Kirchheim

Frauen begeisterten in der Christuskirche

Konzert Der 2019 gegründete Frauenchor „Caloroso“ kann sowohl kraftvoll als auch zart singen. Chorleiterin Dorota Welz hält die Gruppe zusammen.

Chorleiterin Dorota Welz gibt den Takt an für die „Calorosos“. Fotos: pr
Chorleiterin Dorota Welz gibt den Takt an für die „Calorosos“. Foto: pr

Schrill, stimmgewaltig und stilvoll - so beschreibt sich der junge Frauenchor „Caloroso“. Das sind Attribute, die neugierig machen - und genau das machte sich in der Christuskirche bemerkbar. Die Besucher nahmen das 2016 renovierte Kirchenschiff für sich ein und waren gespannt auf die Darbietung des Ensembles. Im Laufe des Konzerts wurde klar, dass dem Publikum im Vorfeld nicht zu viel versprochen wurde: Nach einer kurzen Begrüßung durch die Chorleiterin Dorota Welz, begannen die Ensemble-mitglieder mit „Gabriellas Lied“ und dem Statement „Ich will leben, wie ich will“, welches gleich zu Beginn klarmachte, dass es bei diesem Konzert um mehr als nur Musikhören ging. Es war der Einstieg in einen musikalisch ergreifenden Reigen, mitreißend und gleichzeitig zum Nachdenken anregend. Die Reise in die verschiedensten Musikepochen ergänzte Vollblutmusikerin Dorota Welz durch lyrisches Gedankengut starker Frauen, was beim Publikum, das zum Großteil aus Frauen aller Altersklassen bestand, großen Anklang fand. Die Gedichte mit Botschaft stammten aus der Feder von Dichterinnen wie Else Lasker-Schüler, Wislawa Szymborska, Mascha Kaléko und Rose Ausländer.

Auch das 2018 gegründete Ensemble „Caloroso“ war in Hochform: stimmgewaltig und leidenschaftlich in „Afrika Kyrie na Sanctus“, aber auch zart und rein im „Ave Maria“ von Caccini und musikalisch auf den Punkt in „Sometimes i feel like a mother less Child“, einem stellenweise siebenstimmigen A-cappella-Arrangement.

Am Ende des Abends wurde das Publikum mit der unterschwelligen, den Abend prägenden Botschaft entlassen: „Nimm dir deine Freiheit, sei mutig und stark, so, wie du eben einfach bist!“ Die eine oder der andere nahm diese Worte lächelnd und beschwingt im Herzen mit nach Hause. as

Die Chorleiterin Dorota Welz arbeitete bisher in mehreren Berufen - alle hatten etwas mit der Musik zu tun: Neben Tätigkeiten als Musiktherapeutin in der Jugend-Psychiatrie sowie Korrepetitorin für Eurythmieunterricht ist sie Musiklehrerin, Sprecherzieherin, Konzertpianistin und Chorleiterin der unterschiedlichsten Chöre.

Chorleiterin Dorota Welz. Foto:pr

Drei Fragen an Chorleiterin Dorota Welz

1. Was hat Sie inspiriert, in die unterschiedlichsten Bereiche einzutauchen?

Als ich mit der Musiktherapie gearbeitet habe, war ich noch Studentin an der Musikakademie in Krakau. Da gab es ein Projekt seitens der Universitätsklinik, auch mal junge Künstler in die Therapie einzubauen und eine positive Wirkung der Kunst auf den Patienten zu ermöglichen. Genauso sind viele Erfahrungen in mein Leben „eingetreten“; Chancen, die andere gar nicht gesehen hätten, habe ich immer wahrgenommen! Ich liebe die Abwechslung und neue Herausforderungen. Solange es sich auch im entferntesten Sinne um Musik und Menschen handelt, greife ich gerne zu. . .

2. Wie kam es zur Gründung des Frauen-Vokalensembles Caloroso?

Als Musikalische Leiterin eines Dachverbandes für Chöre, hatte ich die Ehre, die Verbandschöre ebenso zu leiten. Die meisten Frauen aus dem damaligen Frauenverbandschor wollten nach meinem Fortgang unbedingt weiter mit mir arbeiten, was ein unfassbar großes Kompliment für mich war. Da war es natürlich selbstverständlich für mich, die Mädels mitzunehmen und unter einem neuen Namen weiter zu musizieren. Ein „privates“ Ensemble, frei in allen Entscheidungen und Vorhaben, das ist es, was uns momentan einfach glücklich macht!

3. Was bedeutet Musik für Sie in der heutigen Zeit?

Musik ist für mich existenziell, und ich glaube, für alle Menschen eine unglaublich wichtige Ausdrucksmöglichkeit. Musik vermittelt, Musik verbindet, Musik kann pädagogisch wirken, ohne zu belehren, Musik lässt die Seele kommunizieren, kann sie ein Stück weit sogar „heilen“, und Musik macht natürlich vor allem Spaß! Ganz besonders und viel intensiver noch, wenn man sie selber machen darf. Aber auch schon als Zuhörer kann man sich in die schönsten, sonst unerreichbaren Welten entführen lassen. . . Da Frauen meistens die ersten Menschen sind, denen wir auf dieser Welt (nach der Geburt) begegnen, sind Frauen die ersten „Musikvermittlerinnen“ und ihre Liebes- und Schlaflieder oft die erste Musikerfahrung in unserem Leben. Also Frau - Musik - Mensch. Deshalb freut es mich, dass nach und nach mehr Komponistinnen und Musikerinnen in den kommerziellen Medien und endlich auch in den Konzerthäusern und Lehrstühlen ankommen und bekannt werden. Denn dabei waren sie schon immer, nur eben nicht so populär wie ihre männlichen Kollegen.as