Kirchheim

„Fachkräfte machen uns stark“

Interview Tilo Holighaus gibt Auskunft über Segelflugzeuge, den Beruf des Leichtflugzeugbauers und über die duale Ausbildung.

Leichtflugzeugbauer ist ein exotischer Beruf. In Kirchheim hat er aber eine lange Tradition. Andreas Volz hat den Schempp-Hirth-Geschäftsführer Tilo Holighaus befragt.

Was ist das Besondere an einer Ausbildung zum Leichtflugzeugbauer?

Tilo Holighaus: Die extrem hohe Fertigungstiefe. Das macht die Ausbildung so interessant. Bei uns gibt es keine Komponenten aus Fernost. Zum überwiegenden Teil stammen unsere Flugzeuge auch wirklich aus Kirchheim. Nur die Reifen und die Plexiglashauben stellen wir nicht selbst her.

Wie hat sich der Beruf seit den Zeiten Wolf Hirths verändert?

Holighaus: Allein in den letzten zehn bis 15 Jahren hat sich da sehr viel getan. Die meisten Segelflugzeuge haben heute ein Hilfstriebwerk, das viel zu komplex ist für eine Vereinswerkstatt. Aber die Eigenstartfähigkeit ist natürlich nur Mittel zum Zweck, um in die Luft zu kommen. Außerdem kann das Triebwerk helfen, noch einen Flugplatz anzusteuern, zum Beispiel im australischen Outback. Da gibt es absolut nichts - höchstens riesige unerforschte Gegenden. Unser neuester Doppelsitzer ist eigentlich prädestiniert zur weiteren Erforschung des Kontinents.

Was lernt man noch - außer der Flugzeugherstellung in den unterschiedlichsten Stadien?

Holighaus: Spannend finde ich immer die Persönlichkeitsentwicklung, den Reifeprozess während einer Ausbildung. Wenn jemand plötzlich merkt, dass er mit seiner Arbeit etwas bewirkt. Wir hatten mal einen, der hat in der Klasse in der Max-Eyth-Schule festgestellt, dass er gar nicht für die Schule lernt, sondern für sich, für seine tägliche Arbeit.

Das führt natürlich zum Stichwort „duale Ausbildung“.

Holighaus: Die ist für uns unerlässlich. Nur wird sie heutzutage oft stiefmütterlich behandelt. Die Fachausbildung hat Deutschland wirtschaftlich stark gemacht. Leider wird das häufig falsch dargestellt. Da heißt es dann bei einer Lossprechungsfeier: „Mit dieser Ausbildung steht euch alles offen. Da könnt ihr jetzt ein Studium draufsatteln.“ Dabei brauchen wir gerade die qualifizierten Fachkräfte - ob mit oder ohne Studium.

Ganz andere Frage: Was macht die Konkurrenz bei Schempp-Hirth?

Holighaus: Die gibt es - seit langem in der Rhön, seit kurzem auch durch eine Firma in Südafrika, die bei der WM sogar Glück hatte mit dem Wetter. Aber wir sind nur Konkurrenten, wenn es um die Konstruktionen geht, um den sportlichen Ehrgeiz. Abends, nach dem Wettkampf, trinken wir wieder ein Bier zusammen.