Kirchheim

Feste Wohnhäuser statt fliegender Flohmarktbuden

Neuer Identifikationspunkt in S-Bahn-Nähe – Stadt Kirchheim plant für das brachliegende Güterbahnhofsgelände den ganz großen Wurf

Auf dem Güterbahnhofsgelände will die Stadt Kirchheim günstigen Wohnraum erstellen lassen. Es wird das größte Projekt an der Schöllkopfstraße.

Auf dem Kirchheimer Güterbahnhofsgelände sollen über 200 Wohneinheiten entstehen, die kostengünstiges Wohnen ermöglichen.Foto: C
Auf dem Kirchheimer Güterbahnhofsgelände sollen über 200 Wohneinheiten entstehen, die kostengünstiges Wohnen ermöglichen.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Eine zwei Hektar große Fläche soll sich von der Brache in ein neues Wohngebiet verwandeln – gelegen zwischen Schöllkopfstraße im Norden und Bahnschienen im Süden sowie zwischen Steingaubrücke im Osten und Humboldtstraße im Westen. Das passende städtebauliche Konzept ist bereits in einem Wettbewerb ermittelt und prämiert worden. Nun geht es darum, das Konzept möglichst rasch umzusetzen. Der Gemeinderat hat deshalb einstimmig den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Westlich der Steingaubrücke / Güterbahnhofsgelände“ gefasst.

Kirchheims Chefplaner Gernot Pohl lobt das Konzept des Wettbewerbssiegers als „starken Entwurf, der dem ganzen Areal eine große Geste verleiht“. Ziel sei es gewesen, „in diesem Gebiet eine Mitte zu schaffen, einen Identifikationspunkt“. Im Süden sind Reihenhäuser vorgesehen. Die größte Dichte wiederum herrsche dem Entwurf zufolge „in der Mitte, um die beiden öffentlichen Erschließungen und die Wendeplatte he­rum“. Das Konzept sei in einzelne Abschnitte unterteilbar, die von einzelnen Bauträgern unabhängig voneinander übernommen werden können. Grundsätzlich sind zwei große Bauabschnitte angedacht, die nacheinander verwirklicht werden können.

Außer den Reihenhäusern ist für das südliche Areal auch eine gastronomische Nutzung vorgesehen. Die bestehende Brücke soll als Fuß- und Radweg ins neue Gewerbegebiet Hegelesberg zur Verfügung stehen. Noch nicht ganz klar ist die Parksituation. Statt teurer Tiefgaragenstellplätze ist an ein großes Parkhaus in Brückennähe gedacht.

Im Gemeinderat fand der Entwurf großen Anklang. Diskutiert wurde über die Frage der fehlenden Tiefgaragenstellplätze. Sie sind vor allem deshalb von Bedeutung, weil sich sonst das Ziel nicht verwirklichen ließe, kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. Als ein weiteres Kriterium, um wirklich günstig bauen und somit auch günstig erwerben oder vermieten zu können, nennt Bürgermeister Günter Riemer die hohe Dichte – „mit deutlich über 200 Wohneinheiten“.

Zudem soll hier die Sozialverpflichtung greifen, die einen bestimmten Prozentsatz an Mietwohnungen vorschreibt. Im Gegensatz zu anderen Grundstücken sieht Günter Riemer auf dem Güterbahnhofsgelände einen großen Vorteil für die Stadt: „Wir können hier als Grundstückseigentümer unsere eigenen Regeln schaffen.“ Allerdings ist die Stadt nicht auf dem gesamten Areal, für das der Bebauungsplan gelten soll, in der Position des Eigentümers: In der nordwestlichen Ecke, an der Abzweigung der Humboldt- von der Schöllkopfstraße, befindet sich eine ehemalige Postlagerhalle.

„Wir haben diese Halle 2010 aufwendig renoviert und saniert“, sagt Kerstin Unger, eine der Gesellschafterinnen von Unger GbR. Gelände und Gebäude seien in einem Top-Zustand. Drei florierende Firmen sind dort zur Miete untergebracht, mit langfristig laufenden Verträgen. Die Unger GbR denke derzeit überhaupt nicht daran, diese Verträge zu kündigen und das Gelände an die Stadt zu verkaufen, nur damit sich deren prämiertes Konzept im gesamten Bebauungsplangebiet realisieren lässt.

Das sieht Bürgermeister Riemer ganz ähnlich: Die Stadt sei im Gespräch mit den Eigentümern. Der Entwurf gehe eben vom Idealfall aus, dass das gesamte Gelände überbaubar ist. Letztlich aber bleibe es eine freie unternehmerische Entscheidung des Grundstückseigentümers, ob er sich am neuen städtebaulichen Konzept beteiligt oder nicht.

Auch wenn die Bebauung des Güterbahnhofsgeländes nun möglichst schnell umgesetzt werden soll, bleibt in diesem Fall immer noch einiges an Zeit zum Überlegen: Die westliche Ecke des Areals steht sicher erst im zweiten Bauabschnitt zur Verwirklichung an, was noch einige Jahre dauern wird. Vorläufig ist nämlich für den südwestlichen Teil, also von der Humboldtstraße zu den Gleisen hin, vorgesehen, dass der Landkreis das Gelände zur Erstunterbringung von Flüchtlingen nutzt. Schließlich sind Ersatzunterkünfte für die Kreissporthalle und für das Gelände in der Dettinger Straße zu schaffen.

Definitiv gekündigt sind bereits die Verträge mit den Flohmarktbetreibern. Der Flohmarkt auf dem Güterbahnhofsgelände ist in dem Moment passé, in dem der erste Bauabschnitt in Angriff genommen wird.