Kirchheim

Einsteigen und Geld sparen

Nahverkehr Von der Tarifreform des VVS profitiert nicht nur die Landeshauptstadt. Auch Pendler aus Kirchheim und Umgebung bezahlen künftig weniger. Von Bernd Köble

Dass die Behördenchefs der Verbundlandkreise gut gelaunt vom Treffen mit Verkehrsexperten aus der Landeshauptstadt zurückkehren, war in der Vergangenheit eher selten. Unterschiedliche Interessen, Kostenaufteilung und die Frage, wer in welchem Maße von Änderungen profitiert, zeichnen Konflikte vor. Diesmal war alles anders. „Ich bin froh, dass es uns im Schulterschluss mit Stuttgart gelungen ist, diese größte Reform in der Geschichte des VVS auf den Weg zu bringen“, meinte der Esslinger Landrat Heinz Eininger sichtlich zufrieden nach der Vorstellung der Pläne am Donnerstag im Stuttgarter Rathaus.

Der Grund liegt auf der Hand: Bei der geplanten Streichung von elf Tarifzonen und dem Wegfall von Sektorengrenzen gibt es nur Gewinner. Zumindest bis klar ist, ob sechs Jahre nach dem Start die Reform beim Kunden angekommen ist, die erhoffte Steigerung der Fahrgastzahlen die geschätzten Mehrkosten von bis zu 42 Millionen Euro jährlich wird dämpfen können. Spätestens dann zieht sich das Land als Geldgeber zurück. Die Anschubfinanzierung beläuft sich auf 42 Millionen Euro - verteilt auf diese sechs Jahre.

Eininger rechnet im Startjahr ab 1. April 2019 mit 3,7 Millionen Euro an Mehrkosten für den Kreis. Ab 2025, wenn die Landkreise ihren Anteil an der Finanzierung alleine zu stemmen haben, soll die Belastung 6,5 Millionen Euro jährlich nicht übersteigen. 45 Prozent der Gesamtkosten übernimmt die Landeshauptstadt, 55 Prozent tragen die vier Verbundlandkreise Esslingen, Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr entsprechend ihrer Einwohnerzahl. Damit entfällt auf den Kreis Esslingen - mit mehr als einer halben Million Einwohner bundesweit auf Platz sechs der bevölkerungsreichsten Landkreise - der größte Finanzierungsanteil aller vier Nachbarn.

Der Esslinger Verwaltungschef ist dennoch überzeugt, dass die Reform die letzte Hürde mit Bravour nehmen wird: Am 19. Juli, der letzten Sitzung vor der Sommerpause, muss der Kreistag zustimmen. Der Landrat spricht von einer „fairen Finanzierung“. Er sei fest überzeugt, dass dieses gute Konzept auch im Kreisparlament eine breite Mehrheit finde. „Schließlich waren wir diejenigen, die das maßgeblich befeuert haben“, stellt er fest. Eininger, der in Kirchheim wohnt, dürfte allerdings kaum in den Genuss sinkender Fahrpreise kommen. Er nutzt einen Dienstwagen mit Chauffeur.