Kirchheim

Evangelische Schule startet in größeren Räumen

Bildung In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Schüler der FESK verfünffacht. Die Einrichtung wirbt mit kleinen Klassen und individueller Förderung. Von Daniela Haußmann

Christliche Werte und wenig Frontalunterricht - so will die Freie Evangelische Schule Eltern überzeugen. Foto: Daniela Haußmann
Christliche Werte und wenig Frontalunterricht - so will die Freie Evangelische Schule Eltern überzeugen. Foto: Daniela Haußmann

Sie wächst und wächst, die Freie Evangelische Schule Kirchheim (FESK). 2015 startete die private Bildungseinrichtung mit gerade einmal sechs Schülern ihren Lehrbetrieb. Heute sind es 30 Kinder, die Tag für Tag in den Bänken sitzen und interessiert am Unterricht teilnehmen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Kurt Würthele frühzeitig nach einer neuen Bleibe umschaute. Auf der Suche nach größeren Räumen entdeckte der Vorsitzende des Trägervereins „Freie Evangelische Schule Kirchheim“ die Ausschreibung der Firma Adolf Dietz in Dettingen. Seit Schuljahresbeginn findet nun dort in der Kirchheimer Straße 106 in drei Klassenräumen der Unterricht statt. Das zelebrierten Eltern, Schüler, Lehrer und Vereinsmitglieder am Wochenende mit einer Einweihungsfeier.

Bei der Feier stand auch das Thema „Zukunft gestalten durch Bildung“ im Mittelpunkt und damit verbunden die Frage, welchen Beitrag hier insbesondere christliche Schulen leisten. Während ihr staatliches Pendant laut Professor Wolfgang Stock zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet ist, „sollen konfessionelle Schulen gemäß Grundgesetz christliche Werte und den Glauben vermitteln“. Allerdings ohne zu bedrängen, nur als Angebot, wie der Generalsekretär des Verbandes Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS) ausdrücklich betonte. Respekt, Hilfsbereitschaft, Wertschätzung, Zuversicht oder Nächstenliebe sind Wolfgang Stock zufolge Beispiele für christliche Werte, die in der pädagogischen Arbeit zusammen mit dem Lernstoff vermittelt werden, und die das Miteinander bestimmen. „Wir wollen einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung leisten“, sagte der VEBS-Vertreter. „Bei uns steht der kleine Mensch mit seinen Ressourcen im Zentrum.“

Alle Lehrkräfte sind Christen

Tagtäglich wird im Schulalltag Beziehungsarbeit geleistet. „Alle Lehrkräfte sind gläubige Christen. Auf dieser Basis üben sie ihren Beruf aus“, sagt Kurt Würthele. Damit gehen sie, nach Meinung des Vereinsvorsitzenden, „mit einer anderen Motivation in die Schule, als Lehrer, die an einer staatlichen Schule beschäftigt sind“. Auf die Sorgen und Nöte der Kinder wird nach Auskunft von Wolfgang Stock in den Mitgliedsschulen seines Verbandes ebenso eingegangen wie auf freudige Erlebnisse. „Die Lehrer lernen ihre Schüler kennen, bauen eine persönliche Beziehung auf“, erklärte Kurt Würthele. „An staatlichen Schulen, in denen die Klassenverbände größer sind, ist das in dieser Form nicht mehr möglich.“ Frontalunterricht finde in der FESK nicht statt. Mit Klassen, in denen sieben bis 14 Schüler sitzen, soll für Schulleiterin Linda Kirschner individuelle Förderung nicht einfach praktiziert, sondern aktiv gelebt werden.

Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann ließ keinen Zweifel daran, dass er stolz darauf ist, eine weitere Bildungseinrichtung in seiner Kommune zu haben. Er machte deutlich, dass er in der FESK einen weiteren Baustein zur Stärkung des Bildungsstandortes Dettingen sieht. Sollte der Mietvertrag für das Gebäude in der Kirchheimer Straße nicht verlängert werden, sicherte Haußmann seine Unterstützung zu, sollte er 2020 erneut zum Verwaltungsoberhaupt gewählt werden.

Einer Vision gefolgt

„Es ist genial, wie sich die FESK seit ihrer Gründung entwickelt hat“, freute sich Günter Öhrlich von der Evangelischen Allianz Kirchheim. „Hier sind Gleichgesinnte mutig einer Vision gefolgt - auch gegen Widerstände.“ Ihrem Engagement ist es aus Sicht des Pastors zu verdanken, dass es die FESK gibt. Dinge, die nach Auffassung von Günter Öhrlich wichtig sind, um junge Menschen auf die Herausforderungen einer komplexen Gesellschaft vorzubereiten.

„Bildung ist das Zentrum für eine gute Persönlichkeitsentwicklung. Nur so können Menschen zu verantwortlichen Bürgern heranwachsen“, sagte Dorothee Moser, Schuldekanin im Evangelischen Kirchenbezirk Nürtingen. Mit diesen Worten erinnerte sie im aktuell 500. Jahr nach der Reformation an Martin Luther, der den flächendeckenden Bau von Schulen forderte. Womit sich die FESK in der geistigen Tradition des Reformators bewege.

Schulkosten richten sich nach dem Einkommen

Die Freie Evangelische Schule Kirchheim (FESK) mit Sitz in Dettingen steht Kindern aller sozialen Schichten offen.

Die Kosten, die für den Besuch der Einrichtung anfallen, richten sich nach dem Einkommen der Eltern. Der niedrigste Beitrag beträgt aktuell zehn, der höchste 160 Euro.

Konfessionszugehörigkeit ist keine Voraussetzung für den Schulbesuch. Heranwachsende aller Glaubensrichtungen, aber auch Schüler, die keiner Religion angehören, können den Unterricht besuchen. Der Wechsel auf eine staatliche Schule ist problemlos möglich, da auch die FESK den vom baden-württembergischen Kultusministerium herausgegebenen Bildungsplan umsetzen muss.

Wer sein Kind gerne an der Dettinger Privatschule anmelden möchte, bekommt unter der E-Mail-Adresse k.wuerthele@fes-kirchheim.de weitere Informationen und kann einen Gesprächstermin vereinbaren. dh