Kirchheim

Fieber messen am Wohnungsmarkt

Mietspiegel Im Verbund mit Dettingen und Notzingen, und mit Landesförderung will die Stadt Kirchheim endlich ein Nachschlagewerk ermöglichen, das über die Höhe der Mieten realistisch Auskunft gibt. Von Irene Strifler

Bei der Wohnungssuche ist nicht nur guter Rat teuer. Symbolfoto: Markus Brändli
Bei der Wohnungssuche ist nicht nur guter Rat teuer. Symbolfoto: Markus Brändli

Was muss man für eine Mietwohnung in Kirchheim berappen? - Eine Frage, die sich nicht leicht beantworten lässt. Bislang wurde dazu der Esslinger Mietspiegel befragt und Pi mal Daumen auf die Teckstadt umgerechnet. Kirchheim hat nämlich kein solches offizielles Nachschlagewerk, das die Verhältnisse auf dem Mietwohnungsmarkt abbildet. Das soll sich jetzt ändern.

Im Verbund mit Notzingen und Dettingen will Kirchheim einen qualifizierten Mietspiegel erstellen und hofft dabei auf Förderung durch das Wohnungsbauministerium im Land. Immerhin verschlingt die Erstellung des Nachschlagewerks an die 30 000 Euro - eine Summe, die durch die Förderung weitgehend abgedeckt würde. Folgekosten, wie zum Beispiel die Fortschreibung nach zwei Jahren, bleiben dann an der Stadt und den beiden Gemeinden hängen. Immerhin schlägt die Fortschreibung auch wiederum mit 5 000 Euro zu Buche, die sich das Trio in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl teilen würde. Auf Kirchheim entfällt somit der Löwenanteil in Höhe von gut 4 000 Euro.

Verwaltung und Gemeinderat halten die Investition für durch und durch sinnvoll. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nannte die Kooperation mit Notzingen und Dettingen in der Gemeinderatssitzung einen Glücksfall, um in den Genuss der Förderung zu kommen. Die wird nämlich nur erteilt, wenn mindestens zwei Gemeinden zusammenarbeiten.

Der „qualifizierte Mietspiegel“ soll nicht nur die Neugier interessierter Zeitgenossen befriedigen. Er ist auch ein wichtiges Instrument für den Gutachterausschuss, der viele Daten von den ortsüblichen Mieten ableitet. Auch um die volle Förderung im sozialen Wohnungsbau zu erlangen, ist nachzuweisen, dass die Miete für Sozialwohnungen um ein Drittel unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Dazu muss man jedoch erstmal die Zahlen vor Ort kennen. Zu guter Letzt erhofft sich nicht nur die Oberbürgermeisterin mehr Rechtssicherheit bei juristischen Streitigkeiten.

Ein klares Bekenntnis zur dauerhaften Etablierung des Mietspiegels kam sogleich von den Grünen. „Bisher sind wir zu sehr im Ungefähren geblieben“, freut sich Sabine Bur am Orde-Käß auf unumstößliche Richtlinien. „Das war längst an der Zeit“, betonte auch SPD-Vertreterin Marianne Gmelin, die gleichzeitig auf mehr Engagement der Stadt in Sachen Sozialwohnungsbau drängte. Zumindest was die Ermöglichung weiterer Wohnbauten angeht, schloss sich CDU-Fraktionssprecher Dr. Thilo Rose dieser Meinung an. Er verglich den Mietspiegel mit einem Fieberthermometer für den Immobilienmarkt. Die Temperatur sei in den letzten Jahren stets gestiegen, und in Kirchheim musste man vom Fieberstand des Patienten Esslingen auf den Patienten Kirchheim schließen. Er bedauerte, dass der Mietspiegel zwar Klarheit schafft bei der Diagnose, die Krankheit jedoch nicht lindert, sprich keine neuen Wohnungen bereitstellt.

Ein klares „Ja“ signalisierten die Freien Wähler: „Der Mietspiegel bietet wirklich gute Orientierung“, attestierte Hans-Peter Birkenmaier dem Esslinger Regelwerk und erhofft sich nun ähnliches für Kirchheim und Umgebung.

Einstimmig hat das Gemeinderatsgremium der Erstellung eines Mietspiegels zugestimmt. Ein Zuschussantrag wird gestellt.