Kirchheim

Er hält die Zeit in Händen

Serie Der Beruf des Uhrmachers bietet Vielfalt, fordert Geduld und hat Zukunft: Wenn die Zeit stillsteht, schlägt seine Stunde. Das traditionelle Handwerk ist äußerst facettenreich. Von Cornelia Wahl

Uhrmacher wie der Kirchheimer Bernd Eckel müssen sich stundenlang in ihre Detailarbeit vertiefen. Herausforderung und Reiz zugle
Uhrmacher wie der Kirchheimer Bernd Eckel müssen sich stundenlang in ihre Detailarbeit vertiefen. Herausforderung und Reiz zugleich: Sie haben es immer mit anderen Modellen zu tun.Fotos: Cornelia Wahl/pixabay (2)

Tick tack, tick tack - aus allen Ecken im Geschäft von Bernd Eckel in Kirchheim ist das Ticken großer Uhren zu hören - die Zeit ist allgegenwärtig. Der Uhrmachermeister sitzt in seiner Werkstatt an einem Tisch. Vor ihm liegen unzählige winzige Kleinteile, wie sie in einem Zeitmesser zu finden sind. Um die klitzekleinen Einzelteile der Mechanik wieder an ihren angestammten Platz zu bringen, braucht er Fingerspitzengefühl, eine ruhige Hand, viel Geduld und einen scharfen Blick. Damit es für die Augen nicht zu anstrengend wird, nimmt er ein Vergrößerungsglas zu Hilfe und merkt an: „Man lebt mit dem Blick durch die Lupe.“

Der Beruf des Uhrmachers ist ein traditionelles Handwerk, das mit der Zeit geht und erfordert, mit den neuesten Technologien in diesem Bereich Schritt zu halten und umzugehen. Bei der Arbeit sind allergrößte Sorgfalt und Konzentration das A und O. Langeweile kennt der Uhrmacher nicht.

Im Einzelhandel gibt es viele unterschiedliche Ausprägungen von Zeitmessern, die in seine Werkstatt gebracht werden. „Uhrmacher arbeiten nicht nur im Einzelhandel“, sagt Bernd Eckel. „Sie haben ihren Platz genauso in der Werkstatt oder in der Industrie.“ Die Arbeit in der Industrie umfasst maschinell und in Serie produzierte Uhren. Darüber hinaus sind sie mit der Anfertigung von Einzelteilen von Uhren unterschiedlicher Größen und der Programmierung beschäftigt. Dabei kommt modernste Technik, wie etwa CNC-Maschinen, zum Einsatz.

Der Alltag eines klassischen Uhrmachers ist abwechslungsreich. Er prüft, repariert und wartet Klein- und Großuhren, moderne oder betagte. Um herauszufinden, warum die Uhr nicht mehr richtig oder gar nicht mehr tickt, zerlegt er die Zeitmesser, bringt sie in Ordnung und setzt die Kleinteile genau wieder dorthin, wo sie hingehören. Sind die Uhren sehr alt, kann es sein, dass Einzelteile wie Gehäuse, Pendel oder Zeiger anzufertigen sind.

Der Uhrmacher geht mit der Zeit

„Ein Uhrmacher im Einzelhandel sollte Spaß im Umgang mit Menschen haben und kommunikativ sein.“ Die klassische Uhrmacher-Ausbildung dauert drei Jahre und findet vom ersten Lehrjahr an in der Berufsschule und im Betrieb statt. Sie verlangt vom Lehrling, „dass er mathematisch nicht unbegabt ist und große handwerkliche Geschicklichkeit mitbringt“, erzählt Bernd Eckel. „Man muss sehr in sich ruhen, weil man lange mit den gleichen Dingen zu tun hat. Man lernt das mit der Zeit. Nicht zuletzt sollte der Spaß am Umgang mit kleinsten Teilen vorhanden sein“, sagt er. „Im Uhrmacher-Handwerk herrscht ein riesiges Defizit“, fügt er bedauernd hinzu.

Wenn man Bernd Eckel so zuhört, dann spürt man seine Leidenschaft für die Zeitanzeiger und seine Faszination nicht nur für ihre Mechanik. „In einer Uhr läuft nichts anderes als im Auto - ein Getriebe. In der Uhr tut es 24 Stunden und 365 Tage im Jahr seinen Dienst. Man muss sich die Relation vor Augen führen, welch unglaubliche Leistung ein Zeitmesser im Lauf eines Lebens bringt. Man muss es erleben und eintauchen in diese Welt, die einen Kosmos eröffnet, der in meinen Augen einzigartig ist“, schwärmt er mit leuchtenden Augen.

Die Kunden, die zu Bernd Eckel ins Geschäft kommen, danken es ihm. Sie sind oft weit gereist und bringen Zeitmesser aus verschiedenen Epochen vorbei. Für die Uhren aus heutiger Zeit braucht der Uhr-Doktor eine Reparaturberechtigung oder Zertifizierung vom Uhrenhersteller, um überhaupt an die Ersatzteile zu kommen. So ist also für Abwechslung gesorgt, denn um die entsprechende Zertifizierung zu erhalten, sind regelmäßige Besuche von Seminaren unumgänglich.

So wird man Uhrmacher

Welcher Schulabschluss ist nötig? Für die Ausbildung ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Überwiegend stellen Handwerksbetriebe Auszubildende mit Hauptschulabschluss oder Hochschulreife ein.

Welche Anforderungen sollte ein Auszubildender mitbringen? Handwerkliches Geschick, Auge-Hand-Koordination, Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein, technisches Verständnis und Kundenorientierung.

Welche Schulfächer umfasst die Ausbildung? Neben Mathematik und Physik stehen beispielsweise auch Werken und Technik auf dem Stundenplan. Die gute Allgemeinbildung wird mit spezifischen Fächern abgerundet.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Uhrmacher? Die Ausbildung zum Uhrmacher dauert im Regelfall drei Jahre und findet sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule statt. In Ausnahmefällen kann sie abgekürzt werden. cw