Kirchheim

Freie Träger haben attraktivere Angebote als die Stadt

Betreuung Gemeinderat stimmt Kindergartenbedarfsplan zu – einschließlich Stilllegung des Lichtensteinkindergartens

Kirchheim. In Kirchheim gibt es mehr Betreuungsplätze als nötig. Almut Cobet, die Leiterin des Fachbereichs Bildung, Kultur und Soziales der Stadt Kirchheim, spricht von einem „deutlichen Überangebot“, sowohl bei Plätzen für Kinder unter drei Jahren als auch für Kinder zwischen drei und sechs. Selbst wenn die Kinderzahl steigen sollte, bestehe kein Bedarf für zusätzliche Plätze: „Der Mehrbedarf durch Wohnungsbau kann durch bestehende Plätze gedeckt werden.“

Das gelte selbst für Flüchtlingskinder. Derzeit gebe es in Kirchheim 18 solcher Kinder, bei deren Alter eine Betreuung in einem Kindergarten oder einer Kindertagesstätte infrage kommt. Dennoch gehe die Stadt jetzt nicht daran, Kindergärten regelrecht zu schließen. Es handle sich vielmehr um Stilllegungen, „weil man ja noch nicht weiß, mit wie vielen Flüchtlingskindern in nächster Zeit zu rechnen ist“. Ein stillgelegter Kindergarten lässt sich im Bedarfsfall schneller reaktivieren als einer, der geschlossen worden ist.

Einer der Kindergärten, dessen Stilllegung unmittelbar bevorsteht, ist der Lichtensteinkindergarten. Im Herbst 2018 sollen die verbleibenden Kinder, die dann noch den dortigen Kindergarten besuchen würden, auf andere Einrichtungen verteilt werden. Unter finanziellen Gesichtspunkten leuchtet dieses Vorgehen sofort ein: Die anderen Plätze sind ohnehin vorhanden, und der weitere Betrieb des Lichtensteinkindergartens würde in dem einen Jahr, das bis Sommer 2019 zur Diskussion gestellt werden sollte, Kosten in Höhe von 150 000 Euro verursachen. Diese 150 000 Euro für 13 Kinder kann und will sich die Stadt Kirchheim gerne sparen.

Im Gemeinderat stellte Tonja Brinks (SPD) zwar den Antrag, den Lichtensteinkindergarten un­ter Berücksichtigung möglicher Neuanmeldungen noch bis 2019 zu betreiben. Aber auch sie sah den Kostenfaktor als wichtiges Argument, das eigentlich gegen ihren Antrag spricht. Entsprechend fand der Antrag auch keine Mehrheit.

Auf die Gefahr hin, sich unbeliebt zu machen, fand Ralf Gerber (Freie Wähler) deutliche Worte: Es sei sicher kein großes Problem, die 13 Kinder aus dem Lichtensteinkindergarten in anderen Einrichtungen unterzubringen, denn „die Flexibilität meiner Kinder, wenn sie andere Kinder getroffen haben, war immer höher als meine eigene, wenn ich neue Erwachsene getroffen habe“. Sprich: Kinder gewöhnen sich vergleichsweise schnell an andere Spielkameraden.

Auch beim Hort – der keine Betreuung mehr für Schulkinder anbieten wird, weil diese in der Ganztagsbetreuung der Konrad-Widerholt-Grundschule untergebracht werden sollen – zeigte sich Ralf Gerber konsequent: „Wir können nicht für ein paar Kinder ein exquisiteres Angebot bereithalten als für alle anderen Kinder.“

Dr. Silvia Oberhauser, die Vorsitzende der Frauenlisten-Fraktion, empfand es ebenfalls als „logisch“, Plätze abzubauen, wenn der Bedarf geringer ausfällt. Sie fragte sich allerdings, warum die Auslastung bei den freien Trägern sehr viel höher ist als bei der Stadt, und sorgte sich, „dass unsere Plätze vielleicht nicht bedarfsgerecht sind“. Das liege wohl auch daran, dass Ganztagsbetreuung bei freien Trägern wirklich ganztägig von 7 bis 17 Uhr stattfinde: „Bei der Stadt nennt man es aber schon Ganztagsplatz, wenn eine Einrichtung zwei Mal in der Woche bis 15.30 Uhr geöffnet hat.“ Wilfried Veeser (CDU) verwies ebenfalls darauf, dass man Eltern ernstnehmen müsse, die ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen müssen. Deshalb sei auch die Kommunikation so zu gestalten, „dass die Eltern sich ernstgenommen fühlen“.

Was die Öffnungszeiten betrifft, verwies Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker auf einen entscheidenden Nachteil der Stadt: „Da sind wir mit unseren Dienstplänen nicht so frei wie die freien Träger.“ Mögliche Fehler in der Kommunikation wiederum führte Almut Cobet gleichfalls auf rechtliche Zwänge zurück, unter anderem auf personalrechtliche: Man könne eben schlecht die Eltern informieren, wenn noch nicht einmal der Personalrat Bescheid weiß. Die abschließende Aussage der Fachbereichsleiterin dagegen dürfte bei allen Eltern auf Akzeptanz stoßen: „Wir wollen so viele Ferienbetreuungsplätze wie notwendig schaffen.“Andreas Volz