Kirchheim
Farbenfroh beginnt ein neues Jahr

Feuerwerk In und um Kirchheim sorgten die Menschen für ein leuchtendes Spektakel am mitternächtlichen Himmel – begünstigt durch warmes Wetter und das Ende der Einschränkungen durch die Pandemie. Von Andreas Volz

Ein prächtiges Feuerwerk war zu erwarten, mit dem das Jahr 2023 in Kirchheim und Umgebung eingeläutet werden sollte: Zahlreich waren die Geschichten, die da von Einkäufen im Vorfeld zu hören waren – von Menschen, die sich mit riesigen Mengen an Raketen und Knallern eingedeckt hätten. Groß war ja immerhin der Nachholbedarf, nachdem zwei Jahre nahezu komplett ausgefallen waren. Erstmals seit dem Jahreswechsel 2019/20 gab es kein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern. Die Corona-Lage rechtfertigte ein solches Verbot nicht mehr.

Zahl und Lautstärke der Kanonenschläge ließen den ganzen Abend über ahnen, dass gegen Mitternacht tatsächlich ein Feuerwerk zu bestaunen wäre, wie es schon lange keins mehr gab. Je näher aber die Mitternachtsstunde rückte, desto mehr zeigte sich, dass die Kirchheimer nur vereinzelt beim „Einschießen“ waren – und das auch eher verhalten. Was zu sehen und zu hören war, wirkte eher wie das Einstimmen eines Orchesters vor dem großen Konzert.

Um „fünf vor zwölf“ geht‘s los

Als aber das alte Jahr nur noch über fünf spärliche Minuten verfügte, merkten auch die Hobby-
Pyrotechniker, dass es in jeder Hinsicht „fünf vor zwölf“ war: Das Feuerwerk ging ohne größeres Crescendo auf ein Fortefortissimo über. Es knallte an allen Ecken und Enden. Dabei zeigte sich aber auch: Viele hatten ihr Geld in hochwertiges Feuerwerk investiert. Vom erhöhten Beobachtungsposten aus ließen sich die großartigsten Raketen bestaunen, die ihren Feuerzauber vor dem Nachthimmel entfalteten. Teilweise wirkte es, wie wenn Profis am Werk gewesen wären.

Die Kirchheimer Innenstadt, für die – unabhängig von Corona und zum Schutz der historischen Bausubstanz – schon seit vielen Jahren ein Feuerwerksverbot besteht, blieb zwar überwiegend ein „schwarzes Loch“. Aber am Rand der Innenstadt wurde trotzdem kräftig geböllert und geballert.

Beachtlich gut war die Fernsicht in einer ungewöhnlich warmen Nacht zum Jahreswechsel. Auch die Pulverschwaden konnten nicht für den sonst üblichen Nebel sorgen, der alles nur noch verschwommen erscheinen lässt. Bis zu den Fildern und zum Fernsehturm herrschte freie Sicht. Auch rings um die Teck waren Feuerwerker postiert, die nach Kirchheim grüßten. Und selbst der Breitenstein war deutlich zu sehen – oder besser abzuschätzen anhand der bunten Lichter, die sich dort ab einer bestimmten Höhe vom Dunkel der Nacht abhoben.

So gewaltig das Feuerwerk auch war, so geballt kam es daher. Die Menschen in Kirchheim und Umgebung zeigten sich als Meister der zeitlichen Perfektion: Hatte das große Schießen erst kurz vor Mitternacht begonnen, so ebbte es bereits ab, kaum dass das neue Jahr eine Viertelstunde alt war. Danach folgte noch eine weitere Viertelstunde als eine Art Epilog, bevor wieder überwiegend Ruhe einkehrte und kaum mehr etwas an den Jahreswechsel erinnerte. Allenfalls in den Fenstern war länger Licht zu sehen als an einem normalen Samstagabend.

Was sich allerdings als Misston in den Krach der ausklingenden Böllerei mischte, waren die Sirenen der Einsatzfahrzeuge. Feuerwehr und Polizei waren unterwegs, um sich überwiegend um Kleinigkeiten zu kümmern (siehe nebenstehende Meldung). Aber auch solche Kleinigkeiten machen viel Arbeit, zudem vollkommen unnötige Arbeit. Das sind eben die Begleiterscheinungen, die auch das prächtigste Feuerwerk an Silvester und Neujahr leider mit sich zu bringen scheint.

 

Feuer und Alkohol lösen Einsätze aus

Kreis. Von einem „ruhigen Jahreswechsel“ berichten die Feuerwehren im Landkreis Esslingen. Das heißt aber nicht, dass es für die Wehren gar nichts zu tun gegeben hätte: Insgesamt 25 Einsätze gab es in der Nacht von Silves­ter auf Neujahr im Kreis. 17 verschiedene Abteilungen waren deswegen auf Achse. In einer Pressemitteilung heißt es dazu: „Dies entspricht den Einsatzzahlen der Jahre vor der Corona-Pandemie. Auch das Einsatzgeschehen hat sich nicht verändert.“ Dieses Einsatzgeschehen wird näher beschrieben mit „brennenden Bäumen, Hecken, Feuerwerkskörperverpackungen, Müllbehältern, Papierhaufen sowie weiteren Kleinbränden“. Nicht unbedingt typisch für Silvester waren zwei weitere Einsätze – verursacht durch vergessenes Essen auf dem Herd. In einem dieser Fälle war es der Hausrauchmelder, der Bewohner und Nachbarn auf die Gefahr aufmerksam gemacht hatte.

Die Bilanz der Polizei fällt ähnlich aus. Im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen – zu dem außer dem Landkreis Esslingen noch die Landkreise Reutlingen und Tübingen sowie der Zollern-Alb-Kreis zählen – waren insgesamt 460 Einsätze zu verzeichnen. Allerdings haben die Einsätze der Polizei andere Ursachen: Vielfach war „der übermäßige Alkoholkonsum Ursache für das polizeiliche Einschreiten“, heißt es in der Silvesterbilanz des Polizeipräsidiums. Und weiter: „Insbesondere bei zahlreichen Körperverletzungsdelikten und Streitigkeiten, teilweise auch im häuslichen Bereich, waren die Beteiligten alkoholisiert.“ Außerdem kam es zu Bränden und zu Sachbeschädigungen in größerer Anzahl.

Was die Polizei ebenfalls beklagt, ist die mangelnde Kooperation – mitunter auch das genaue Gegenteil von Zusammenarbeit: „In einigen Fällen sahen sich die einschreitenden Einsatzkräfte nicht zitierfähigen Beleidigungen ausgesetzt oder wurden mit Böllern beworfen beziehungsweise mit Raketen beschossen.“ Das führte in vier Fällen auch zu einem Knalltrauma bei den Polizisten.

Rakete verletzt zwei Jungen

An Personenschäden meldet die Polizei vor allem den Fall von zwei kleinen Jungen, die bereits an Silvester gegen 14.45 Uhr in Altbach beim Fußballspielen auf einem Sportplatz eine Silvesterrakete fanden, die nicht abgebrannt war. Als sie die Rakete anzündeten, explodierte sie in der Hand des Neunjährigen. Umherfliegende Teile führten auch bei seinem elfjährigen Begleiter zu leichten Verletzungen. Beide Kinder kamen vorsorglich ins Krankenhaus. Das Spiel mit dem Feuer ist eben alles andere als ein Kinderspiel – erst recht im Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern zum Jahreswechsel. Andreas Volz