Kirchheim

Fressen, schlafen, wiederkäuen

Auf dem Oberboihinger Pfauenhof spricht man von einem neuen Bewusstsein für Tiere

Der stattliche Ziegenbock ist momentan das Ersatzmaskottchen auf dem Pfauenhof. Aber auch 30 Rinder fühlen sich dort sehr wohl.F

Der stattliche Ziegenbock ist momentan das Ersatzmaskottchen auf dem Pfauenhof. Aber auch 30 Rinder fühlen sich dort sehr wohl. Foto: Thomas Krytzner

Kirchheim/Wendlingen. Von einem neuen Bewusstsein spricht Nicole Haussmann vom Pfauenhof in Oberboihingen: Die Menschen wollen immer mehr Fleisch direkt vom Erzeuger, wo sie das Vieh im Stall sehen können. Dafür sind die Kunden bereit, mehr Geld auszugeben. Die typische Kundschaft gäbe es nicht. „Da kommen alle von Jung bis Alt.“

Den Pfauenhof gibt es seit 30 Jahren, und er wird als Nebenerwerb geführt. Renate und Christof Haussmann starteten direkt mit der Rinder- und Bullenmast, mittlerweile helfen die Töchter Cathrin und Nicole tatkräftig mit. Insgesamt 60 Bullen und Rinder verbringen ihre Zeit auf dem Pfauenhof im Stall, durchschnittlich zwei Jahre. Danach werden sie in der eigenen Schlachterei verarbeitet und das Fleisch an zwei Metzgereien geliefert sowie im eigenen Hofladen verkauft.

Nicole Haussmann sagt, dass viele Kunden den entschleunigten Wocheneinkauf schätzen und bewusst Fleisch von glücklichen Tieren verlangen. Auf die Frage, ob das Vieh denn wirklich glücklich sei, lächelt die Studentin und berichtet: „Wenn ich morgens um 5 Uhr in den Stall komme, schlafen die Tiere noch und wollen gar nicht aufstehen. Zum Teil liegen sie mit den Köpfen angekuschelt aufeinander. Die Rinder und Bullen fressen, schlafen danach noch eine Runde, bevor sie mit dem Wiederkäuen beginnen.“ Außerdem hätte jedes Tier genügen Platz und Bewegungsfreiheit in der Box.

Glücklicherweise hätte man auf dem Pfauenhof noch kein krankes Vieh gehabt und somit entfiel bisher die Abgabe von Antibiotika. Das Thema BSE sei im Grunde vergessen, das liege aber auch daran, dass es bei der Schlachtung strikte Regeln gebe: Kopf und Hirn seien Risikomaterial und gesondert zu entsorgen. Die Frage, ob Nicole Haussmann den Pfauenhof in der jetzigen Form übernehmen wird, kann sie noch nicht beantworten. „Mir machen die Arbeit und das Leben auf dem Pfauenhof viel Spaß“, sagt sie, „aber die Vermarktung und der Betrieb sind ein Fulltime-Job. Die Zukunft ist derzeit noch ungewiss.“

Ungewiss ist es auch, ob ein neuer Namensgeber den im vergangenen Jahr verstorbenen Pfau ersetzen wird. So nehmen Ziegenböcke, Gänse und Pferde die Besucher auf dem Oberboihinger Pfauenhof ersatzweise meckernd und schnatternd in Empfang.

Fressen, schlafen, wiederkäuen

Kontaktfreudige Kuh auf dem Pfauenhof in Oberboihingen. Foto: Thomas Krytzner