Einsatz kommt, wenn es bereits zu spät ist.
Wer die „Einbruchsexperten“ der Polizei auf ihrem Rundgang begleitet, bekommt auch als Laie rasch einen geschulten Blick. Gekippte Fenster, geschlossene Rollläden tagsüber oder ein Gerüst ums Haus: Für den, der darauf achtet, ist die Gefahr greifbar. Noch extremer ist das für die beiden Polizisten, die beruflich schon viel erlebt haben: „Oft sitzen wir erwachsenen, kräftigen Männern mit Tränen in den Augen gegenüber, weil sie ihr Heim und ihre Familie nicht gegen die Einbrecher schützen konnten“, erzählt Hauptkommissar Hendrik Kaiser vom Referat Kriminalprävention des Polizeipräsidiums Reutlingen.
Das Sicherheitsgefühl soll steigen
Uwe Klein, der beim Polizeirevier Kirchheim normalerweise für die Aufklärung von Einbrüchen zuständig ist und deswegen häufig mit verunsicherten, verzweifelten Einbruchsopfern zu tun hat, freut sich über die Möglichkeit, zwischendurch auch präventiv tätig zu sein: „Meistens steigt nach einer solchen Streife das Sicherheitsgefühl in der Wohngegend.“
Eins will Revierleiter Fabian Mayer schon vor dem Ausrücken der Streife klarstellen: „Die Präventionsarbeit ist Standard bei uns. Es besteht keine erhöhte Gefahr. Aber gerade, wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, sollten die Menschen noch vorsichtiger sein.“
Zu dieser Vorsicht raten Aussagen der beiden Polizisten, mit denen der Teckbote jetzt in der Ötlinger Halde unterwegs war: „Ein gekipptes Fenster ist wie ein offenes Fenster.“ - „Auch durch ein kleines Klo- oder Badfenster passt ein erwachsener Mensch.“ - „Einbrecher sind sehr sportlich, eine Regenrinne ist für die eine Leiter.“
Konkretes Beispiel: Über dem Vordach einer Haustür ist ein Fenster gekippt. Hendrik Kaiser stellt fest: „Das Fenster muss zum Treppenhaus gehören. Wer da einsteigt, kommt in jede Wohnung - weil die Wohnungstüren meistens nicht besser geschützt sind als eine normale Zimmertür.“
Uwe Klein klingelt, aber niemand öffnet. Kurz darauf kommt eine Frau per Auto an: Sie wollte ihre Eltern besuchen, erschrickt wegen der Polizei - und bestätigt die beiden Beamten kurz darauf: „Das gibt‘s doch nicht - da ist das Fenster schräg, und keiner ist da.“ Als die Mutter schließlich angeradelt kommt, wirkt auch sie zunächst erschrocken. Dann beginnt sie zu erklären: „Ich war nur kurz beim Bäcker, und da habe ich extra vorher das Fenster im Treppenhaus gekippt.“ Hendrik Kaiser erwidert: „Besser andersrum - machen Sie‘s auf, wenn Sie da sind, und zu, wenn Sie gehen.“

Im Inneren bestätigt sich, was die Polizisten vorausgesagt haben: Bei den Wohnungstüren steht der Schließzylinder viel zu weit heraus - für Einbrecher also kein Problem, schnell und geräuschlos in die Wohnungen zu gelangen. Die Balkontür ist bestens gesichert, lobt Hendrik Kaiser, muss aber hinzufügen: „Das nutzt nichts, wenn Sie auf der anderen Seite eine Lücke haben - das gekippte Fenster im Treppenhaus.“
In diesem Fall ist alles noch einmal gut gegangen: Die Polizei war vor irgendwelchen Einbrechern da, und die Bewohner denken jetzt ganz neu und intensiv über ihre Sicherheitslücken nach.