Kirchheim

Fischer fischen im Trüben

Bei ihrer Bachputzete förderen die Kirchheimer Fischer allerhand Unrat ans Licht

Was die Kirchheimer Fischer bei ihrer Bachputzete wieder aus Lauter und Lindach bargen, spottet jeder Beschreibung. Neben Unmengen an Plastikmüll war es dieses Mal neben den üblichen Fahrrädern und Einkaufswagen ein ausrangierter Sportsitz.

Autositze und anderer Müll haben im Fluss nichts zu suchen.Foto: hp

Autositze und anderer Müll haben im Fluss nichts zu suchen. Foto: hp

Kirchheim. Nachdem die Stadt Kirchheim den große Markungsputz, an der sich die Kirchheimer Fischer fleißig beteiligt hatten, dieses Jahr nicht stattfinden lässt, fassten die Fischer einen klaren Beschluss: Wie schon in den 1980er-und 1990er-Jahren – bis zum Start der jährlichen Markungsputzete – säubern die Fischer ihre Fließgewässer in Kirchheim wieder auf eigene Faust.

Dass dabei einiges zusammenkommen würde, war den Vereinsverantwortlichen von vorneherein klar, das sollte aber nicht schrecken, schließlich hatte der Kirchheimer Bauhof im Vorfeld schon seine Unterstützung signalisiert: Den gesammelten Müll holten die Mitarbeiter tags darauf ab.

Der kleine Verein schaffte es auf Anhieb wieder, fast alle seine aktiven Mitglieder zusammenzutrommeln. Mit Watstiefeln, Greifzangen und Müllsäcken ausgerüstet, ging‘s an die Ufer von Lauter und Lindach. Was sie dann dort bargen, spottete jeder Beschreibung: Beim Schlossgymnasium die erste Überraschung: Mehrere Stühle standen oder schwammen ober- und unterhalb des Wehrs. Diese galt es, ans Ufer zu zerren, ebenso wie Plastikreste aller Art, von großen Bottichen bis zu Blumentöpfen. Nur wenige Meter weiter unten in der Lindach: Ein ausgedienter Sportsitz, den wohl jemand über die Brücke ins Wasser geworfen hat. Einige vergammelte Fahrräder fanden sich auf Höhe des Freibads. Fahrräder in der Lauter entsorgt hatten unliebsame Zeitgenossen auch in der Kirchheimer Innenstadt und in Ötlingen. Und leider auch die bei Bachputzeten übliche Fundstücke: Einkaufswagen, die einfach ins Wasser geworfen wurden. Richtige Lagerplätze sind offenbar an der Lauter zwischen der Grünschnittsammelstelle Kirchheim und Ötlingen entstanden – den Flaschen in und an der Lauter nach muss es sich hier um mehrwöchige Saufgelage gehandelt haben. Dass mit solchen Müllhalden vielen Lebewesen in der Natur, nicht nur den Fischen, herber Schaden angerichtet wird, interessiert diese Zeitgenossen offenbar nicht.

Ein Thema, das bei der Bachputzete regelmäßig aufkommt: Manche Anwohner setzen in verbotener Weise ihre Komposthaufen dicht ans Wasser und legen ihren Sperrmüll noch gleich daneben, in der Hoffnung, dass er vom nächsten Hochwasser komplett mitgenommen wird. Beim Anblick von Batterien, Blechteilen, Reifen und Rädern macht sich schnell Ernüchterung über das Verhalten mancher bereit. Immerhin zeigt das vor vielen Jahren eingeführte Dosenpfand Wirkung. Nur noch vereinzelte wandern Getränkedosen in die Müllsäcke der Fischer.

Eine richtige Plage ist der Plastikmüll. Tüten aller Größen und Farben hingen wieder im Gebüsch: Dass kleinste Teilchen davon in die Nahrungskette gelangen und über Futtermittel dann sogar ins Fleisch, sollte jedem klar sein, der seinen Müll in die Natur wirft.

Gelohnt hat sich der Einsatz der Kirchheimer Fischer auf jeden Fall. Wenngleich es Thimo Richter und Heiko Paul, dem Ersten und Zweiten Vorsitzenden angesichts des Müllbergs schwer fällt, von einem Erfolg zu sprechen. Dass die lockere Vergabe von Plastiktüten beim Einkauf eingeschränkt wird, hoffen sie ebenso wie auf die Stadt, dass sie die Markungsputzete nicht endgültig fallen lässt. Schließlich soll die ganze Stadt vom Müll befreit werden.hp