Kirchheim

Frettchen mit Soße

Hallöchen, stehen geblieben! Vom dunklen Rand des toten Winkels aus springt mir ein fleischgewordener Glückskeks mit schwarz-gelocktem Schopf geradewegs in die offene Flanke. Ein Seithupf wie aus der Zumba-Fibel, gefolgt von artig antrainiertem Werbe-Sprech. Der Fuzo-Emoji hat grundlos gute Laune und offenbar eine klare Mission: arglosen Passanten wie mir beim eiligen Gang zu einer warmen Mittagsmahlzeit unaufgefordert ins Gewissen zu plappern. Was ist das Seelenheil auf dieser Welt gegen mein lächerliches Zwölf-Uhr-Loch unterm Rippenbogen?

Ich versuche, freundlich zu bleiben, oute mich als Zeitgenossen mit langlebiger Imprägnierung gegen alles Religiöse und stehe zehn Meter weiter abrupt vor der Entscheidung, ob ich mein Handy nicht doch auf den konkurrenzlos günstigen Allwetter-Tarif des Easy-peasy-sorglos-Anbieters umstellen soll, der sich mir in Gestalt eines krawattenumschlungenen Frettchens mit ausgebreiteten Armen in den Weg wirft. Der Mann grinst dümmer als mein Steuerberater, aber das satte Firmen-Grün auf seinem Schlips finde ich super.

Es erinnert mich an Salat und Bratgut mit Soße, und ich beschließe, auf dem verbleibenden Weg bis zur Wirtshauspforte nichts dem Zufall zu überlassen. Wie der Huber Sepp am Slalomhang, mit fließenden Handbewegungen vor geschlossenem Auge, die Ideallinie verinnerlichend.

Am überdachten Stand der Hungerhilfe katapultiere ich mich aus dem Starthäuschen, umkurve mit einem kühnen Linksschwung die Gesellschaft zum Schutz verwaister Welpen und entgehe vor der Roll-Garderobe des lokalen Herrenausstatters nur knapp einer Vollmitgliedschaft in der westfriesischen Hochseerettung. Das Ziel ist erreicht, mein Appetit ist verflogen und ich beschließe, das nächste Mal das Auto zu nehmen.

Randnotiz Bernd Köble über Wegelagerer in der Fußgängerzone