Kirchheim

Eine Osterkrone schmückt den Marktbrunnen

Tradition Zum 14. Mal hat der Mährisch- Schlesische Sudetengebirgsverein den Osterbrunnen gestaltet und gedenkt damit dessen Initiator. Von Thomas Krytzner

Zur Einweihung des Osterbrunnens am Marktplatz zog es viele in die Kirchheimer Innenstadt.Fotos: Thomas Krytzner
Zur Einweihung des Osterbrunnens am Marktplatz zog es viele in die Kirchheimer Innenstadt.Fotos: Thomas Krytzner

Trotz des herrlichen Frühlingswetters begleitet ein wenig Wehmut die Einweihung des Osterbrunnens auf dem Kirchheimer Marktplatz. „Es ist der erste Osterbrunnen, den wir ohne Wolfgang Znaimer aufsetzen mussten“, stellt Günther Buck, Vorsitzender des Mährisch-Schlesischen Sudetengebirgsvereins (MSSGV), fest. Der Erfinder und Initiator des österlich geschmückten Brunnens war im Dezember letzten Jahres unerwartet gestorben.

Zur Einweihung des Osterbrunnens am Marktplatz zog es viele in die Kirchheimer Innenstadt.Fotos: Thomas Krytzner
Foto: Thomas Krytzner

 

Im Jahr 2005 hatte Znaimer die Idee, auf dem Kirchheimer Marktplatz auf die Osterzeit hinzuweisen. „Als die Stadt grünes Licht für den Osterbrunnen gab, war höchste Eile geboten“, erinnert sich Buck. „Außer Plänen gab es halt noch gar nichts.“

Brunnen erstrahlt in Blau und Gelb

Damals schweißten und bogen Hermann Scherich und Hans Fabry den Rahmen, der den Osterschmuck auch heute noch trägt. Das Grünamt der Stadt Kirchheim besorgte den Buchs und Wolfgang Znaimer die Eier, die er noch in den Stadtfarben Blau und Gelb bemalte. Eine Krone gab es 2005 noch nicht.

Der diesjährige Osterbrunnen hätte beinahe auf den traditionellen Buchs verzichten müssen, wie der Vorsitzende des Vereins erklärt: „Die Gärtnerei äußerte vorauseilend Bedenken, ob der Buchsbaumzünsler genügend Buchs übrig lassen würde.“ Günther Buck freut sich, dass es doch noch geklappt hat. „Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des MSSGV war es allerdings nicht einfach, das Material schön zu präsentieren“, gibt er zu.

Beim Aufsetzen des Bogens wurde der Bereich um den Brunnen großräumig abgesperrt, da ein Hubwagen auf den Marktplatz angerückt war. Jetzt steht der Osterbrunnen in schmuckem Glanz da und kündigt die nahende Osterzeit an.

MSSGV vor 137 Jahren gegründet

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, die ihren Skiurlaub für die Einweihung des Osterbrunnens kurzerhand verschoben hat, sagt bei der Einweihung: „Der MSSGV wurde vor 137 Jahren, also 1881, als Wanderverein gegründet und hat früh erkannt, wie wichtig das gemeinsame Hobby ist.“ Sie hofft, dass sich die Bevölkerung in den nächsten Jahren weiterhin am geschmückten Brunnen erfreuen kann.

Für das Blasorchester „Herbstwind“ ist es mittlerweile langjährige Tradition, die Einweihung musikalisch zu umrahmen. Etwa 100 Marktbesucher begleiten die feierliche Einweihung des Brunnens und sind vom Osterschmuck begeistert.

„Auch die Ureinwohner Australiens färben Eier“

In den Räumen des MSSGV können Interessierte bis zum morgigen Dienstag die Ausstellung „Kunst am Ei“ besuchen.Foto: Thomas Krytz
In den Räumen des MSSGV können Interessierte bis zum morgigen Dienstag die Ausstellung „Kunst am Ei“ besuchen.Foto: Thomas Krytzner

Passend zur Einweihung des Osterbrunnens zeigt der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein die Ausstellung „Die Kunst am Ei in Brauchtum und Kunsthandwerk.“ Emma Fabry kennt sich mit dem Eierfärben aus. Wobei Eierfärben nur die Basis für das Kunsthandwerk ist.

Weltweit werden zu Ostern Eier gefärbt. „Sogar die Ureinwohner Australiens bemalen Eier mit der Tupfentechnik“, erzählt die Künstlerin und Sammlerin. Was sollte man in der Fastenzeit auch mit den ganzen Eiern machen, als während der Zeit der Entbehrung auf Fleisch und Eier verzichtet wurde?

„Die Hühner haben sich nicht ans Fasten gehalten und fleißig weiter täglich Eier gelegt“, scherzt Emma Fabry. Damit aber damals nicht zu viel Geld für die Hühnerhalter verloren ging, haben viele angefangen, die Eier auszublasen und sie mit bunten Farben zu bemalen. So konnte zur Osterzeit wenigstens noch ein wenig Geld mit dem Verkauf der kunstvollen Eier verdient werden.

Während der Kriegszeit haben die Deutschen den Brauch des Eierfärbens für sich entdeckt, verrät die Künstlerin Emma Fabry. „In der Fastenzeit haben junge Frauen die Kratzkunst gelernt und die Eier dann zum Ostertanz an Bewerber verschenkt“, erklärt sie. War kaum Schmuck auf den Eiern zu erkennen, wusste der Buhler, dass er wenig Chancen hatte. War das Ei jedoch hübsch verziert, konnte er sich Hoffnung auf die Dame seiner Liebe machen. Emma Fabry beherrscht die Kunst auch heute noch. „Allerdings arbeite ich jetzt mit der Lupe, und alles geht ein wenig langsamer“, sagt die Sammlerin.

Die Ausstellung „Kunst am Ei“ ist noch bis zum morgigen Dienstag, 27. März, in den Vereinsräumen des MSSGV in der Kornstraße 4 zu sehen. Interessierte können zwischen 11 und 17 Uhr vorbeischauen.Thomas Krytzner